Kapitel 13 ~ Der Joker höchstpersönlich

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🎶Hungry Eyes ~ Eric Carmen🎶

»Jungs, ich brauche eine Pause«, teilte ich dem tobenden Gewirr aus silbernen, blonden, roten und braunen Haaren mit. Schlagartig stoppten zwei von ihnen in ihren Bewegungen und sahen mich mit großen Augen an.

»Ach, Lyn. Bleib doch ein wenig«, quengelte da auch schon Christoph.

»Wenn es ihr reicht, sollten wir sie nicht aufhalten«, wandte Christian hinter ihm ein, der Kayden im Schwitzkasten hatte und ihn locker in Schach hielt. Mit Armen und Beinen wehrte sich der arme Junge, eingeklemmt zwischen Christians starkem Arm und muskulösem Brustkorb. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, aber die Kindsköpfe hatten es tatsächlich geschafft, ihn so lange zu provozieren, bis er sich ihnen anschloss und zurückschlug. Eine wilde Wasserschlacht war entstanden und leider konnte auch ich mich nicht daraus winden, eine Entscheidung, die mich jetzt auch noch dafür bestrafte, dass ich Spaß hatte.

Dankend nickte ich Christian zu und bedeutete Jona mit einem Blick, dass er zu mir kommen sollte. Dieser verstand sofort und watete langsam durch das Wasser auf mich zu. Dabei konnte ich nicht verhindern, ihm nicht auf den Oberkörper zu starren. Mit den Körpern der anderen Jungs konnte er zwar noch nicht mithalten, aber man sah, dass er trainierte und Muskeln aufgebaut hatte. Seine Brust war breiter geworden, sein Bauch flacher und von seinen Armen und Beinen ganz zu schweigen.

»Was gibt es?«, fragte er mich und kam vor mir zum Stehen. Die silbernen Haare klebten ihm im Gesicht und Wasserperlen tropften von Nase und Kinn.

»Könnte ich dein Handtuch haben? Damit ich mich hinlegen kann?«, fragte ich ihn, eine völlig belanglose Frage, er würde eh nicht nein sagen.

»Klar, ich habe noch ein zweites dabei«, antwortete er und wollte sich schon wieder verdrücken, doch hielt ich ihn auf.

»Jona? Warum habt ihr vorhin Mila ins Wasser geworfen?«, fragte ich ihn, mir war es nicht entgangen, dass Mila sich von uns abgekapselt und sich bereits wieder auf dem Rasen niedergelassen hatte.

»Ich denke, sie brauchte eine Abkühlung«, antwortete er und zuckte nur mit den Schultern. Er glaubte doch wohl nicht, dass ich ihm das abkaufte? Da muss mehr gewesen sein. Zu solchen Maßnahmen würde er nur greifen, wenn einer von uns sich zu überheblich verhalten hätte oder nicht nach seinem Wesen. So war er nicht.

»Was war los?«, hakte ich also nach und sah ihn ernst an.

Nervös leckte er sich über die Lippen und strich sich mit der Hand die Tropfen von Nase und Kinn. Dann sah er mir wieder in die Augen. »Sie hat sich dir gegenüber nicht richtig verhalten.«

»Falsch, ich habe mich ihr gegenüber nicht richtig verhalten«, entgegnete ich ihm.

»Lyn, ich habe gesehen, wie wütend du ins Wasser gesprintet bist. Du bist ewig nicht hochgekommen, als du untergetaucht warst. Weißt du, welche Angst ich um dich hatte?«, fragte er mich vorwurfsvoll, dabei stemmte er seine Hände in die Hüften und blickte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Ich konnte ja nicht wissen, dass du so lange die Luft anhalten kannst. Also habe ich Mila gefragt, was passiert ist. Sie hat es mir dann gesagt und dafür hatte sie eine Abkühlung verdient. Denn wenn du nicht auf Männer stehst, dann bin ich der Weihnachtsmann. Sie hätte es auch einfach anders angehen können.«

»Richtig, Jo. Hätte sie. Dennoch hat sie das nicht verdient, auch wenn ich mich darüber amüsiert hatte. Aber, du kennst Mi, es ist nicht selten, dass sie Vorurteile Glauben schenkt oder sich eine falsche Meinung bildet, aber sie spricht wenigstens mit denjenigen darüber. Ich habe einfach überreagiert, nur, weil sie mir schon die ganze Woche in den Ohren liegt, dass ich mir einen Ballpartner suchen sollte. Es hatte halt einfach gereicht, aber das war eine Sache zwischen ihr und mir. Da hättest du dich nicht einmischen brauchen«, erklärte ich ihn mit ein wenig erhobener Stimme und kam mir vor, als würde ich einen kleinen Jungen belehren. Ich konnte seinen Beschützerinstinkt nachvollziehen, wahrscheinlich würde er es nicht anders machen, wenn Mila betroffen wäre und ich die Übeltäterin gewesen wäre, aber das ging so nicht.

Strong and SelflessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt