Kapitel 23 ~ Herzensangelegenheiten

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»Du und Jona kennt ja schon die ganze Geschichte. Doch du bist die einzige, die bisher weiß, wer es ist«, lachte sie leise, dass auf mich ein wenig verzweifelt wirkte.

Das war also der Moment. Sie war bereit zu reden. Es war das erste Mal, dass wir ernsthaft über nur einen Jungen sprachen und ich wusste nicht wie ich mich fühlte. Etwas kroch mir unangenehm in die Kehle und nahm mir die Fähigkeit zum Sprechen, wiederum kribbelte mein Bauch, der wissen wollte, was sie zu sagen hatte. Ich bin keins der Mädchen, dass gerne über Jungs und Beziehungen sprach, aber ich wollte für meine Freundin da sein.

»Ich habe mit ihm noch immer kein Wort gesprochen. Nicht einmal, nachdem Jona uns die Jungs als seine neuen Freunde vorgestellt hatte. Eigentlich dachte ich, dass ich dem aus dem Weg gehen könnte, doch macht er selbst mir das ganze viel komplizierter. Immer wieder lässt er diese verdammt süßen Kommentare fallen und ich weiß nie was ich darauf erwidern soll. Wer denkt er, wer er eigentlich ist? Möchte er mir damit eins reinwürgen und weiter auf meine Gefühle herumtrampeln? Macht es ihm etwa Spaß?« Mit jeder Frage gerät Milas Stimme eine Oktave höher und mit jeder höheren Oktave riss sie fester an meinen Haaren. Sie sollte ruhig ihre Wut herauslassen, doch nicht an mir!

»Wow! Wow, Mila!« Mit einer schnellen Kopfbewegung entriss ich ihr meine Haare und drehte mich zu ihr um. »Du kannst deinen ganzen Frust nicht an meinen Haaren auslassen! Nimm das Kissen, wenn es so nötig ist«, sagte ich zu ihr, drückte ihr eins meiner kleineren Kissen von meinem Bett in die Arme und sah in ihre bernsteinbraunen Augen, die von einem dunkelgrünen Lidschatten und Kajal umrandet waren.

»Es tut mir leid, das wollte ich nicht. Nur er macht mich so rasend«, schnaufte sie und zerknautschte das Kissen zwischen ihren Händen. Ihre Augen glitzerten aufgebracht im Schein meiner Zimmerlampe und ließ mich nur erahnen, was sie fühlen musste, denn ich hatte so etwas Ähnliches durchlebt, dennoch war es nicht vergleichbar mit ihrer Situation. Uns beiden wurde das Herz gebrochen, doch war ich darüber hinweg und hatte Klarheit. Mila dagegen war noch mitten drin und blieb in der Ungewissheit zurück, die sie sich selbst mitunter geschaffen hatte. Er hatte Versuche unternommen ihr alles zu erklären, doch wollte sie ihm nicht zuhören und das war nicht gut. Sie musste bald mit ihm reden.

»Warum sprichst du nicht mit ihm?«, fragte ich sie und griff nach ihrer Hand, die das Kissen umklammert hielt. »Nur er kann dir das alles erklären. Und es tut mir leid, wenn ich dir das sagen muss, aber du bist selbst ein wenig schuld an dieser Situation, schließlich bist du nicht ans Telefon gegangen und hast ihn versucht zu vergessen, ohne dass er sich erklären konnte. Du wirst ihn nie vergessen können, wenn du nicht weißt was los war.« Das waren die harten Fakten, die Mila akzeptieren musste. Sie hatte die Wahl damit zu leben oder es zu ändern, doch musste sie diesen Schritt gehen. Mir war bewusst, dass ich ihr eigentlich gut zureden sollte und sagen sollte, dass er ganz allein Schuld hatte, doch entsprach dies nicht der Wahrheit. Meine Worte mögen ihr jetzt nicht gefallen, doch wird sie mir vielleicht eines Tages dafür danken.

»Aber was ist, wenn mir seine Erklärung nicht gefällt? Wenn sie mir einfältig erscheint und sie mich nur mehr verletzt?«, eröffnete sie mir ihre Zweifel. Ihr Mundwinkel verzogen sich immer weiter nach unten und ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde bis der Damm brach. Ich musste es so gut wie möglich verhindern, sonst hätte ich gleich einen kleinen Panda vor mir zu sitzen.

»Ist das deine Angst? Wenn, dann kann ich dich beruhigen. Egal wie dieses Gespräch ausgehen mag, entweder dir geht es sofort besser oder dir geht es wenige Tage beschissen und danach kannst du ihn vergessen und du wirst mit jemand anderen glücklich. Doch solange, wie du dich selbst in Unwissenheit wiegst wird es dir nicht besser gehen. Es wird dich verfolgen und das möchte ich nicht für dich. Ich möchte meine glückliche Mila zurück, die ihr Leben so lebt, wie es ihr gefällt. Kein Junge sollte die Macht über dich haben dich unglücklich zu machen.« Nannte man das eine Standpauke? Es fühlte sich zumindest wie eine an, dabei wollte ich ihr keineswegs vorschreiben was sie zu tun hatte. »Aber das ist nicht das einzige, oder?«, fragte ich sie, als keine Antwort von ihr kam, dabei hatte sie immer eine Antwort parat, egal was ich sagte. Sie schüttelte mit dem Kopf und bestätigte mir meine Vermutung.

Strong and SelflessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt