II. Das Verschwinden der Rosa Price

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Die Dielen der Treppe unseres neuen Hauses - es ähnelte mehr einem Greisen, als einem Neugeborenen - knarzten leise unter meinen nackten Füßen, als ich versuchte mich in den Hauseingang zu schleichen

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Die Dielen der Treppe unseres neuen Hauses - es ähnelte mehr einem Greisen, als einem Neugeborenen - knarzten leise unter meinen nackten Füßen, als ich versuchte mich in den Hauseingang zu schleichen. Ich hielt inne und hoffte inständig, dass man mich nicht gehört hatte. Dieses Haus war ein verfluchter Verräter, der fast allen meinen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, ob ich nur mal in der Nacht an die frische Luft wollte oder meinen Vater versuchte zu belauschen, wie in diesem Fall. Mit gespitzten Ohren versuchte ich das Gespräch im mir noch immer fremden Wohnzimmer wahrzunehmen, denn ich hielt mich außer in meinem Zimmer, nicht sehr viel hier auf. Eigentlich versuchte ich mich nicht einmal an diesen Greisen zu gewöhnen, denn ich hoffte, dass wir bald wieder hier raus waren, sofern mein Vater wieder zur Vernunft kommen würde. Denn so hatte ich mir unser erstes eigenes Haus nicht vorgestellt.

Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als mein Vater die mir sehr bekannte Stimme in sein Büro bat, er musste mich leider gehört haben und misstrauisch geworden sein. Aufmerksam nahm ich die Schritte wahr, die immer leiser wurden umso weiter sie sich von mir entfernten, um danach ganz hinter einer sich schließenden Tür zu verstummen.

Ein Blick in das neue Zimmer meiner Schwester verriet mir, dass sie nicht hier waren, um uns gute Neuigkeiten zu überbringen, sonst wären die cleanen weißen Wände schon längst mit Leben gefüllt. Sie hatte schon immer eine Schwäche dafür Fotos mit Freunden und Familie zu machen, um sie dann am Ende an ihren Wänden zu kleistern. Sie liebte es schöne Momente einzufangen und sich jederzeit an sie zurückerinnern zu können, ohne dass sie jemals dazu neigen könnte, nicht mehr an sie zu denken. Das war auch der Grund, warum sie bei unseren vielen Umzügen, immer zuerst ihre Fotos an die Wand klebte, ehe sie sich den wichtigeren Dingen widmete, wie Möbel aufzubauen oder Kleiderschränke zu befüllen. Ich hatte ihr einst eine Polaroid Kamera geschenkt, mit der sie nie sonderlich viele Fotos gemacht hatte, denn so ein großes Ding die meiste Zeit rumzuschleppen, war auch nicht die beste Lösung. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich daran dachte, wie sehr sie sich darüber gefreut hatte und wie traurig sie war, sie nicht öfter einsetzen zu können. Doch war ich ihr nie böse, denn ich wusste, dass die wenigen Fotos, die sie mit der Kamera gemacht hatte, ihre liebsten waren. Eins davon hatte sie sogar immer bei sich. In der Klarsichthülle ihres Smartphones grinste mich mein jüngeres Ich, die fast von ihrer großen Schwester erdrückt wurde, immer an.

Langsam schloss ich die Augen, um diese Erinnerungen wieder loszuwerden, denn jede Einzelne von ihnen konnte mir das Herz brechen, doch das durfte nicht passieren. Noch nicht. Der Detective, der von meinem Vater hereingebeten wurde und nun im Büro meines Vaters stand, war mir bereits so vertraut, wie das Anhalten meines Herzens, wenn es an der Tür klingelte. Jedes Mal machte mir dieses blöde alte Brett, an dem die blaue Ölfarbe abblätterte, die Hoffnung, dass ich sie wiedersehen würde, nur am Ende festzustellen, dass es der Postbote, einer von Dad's Mitarbeitern oder Steve war. Dann atmete ich immer laut aus und mein Herz fand langsam seinen Rhythmus wieder. Zumindest den Rhythmus, den es seit allen Geschehnissen angenommen hatte. Normal konnte man es nicht nennen.

Strong and SelflessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt