Mit einer unglaublichen Leichtigkeit hob Christian mich aus dem Wasser, hinauf in den Sonnenuntergang, in dem ich meine Arme wie die Flügel eines Vogels ausbreitete. Blonde Strähnen peitschten mir sanft um die Nase, als der Wind mich erfasste und meine Härchen an Armen und Beinen auf die Beine half. Das Kribbeln in meinem Bauch ließ mich der Höhe bewusst sein, in der ich mich befand, die Jona niemals erreichen würde, darum schloss ich meine Augen und streckte meine Nase genussvoll in die rote Abendsonne, die noch immer leicht mein Gesicht wärmte. Ich schwebte über Christians Kopf, seine Hände hielten mich so federleicht, dass ich ihn kaum wahrnahm, als würde ich allein durch die Erdatmosphäre schweben. Es war ganz still um mich herum, geradezu friedlich. Nur mein Atem und der, der Natur war zu hören.
Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf mein Gesicht, das mit einem zunehmenden Druck an meiner Hüfte verblasste. Ich öffnete wieder die Augen, holte meine Flügel ein und blickte Christian in die stahlgrauen Augen, als er mich langsam aber sicher wieder zu sich holte. Bevor ich von seinen Händen rutschen konnte, legte ich instinktiv meine Arme um seine breiten Schultern, um mich an ihm festhalten zu können, während sein rechter Arm sich um meine Taille schlang, sein Rücken sich beugte und mich behutsam abstellte. Sein warmer Atem streifte meinen Hals, meine Haare kitzelten seine Wange, meine Hände spürten jeden zuckenden Muskel unter seiner Haut und unsere Oberkörper waren so nah aneinandergepresst, dass kaum ein Blatt zwischen uns passte. Erst in diesem Augenblick bemerkten wir, wie nah wir dem anderen eigentlich waren und fuhren auseinander, sobald ich sicher im Wasser vor ihm stand. Wenige Schritte trennten uns von dem anderen, den wir unsicher musterten.
Christian war der Erste, der sich wieder fasste und grinsend beide Hände hob. Ich verstand schnell und hob ebenfalls meine Hände, um freudig in seine einschlagen zu können, nur um selber festzustellen, dass ich mich ein wenig auf die Zehnspitzen stellen musste, um an seine heranzureichen, obwohl ich ihm bis zur Nase reichte.
»Denen haben wir es aber gezeigt!«, rief Christian vergnügt aus, schlug ein und zog sich so schnell wie möglich wieder zurück. Auch ich zog meine Hände wieder zurück, während ich mich wieder auf meine Füße niederließ.
»Dann werden wir es ihnen mal unter die Nase reiben gehen«, fügte ich ein wenig verlegen, über seinen Ausruf, hinzu und wendete mich von ihm ab. Jedoch blieb das Rauschen des Wassers hinter mir aus, das verursacht wurde, wenn jemand durch das Wasser lief. Fragend drehte ich mich wieder zu ihm. Entgegen meiner Erwartung war er wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen geblieben, noch immer hüfttief im Wasser.
»Geh du schon einmal vor. Ich werde noch eine Runde drehen, ehe ich zu den Verlierern stoße«, erklärte er mir nur mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen - von dem er doch nicht tatsächlich glaubte, dass ich es nicht mitbekommen hatte? - und sprang mit dem Kopf voraus in den See, noch bevor ich etwas erwidern konnte. Verwirrt blickte ich dem durchs Wasser gleitende Körper hinterher.
»Okay«, sagte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm und zuckte verwundert mit den Schultern, als er wieder die Oberfläche durchbrach und sich die nassen Haare schüttelte. Wahrscheinlich musste er sich von der ganzen Aufregung erst einmal eine Abkühlung gönnen, die ich hätte auch gut gebrauchen können, als ich erneut den Applaus hinter mir wahrnahm. Verdammt, ich war eigentlich gar keine Person, die so leicht verlegen wurde, aber gerade glühte mir schon wieder der Kopf.
Die Option Christian einfach hinterher zu hechten gab es für mich nicht. Ich hatte das Gefühl, dass er gerade Zeit für sich brauchte und beabsichtigt hatte von uns weg zukommen. Es tat mir ein wenig leid, dass ich ihn dort mit hineingezogen hatte, aber er hatte auch nicht den Anschein gemacht, als würde ihm das etwas ausmachen. Dennoch plagte mich ein wenig, das schlechte Gewissen, das langsam in mir aufkam. Ich biss mir fest auf die Lippe, denn entschuldigt hatte ich mich ja bereits, oder? Ich konnte mich ja auch ein zweites Mal bei ihm entschuldigen, doppelt hält wohl besser.
![](https://img.wattpad.com/cover/303940344-288-k692645.jpg)
DU LIEST GERADE
Strong and Selfless
Romance𝘽𝙖𝙣𝙙 𝙄 𝙙𝙚𝙧 𝙎𝙩𝙧𝙤𝙣𝙜 𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚 Rosa Price ist verschwunden. Ihr Vater unternimmt alles, um sie zu finden. Nach einem Jahr Suche gibt die Polizei auf und erklärt sie für tot. Währenddessen verfolgt die leidenschaftliche Hobbytänzerin Ashl...