Strong and Selfless

Kapitel 61 ~ Tanz des Abends

Vor dem Schulgebäude warteten Mila, Kayden, Christoph und Viola auf uns.

Die Jungs waren ebenso wie Christian in weißen langarmigen Hemden und dunklen Anzughosen gekleidet. Ihre Sakkos hingen über den Schultern ihrer jeweiligen Partnerinnen, die nicht die zu sein schienen, die ich vermutet hatte.

Viola stand neben Kayden, der lächerlich klein bei ihrer Körpergröße wirkte. Wie eh und je sah sie perfekt aus. Das smaragdgrüne seidige Kleid, welches mit einem Wasserfallausschnitt und geraden langen Rock meinem sehr ähnlich sah, stand in einem wunderschönen Kontrast zu ihrer dunklen Haut. Das Besondere an ihrem, was sich von meinem abhob, war das Korsett, welches ihre eh schon dünne Taille noch schmaler wirken ließ.

Mit einer Menge Goldschmuck an Ohren, Hals und Armen glich sie glatt einen Christbaum. Ebenso hielten goldene Haarspangen ein paar Strähnen ihrer dunklen Naturlocken zurück. Unter ihrem Pony wurden ihre dunklen Augen durch grünen Lidschatten perfekt in Szene gesetzt. An und für sich war sie ein sehr hübsches Mädchen. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie es nicht wusste, auch wenn ich sie noch nicht richtig kennengelernt hatte.

Neben Christoph stand Mila in ihrem bronzefarbenen Kleid und leuchtenden Augen. Mit einem breiten Lächeln, das heller als die Perlenkette um ihren Hals funkelte, nahm mich der Wirbelwind im Empfang. In ihren Händen hielt sie Jona's Smartphone und Wagenschlüssel. Da wurde mir einiges klar.

»Ihr habt das mit der Kindersicherung geplant, oder?«, flüsterte ich Mila zu, die sich an meine Seite gesellte. Zusammen liefen wir durch den Eingang der Schule.

Christian unterhielt sich derweil mit Kayden und Viola.

»Du magst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber damit hatten wir nichts zu tun. Wir haben nur die Gunst des Schicksals genutzt«, antwortete sie mir leise und kicherte.

Gunst des Schicksals, äffte mein Hirn meiner besten Freundin nach. Wer's glaubt. Ich verdrehte meine Augen wenngleich mit einem breiten Lächeln.

Zusammen liefen wir paarweise durch die geschmückten Schulflure. Überall hingen noch Plakate vom Homecoming-Spiel an den Spinden, blau-weiße Fahnen und Luftballons säumten den Weg bis zur Turnhalle. Stellenweise standen Grüppchen von Schülern, die sich angeregt miteinander unterhielten. Das Klackern unserer Schule hallte durch den fliesenbedeckten Boden und glattgespachtelten Wänden.

»Ich dachte, du gehst mit Kayden zum Ball«, sprach ich den ersten Gedanken an, bevor ich Milas Machtinstrumente in ihren Händen entdeckt hatte.

»Das geht nicht. Schon vergessen? Die Seniors müssen mit jüngeren Schülern als Begleitung erscheinen«, erinnerte sie mich an die oberste Regel des heutigen Abends.

Leise hörten wir Musik durch die Gänge strömen. Wir waren fast an unserem Ziel. Jona war schon fleißig bei der Arbeit. Mit jedem Schritt, dem wir der Quelle näher kamen, wurde es lauter und immer mehr Schüler begegneten uns auf den Gängen.

Von weitem konnten wir den Eingang der Sporthalle sehen. Über der großen Glastür, dessen Flügel weit offen standen, hing ein weißes Banner, auf dem mit dunkelblauer Schrift "Homecoming" prangte. Links und rechts eingeschlossen von zwei Adlerköpfen der Eagles.

An dessen Seiten war jeweils ein Lehrer postiert. Professionell verschränkten sie die Arme, als wären sie wahre Türsteher. Anscheinend überprüften sie tatsächlich, ob die Seniors Begleitung aus den unteren Stufen mitgebracht hatten. Deshalb harkte sich Viola auch in Kaydens Arm und Mila in Christophs ein. Mein befand sich noch immer in Christian Obhut.

Als wir nah genug dran waren, erkannte ich sogar einen der Lehrer. Überrascht sah ich in Mr Millers Gesicht, der selbst nicht weniger überrumpelt schien.