Ratlos.
Machtlos.
Zwei Eigenschaften, die nicht aufeinander treffen sollten. Jegliche Gefühle wurden weggefegt. Zurück blieb eine gähnende Leere.
Eine Leere, die sich langsam und qualvoll mit jeder Träne, die ich rollen sah, in mir ausbreitete. Gefolgt von Taubheit und Schwindel. Hingegen war der schmerzende Kloß, der sich den Weg hinauf in meinen Rachen kämpfte, deutlich zu spüren. Noch dazu weigerte sich meine Lunge weiterhin Sauerstoff aufzunehmen und an meine Blutkörperchen zu verteilen.
Ich suchte nach einem Ausweg, nach einer Lösung, die mir mein Gehirn nicht bieten konnte. Wie auch? Dort drinnen gab es ja nichts mehr. Entrümpelt, geputzt und poliert. Geschlagen sollte ich mich geben, doch konnte ich es nicht. Weiterhin kramte ich in Kisten, die schon lange ausgeräumt waren. Deren Inneres ließ nicht einmal einen einzigen Fussel blicken. Der Boden glänzte und funkelte. Es war das reine Nichts in mir drin.
Es war so sauber in mir, dass es mir Kopfschmerzen bereitete. Mit einem kleinen Pochen begann es. Bald darauf war es wieder dieses fiese Stechen hinter meiner Stirn, dass ich nicht wegmassieren konnte.
Mit starrem Blick an die geflieste Wand, hielt ich meine beste Freundin in den Arm, auf der Hoffnung ihr irgendwie Trost spenden zu können. Wie sollte ich dies können, wenn ich keinen Rat wusste?
Ich war Machtlos. Konnte ihr nicht helfen. Jeder kluge Spruch, der von meinen Lippen springen könnte, würde ihr nicht helfen und die Lage definitiv nicht bessern. Schluchzend klammerte sie sich an mich, als würde sie auf einem schwankenden Schiff halt suchen, um nicht in die Tiefe des Ozeans zu stürzen.
Nach Luft schnappend klammerte ich mich an ihr, um den Kopfschmerzen keine Kontrolle über mich ergreifen zu lassen.
Mit nichts der Gleichen hatte ich heute Morgen gerechnet, als ich an meinem Spind auf meine Freunde wartete. Wie fast jeden Morgen lief mir der Rotschopf über den Weg, der mich mit seiner charmanten Art und Weise begrüßte und bald darauf wieder verschwunden war. Diesmal hatten wir es sogar ohne einen Unfall geschafft.
Kaum als Jo und Mi eingetroffen waren, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Die fetten Augenringe unter den schönen bernsteinfarbenen Augen meiner besten Freundin waren von einem Kilometer aus schon erkennbar. Zuerst wollte sie nicht darüber reden, ich hatte vor dies zu akzeptieren, doch im nächsten Moment rannte sie auch schon los und versuchte ihr Schluchzen mit ihren Händen zu ersticken. In diesem Zustand konnte ich sie nicht allein lassen. Schnell fand ich sie auf der Mädchentoilette. Panisch hatte ich alle Türen der Kabinen aufgestoßen, nur eine hatte unter meinen Händen nicht nachgegeben.
Es hatte eine Menge Überzeugungskraft meinerseits gekostet, um Mila dazu überreden, mir die Tür zu öffnen und mich hineinzulassen. Zögerlich hatte sie mir die Tür geöffnet, dabei brauchte sie drei Anläufe, um den Riegel zu lösen.
Die Situation war schlimmer, als ich befürchtet hatte. Wie ein Häufchen Elend fand ich sie auf dem Boden in der Kabine wieder. Die Beine hatte sie angewinkelt, ihre Arme drumherum geschlungen und ihren Kopf dazwischen versteckt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das erste Pochen angekündigt.
»Ich bin eine Versagerin.«
Es hatte lange gedauert, sie davon zu überzeugen, mich anzusehen und mir zu sagen, was los war. Danach hatte ich sie direkt in den Arm genommen und geschwiegen. Es gab keine Worte, die sie hätte aufmuntern können, das wusste ich sofort. Dennoch wollte ich ihr helfen, ihr einen guten Rat geben, und doch hinderte mich mein leerer Kopf daran. Ein Presslufthammer hatte seine Arbeit begonnen und füllte die große Halle mit Lärm.
»Das bist du nicht.«
Im Augenblick konnte ich einfach nur für sie da sein und die Wärme spenden, die sie brauchte. Am ganzen Körper zitterte sie, dabei war es noch nicht einmal ansatzweise so kalt draußen, dass es ihren Zustand rechtfertigen könnte.
DU LIEST GERADE
Strong and Selfless
Romance𝘽𝙖𝙣𝙙 𝙄 𝙙𝙚𝙧 𝙎𝙩𝙧𝙤𝙣𝙜 𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚 Rosa Price ist verschwunden. Ihr Vater unternimmt alles, um sie zu finden. Nach einem Jahr Suche gibt die Polizei auf und erklärt sie für tot. Währenddessen verfolgt die leidenschaftliche Hobbytänzerin Ashl...