Das Lied war zu Ende. Die Schmetterlinge hielten abrupt in ihrem Tanz inne. Und mein Herz? Das setzte einen Schlag aus.
Ich hatte mit allem gerechnet, aber mit keinem Fluch, der seinem Mund entwich. Nicht nachdem ich so viel Mut zusammengekratzt hatte und versuchte, meine Angst zu überwinden.
Mit großen Augen sah ich ihn an. Die Tränen waren bereit zu fließen. Er selbst blickte aus dem Fenster hinter sich. Wahrscheinlich um sich nicht das Elend mit ansehen zu müssen.
War er dafür mitgekommen? Um mir zu sagen, dass er nicht dasselbe fühlte? Um mein Herz erneut zu zerschmettert, nachdem es schon fast geheilt war?
Ich spürte deutlich die kleinen Risse, die drohten es erneut auseinanderzusprengen. Es zog unangenehm. Und ich konnte kaum glauben, was gerade passierte.
Ich drehte mich um, zog an der Entriegelung der Autotür, nur um feststellen zu müssen, dass ich nicht fliehen konnte. Mit einem lauten Klack fiel der Hebel zurück.
Das hier war dann wohl meine persönliche Hölle.
Mein Fluchtversuch blieb nicht unbemerkt. »Lyn, so war das nicht gemeint.«
»Ach, nein? Wie meinst du es dann?«, wagte ich zu fragen. Meine Stimme zitterte, doch war es mir diesmal egal, ob er es hörte. Soll er doch spüren, was er mir antat.
Und das tat er definitiv. Sein Gesicht verzogen sich zu einer Grimasse, als hätte er irgendwo Schmerzen. In seinen Augen flackerte etwas zwischen den dicken Regentropfen auf.
»Als du mich das letzte Mal abgewiesen hast, kam mir das geradezu gelegen, denn ich musste mir keine Gedanken um ein Problem machen, das sich ergeben hätte, wenn wir zusammen zum Homecoming-Ball gegangen wären. Nachdem du so plötzlich vor meiner Haustür aufgetaucht warst, drohte es erneut zu eskalieren«, er machte eine Pause, nachdem seine Worte sich fast überschlagen hätten. Als hätte er Angst, mich nicht schnell genug von dem Gegenteil beweisen zu können.
Eindringlich sah er mich an.
War das gerade ein beschissenes Rätsel was ich lösen sollte?
Ich verstand nicht welches Problem er meinte und wie es mit mir zusammenhing. Die Rädchen in meinem Oberstübchen drehten sich unaufhörlich, dass sich sogar meine Tränen wieder verzogen.
Langsamer und beherrschter fuhr er fort. »Und dann gestern. Da hast du mir die Augen geöffnet. Du hast mir gezeigt, was ich will und das ist, dass dieses Problem keine Macht mehr über mich haben soll. Deshalb möchte ich ehrlich zu dir sein.«
Sein Grau bohrte sich in mein Blau. Wie Widerhaken hielten sie mich fest, damit ich auch ja kein Wort aus seinem Mund verpassen konnte. Dabei ließ er mich auf seine nächsten Worte warten, wie ein Glücksspieler auf die Bekanntmachung des Gewinners.
Dann schluckte er schwer, was ich deutlich hören konnte. »Ich mag dich, Lyn. Seitdem ich dir die Wette vorgeschlagen habe, gehst du mir kaum noch aus dem Kopf.«
Wieder war es still. Mit zusammengepressten Lippen wartete er auf eine Reaktion meinerseits, die im ersten Moment ausblieb.
Seine Worte hallten immer und immer wieder durch meinen Kopf. Wie die Rufe eines Bergsteigers, die von den Steinwänden der Berge zurückgeworfen wurden. Und doch konnte ich keins der Laute fassen.
Die ganze Zeit hatte ich auf diesen Satz gewartet. Er musste ihm eine Menge Überwindung gekostet haben und doch konnte ich es kaum glauben.
Er empfand das gleiche.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch trauten sich wieder aus ihren Verstecken. Tanzend breiteten sie sich von dort in meinem ganzen Körper aus. Der Schmerz in meiner Brust ließ nach. Mein Herzschlag beschleunigte sich und war sogar dafür verantwortlich, dass meine Ohren wieder Feuer fingen.
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Strong and Selfless
Romance𝘽𝙖𝙣𝙙 𝙄 𝙙𝙚𝙧 𝙎𝙩𝙧𝙤𝙣𝙜 𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚 Rosa Price ist verschwunden. Ihr Vater unternimmt alles, um sie zu finden. Nach einem Jahr Suche gibt die Polizei auf und erklärt sie für tot. Währenddessen verfolgt die leidenschaftliche Hobbytänzerin Ashl...