Kapitel 9 ~ Ein umwerfendes Ereignis

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Langsam verschwand auch der letzte orange Sonnenlichtstrahl am dunkelblauen Himmel, um den Sternen die Show zu überlassen. Sie glimmten nur leicht vor sich hin und doch sah ich sie zum ersten Mal, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Hier gab es kein Licht, das das Betrachten der Sterne erschweren könnte, dennoch machten sie selbst es mir nicht leicht sie zu zählen. Jedes Mal begann ich von vorn, nur um dann noch einmal zu beginnen, da ein weiterer neben all den anderen auftauchte, den ich wohl möglich vergessen haben könnte mitzuzählen. Also gab ich auf und betrachtete nur die Schönheit ihrer Gesamtheit am Himmelszelt.

Die Luft hatte sich ein wenig abgekühlt, doch unter die 20 Grad Marke würde sie auch in den nächsten Tagen noch nicht fallen, obwohl es kurz vor dem September war. Ein Blick auf mein Smartphone verriet mir, dass es kurz nach 19.30 Uhr war und es Zeit war, nach Hause zu gehen. Die anderen sahen es wohl genauso, schnappten sich ihre Taschen und warfen sie sich über die Schultern, während sie ihre Gespräche weiter am Laufen hielten. Meine Gedanken waren zwischenzeitig anderweitig abgerutscht, weshalb ich erst einmal wieder den roten Faden finden musste, um mich an den Gesprächen beteiligen zu können.

Mit kleinen Schritten drängelten Mila und ich uns an Jona und Christoph vorbei, die sich mitten in den Weg gestellt hatten und sich darüber unterhielten, dass Jona eine Menge im Fitnessstudio nachzuholen hatte. Dabei war Jona immer bedacht, den Gründen für sein Fehlen aus dem Weg zu gehen. Ich musste lächeln bei der Tatsache, dass er die Jungs weder belügen noch die Wahrheit sagen wollte. Es änderte sich dennoch nichts an seiner derzeitigen Situation und dass ihm die Jungs im Nacken hingen.

Kayden und Christian hatten bereits die letzte Stufe der Tribüne erreicht. Dort unten standen sie mit verschränkten Armen und unterhielten sich so lange wir die Treppe herunterstiegen. Sie waren beide wohl welche von der schnellen Sorte, die sich nichts dreimal sagen ließen.

Mila, die neben mir war, stieß mich sachte mit der Hüfte an. Ich blickte zu ihr, als sie sich ein wenig zu mir herüber lehnte. »Und? Ziehst du schon jemanden von den Jungs in Betracht?«

Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was meinte sie denn jetzt schon wieder damit? Sie wusste, dass ich nicht auf der Suche nach einem Freund war. Das konnte ich einfach nicht gebrauchen. Außerdem würde keiner dieser Jungs infrage für mich kommen.

Zu groß.

Zu klein, zu jung und könnte mein Bruder sein.

Zu charmant, offensiv, grob und unsensibel.

Wem ich diese Eigenschaften zuschreibe, sollte wohl auf der Hand liegen. Jedenfalls hätte sie uns beide diese Frage ersparen können. Aber da ich davon ausging, dass sie mich gut genug kannte, fragte ich trotzdem nach. »Wofür genau?«

»Ich meine für den Ball«, sagte sie leise und vergewisserte sich mit einem Schulterblick, dass Jona und Christoph weit genug von uns entfernt waren, um nichts mitzubekommen. »Du weißt doch, dass zum Homecoming die Seniorclass die Juniors zum Ball einladen muss, damit jeder die Chance erhält dort einmal hinzugehen. Die beiden Chris wären unsere Chance.«

»Sie wären eine Chance für dich und nicht für mich. Müssen wir das zudem hier besprechen, wo sie uns hören könnten?«, flüsterte ich ihr zu und ging auch noch einmal sicher, ob die Jungs unser Gespräch auch wirklich nicht belauschten. Wir waren fast unten angekommen, wo noch immer die anderen beiden Jungs standen und auf uns warteten. Es war ungewohnt von so vielen Jungs umgeben zu sein und löste in mir ein wenig Unbehagen aus. Ich dachte immer, dieses Gefühl würde schlimmer sein.

»Warum sträubst du dich so dagegen? Ich möchte da nicht allein hingehen.«

»Ich sträube mich nicht. Ich sage dir nur klar und deutlich, dass ich nicht dort hingehen werde«, erklärte ich ihr gefühlt schon zum hundertsten Mal. Warum möchte denn unbedingt jeder, dass ich dort hingehe? Es war doch meine Entscheidung, ob ich dort sein möchte, oder nicht? Auf einen Ball konnte ich gut verzichten. Zuerst meine kleine Schwester jetzt wieder einmal Mila und selbst Jona war mir schon in den Rücken gefallen.

Strong and SelflessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt