𝘽𝙖𝙣𝙙 𝙄 𝙙𝙚𝙧 𝙎𝙩𝙧𝙤𝙣𝙜 𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚
Rosa Price ist verschwunden. Ihr Vater unternimmt alles, um sie zu finden. Nach einem Jahr Suche gibt die Polizei auf und erklärt sie für tot.
Währenddessen verfolgt die leidenschaftliche Hobbytänzerin Ashl...
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Nur unter großem Kraftaufwand konnte ich die Tür des Greises öffnen. In den letzten Tagen hatte sie gewaltig an Gewicht zugenommen. Es fühlte sich an, als wäre sie diejenige, die mein Herz in den Tiefen des Ozeans festhielt. Die Oberfläche der Hoffnung war für mich ferner, als der tiefe Grund des Aufgebens. Wie ein Luftballon, aus dem der Sauerstoff fast ganz entwichen war, schwebte ich zwischen Hoffen und Aufgeben.
Seit Tagen hatte ich nichts von ihren besten Freunden gehört, die die Suche aufgenommen hatten. Seit Tagen hatte ich selbst keine Hinweise gefunden. Wohl eher waren es schon Wochen. Die Nachricht, dass meine Schwester nicht mehr lebte, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Unter der Webseite, die wir zur Suche eingerichtet hatten, trafen sogar tagtäglich Kommentare von Personen ein, die in einem ganz anderen Staat der USA lebten. Sie bedauerten die ganze Geschichte sehr und wünschten meinem Vater und mir alle Kraft, die wir brauchten, um das zu überstehen, wenn es uns nicht schon längst zerstört hätte. Es ging also durch das ganze Land.
Schnell schlüpfte ich durch einen kleinen Spalt unserer Haustür. Dahinter erstreckte sich ein langer Flur, an der Küche, Wohnzimmer und Dads Schlafzimmer Anschluss fanden. Nachdem ich mich von meinen Schuhen und meiner Jacke entledigt hatte, schlürfte ich in die Küche. Wie jeden Tag war das mein erster Gang, um meinen nicht vorhandenen Hunger zu stillen.
Zumindest wusste mein gesunder Menschenverstand noch, dass es wichtig war etwas zu mir zu nehmen. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich schon lang eingegangen. Außerdem wusste ich auch, dass es Rosa nichts nutzen würde, würde ich krank werden und nicht mehr weitersuchen können.
Also schlug ich direkt den Weg zu unserem Kühlschrank ein, auf der Hoffnung etwas zu finden, dass ich auf meinem Toast legen könnte. Jedoch fiel mein Blick auf die kleine Kücheninsel dieses Raumes und ließ mich innehalten. Etwas kleines rechteckiges lag auf der Arbeitsfläche.
Verwundert machte ich ein paar Schritte darauf zu. Dad ließ nie etwas einfach so irgendwo in diesem Haus liegen, es sei denn es befand sich in seinem Büro, wo ich allein sowieso nie rein durfte.
Plötzlich blieb mir das Herz stehen, nur um in der nächsten Sekunde doppelt so schnell zu schlagen. Denn das, was ich da sah, konnte ich einfach nicht glauben.
Mein jüngeres ich grinste mich überaus glücklich an, wie schon lange nicht mehr. Die himmelblauen Augen meiner Schwester strahlten mir entgegen, wie sie mir zuletzt in Erinnerung geblieben waren.
Geistesabwesend streckte ich meine Hand nach dem Gerät aus. Keine einzige Frage, die in meinem Kopf herumschwirrten, konnte ich klar fassen, denn ich wusste, mein eigenes Wissen würde mir keine davon beantworten können.
Das Smartphone meiner Schwester galt am selben Tag verschollen, wie sie selbst. Wie konnte es nur hierhergelangen? Warum war es hier? Wieso hatte mir mein Dad nicht gesagt, dass er es hatte?
»Dad?!«, rief ich durchs Haus. Ich war den Tränen nie näher, wie in diesem Augenblick.
»Susi, du bist schon da«, ertönte seine tiefe raue Stimme hinter mir kaum später als eine Minute. Sofort drehte ich mich um, das Gerät fest in meiner Hand, als hätte ich Angst, es würde im nächsten Moment wieder verschwunden sein. Falsch. Es war meine Angst.