Kapitel 37 ~ Jugendsünden

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Nichts.

Außer meinem schnellen Herzschlag, dem ich meiner Anspannung zuschrieb, fühlte ich nichts. Meine Hand lag zwar warm in seiner, doch jagte es mir keinen Schauer über den Rücken oder ließ diese Berührung meine Haut kribbeln. Erleichterung machte sich in mir breit.

Da war nichts zwischen uns. Es würde auch nie etwas zwischen uns sein.

»Dasselbe Spiel nochmal, aber bitte ohne den stilvollen Abgang«, meinte ich zu meinem Schüler.

»Ich habe nicht vor, dich ein zweites Mal über den Haufen zu rennen«, erwiderte Christian mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen. »Allerdings warst du nicht ganz unschuldig daran.«

»Wie bitte? Ich habe dich ja wohl vorgewarnt!« Gerade als ich glaubte, mein Herz habe sich vor der Aufregung beruhigt, legte es einen weiteren Marathon hin. Unwillkürlich schossen mir Bilder der letzten paar Minuten durch den Kopf. Mir wurde ganz heiß, als ich nur daran dachte.

»Vielleicht war ich bereit, doch habe ich nicht damit gerechnet, dass du wortlos einen Schritt nach hinten machst und mich mitziehst. Ich dachte, dass Tanzen ist, keine Einmannshow.« Er befeuerte nur weiter die Hitze in mir, die mittlerweile vor Wut in mir brodelte. Wie konnte er nur die Frechheit besitzen, mir etwas in die Schuhe zu schieben, was er fabriziert hatte. Sein dämliches Grinsen würde ich ihm dabei nur zu gerne aus diesem schönen Gesicht wischen.

»Hey! Du hast einen Schritt nach vorne gemacht und mich damit fast zu Boden gebracht!«, feuerte ich zurück. Meine Augen schossen gerade zu mit Blitzen um sich, die leider keine Auswirkung auf ihn hatten. Er ließ sich gleich null von mir beeindrucken. Wie konnte ein Mensch nur solch eine Ruhe bewahren?

Sein dämliches Grinsen wurde immer breiter. Es erreichte sogar zum ersten Mal seine Augen. Selten kam es vor, dass ich Christian lachen sehen habe. Noch weniger hatte ich ihn dabei auch gehört. In diesem Augenblick tat er beides. Sein Brustkorb bebte, leise drangen Töne in meinem Ohr, die total neu für mich waren, denn sie kamen von Christian.

»Hör auf zu lachen«, maulte ich ihn an. Mit meiner freien Hand boxte ich ihm gegen die Schulter, dabei musste ich meine Faust höher heben, als ich es bei Jona je musste.

»Also, bist du jetzt bereit?«

»Jetzt, ja.«

»Okay, dann auf drei, dass ich dich ja nicht so unvorbereitet treffe.« Nein, auch ich konnte es nicht lassen meinem Gegenüber ein wenig zu ärgern. »Eins, zwei, drei.«

Zum zweiten Mal an diesem Tag zog ich den Dunkelhaarigen in meine Richtung. Diesmal setzte er seinen Schritt jedoch synchron zu meinem. Kaum darauf wanderte sein Blick auch schon an uns herab. Starr verfolgte er jeden unserer Schritte. Das Verhalten eines typischen Anfängers. Jona hatte es auch getan.

»Christian?«

»Hm?« Er war wirklich so konzentriert auf unsere Schritte, dass er nicht einmal mehr den Mund aufbekam. Behutsam schob ich den Quarterback vor und zurück. Ich wollte ihn nicht sofort überfordern in dem ich ihn in eine andere Richtung koordinierte.

»Christian, sieh mich an«, sagte ich mit nachdruck, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.

Nur mit Mühe konnte er sich vom Boden losreißen. Mit zusammengezogen Augenbrauen, die sich fast in der Mitte trafen, blickte er zu mir auf. Die Lippen zu einem Strich zusammengepresst.

Mein Herz setzte für einen Augenblick aus, als sein grau auf mein blau traf. In diesem Augenblick spürte ich seine Hand mehr als deutlich an meiner. Für die Hand eines Footballspielers war sie erstaulich weich. Ich dachte immer, sie wären rau und kratzig. Das komplette Gegenteil traf zu.

Strong and SelflessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt