Kapitel 24 ~ Teil eines Lebens

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Völlig perplex standen wir alle da. Mit dieser Wendung hatte hier keiner gerechnet, außer Christian selbst und Kayden, der sogar versuchte seinen Kumpel vom Reden abzuhalten. »Bailey, halt die Klappe. Das hier ist mein Problem.«

»Ein Problem, das ich verursacht habe. Also solltest du mich das auch aus der Welt schaffen lassen«, entgegnete der Grauäugige prompt. Mit starrem Blick fixierte er Kayden. Auf mich wirkte es, als würden sie sich stumm verständigen. Es war als wollte Christian Kayden mitteilen, dass es okay war. Er bat stumm um das Vertrauen seines Freundes, der daraufhin geschlagen laut ausatmete.

»Ich verstehe nicht ganz«, meldete sich Mila zuerst wieder von uns dreien zu Wort, was auch ihr gutes Recht war, denn es betraf sie. »Was hast du damit zu tun?«

»Das wüsste ich auch zu gern«, mischte sich auch Jona ein. Noch immer stand er angespannt vom noch silbernen Haaransatz bis zu den Füßen vor Christian, den er mit einem abschätzigen Blick begutachtete.

Ich hing noch immer an meinem Stuhl, der mir Halt geben sollte. Mittlerweile konnte ich meine Atmung beruhigen und die Kopfschmerzen waren komplett verschwunden. Niemand von den anderen hatte anscheinend bemerkt, was in mir vorging. Ich war erleichtert darüber, denn ich wüsste nicht, wie ich es einen von ihnen erklären sollte. Nicht einmal Jona und Mila. Doch wenn ich weiter so unvorsichtig sein würde, würde es nicht mehr lange dauern bis sie es wussten und beginnen würden Fragen zu stellen, die ich nicht beantworten wollte. Vielleicht war auch die Wahrheit die, dass ich mir selbst diese Fragen nicht beantworten können würde.

»McKay... Kayden war in der Nacht bei mir«, eröffnete Christian uns und ließ uns noch verwirrter als zuvor zurück.

»Soll das ein Scherz sein? Beschützt du Kayden gerade vor seiner eigenen Dummheit?«, fragte Jona ungläubig. Mit dem Zeigefinger deutete er auf den Blondschopf vor ihm. Dieser spannte sich noch in derselben Sekunde an. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

»Nein, soll es nicht. Es ist die Wahrheit, ob du mir glauben magst oder nicht«, erwiderte Christian daraufhin. Seine grauen Augen blickten auf meinen besten Freund herab.

»Du sagst mir gerade, dass er meine beste Freundin allein gelassen hat, nachdem er sie ge... Ihr wisst was ich meine!« Ich habe meinen besten Freund noch nie so laut und aufgebracht erlebt. Dennoch überraschte er mich, denn es war unglaublich, wie er selbst in so einem wütenden Zustand nicht Fluchen konnte oder andere Wörter, die ihm normalerweise nie einfallen würde zu sagen, sagen konnte. »Damit er sich mit dir treffen kann? Um... Um was eigentlich zu tun? Um dir zu erzählen, wie ein unschuldiges Mädchen auf ihn hereingefallen war?«

»Für wen hältst du mich eigentlich?!«, brüllte nun Kayden wütend. Er machte einen Schritt auf Jona zu, wurde jedoch von Christian aufgehalten, der ihn wieder hinter sich schob. In keiner seiner Bewegungen ließ er Jona aus den Augen.

»Nein, ganz sicher nicht. Für sowas hätte ich ihn selber eins auf die Schnauze gehauen«, teilte uns Christian seinen Standpunkt zu diesem Thema mit. Wahrscheinlich war dies ein weiterer Versuch, um Jona zu beruhigen.

»Und warum war er dann bei dir? Was war so wichtig, dass er zu dir fahren musste?«, wollte Jona von dem Grauäugigen wissen, der sichtbar seine Zähne aufeinander presste und das Zucken in seinem Kiefer verursachte. Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht unbedingt gewillt war darüber zu sprechen, doch hatte ich den Eindruck, dass er alles tun würde, um einen Freund aus der Patsche zu helfen.

»Christian, es ist nicht deine Aufgabe ihm das zu erklären«, drängte sich Kayden wieder in das Gespräch, doch schien sein Freund ihn nicht einmal mehr wahrzunehmen.

»Hör zu, Jona. Ich wusste nicht, dass er bei ihr war, als ich ihn anrief. Auch nachdem er bei mir war, wusste ich nichts davon. Er hatte kein einziges Wort darüber verloren. Das, was ich wusste, war, dass es ein Mädchen gab. Bis heute habe ich nicht einmal geahnt, dass es sich dabei um Mila handeln könnte«, versuchte er dem Silberkopf noch weiter zu besänftigen. Es funktionierte sogar ein wenig. Jonas Augenbrauen wanderten wieder langsam über seinen Brillenrand hinauf. Das war ein gutes Zeichen.

Strong and SelflessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt