Wie hatte Nancy das Cheerleading einmal beschrieben?
Ich wage mich daran zu erinnern, dass sie dabei die Worte eng und kurz verwendet hatte. Zumindest waren sie sehr zutreffend auf dem, was da gerade vor mir lag. Deshalb konnte ich es nicht vermeiden, diesen Fummel missbilligend mit verschränkten Armen vor der Brust zu betrachten.
Außerdem erwähnte meine kleine Schwester irgendwas von Zujubeln und Jungs, die wie wild gewordene Stiere auf einander losgingen. Oder war es doch eher: die sich die Köpfe einschlugen?
Gut, dass wir wenigstens bei diesem Thema einer Meinung waren. Dennoch richtete ich mich gerade für diese Sache her und Nancy war auf dem Weg hierher. Sie wollte mich unterstützen. Na ja, vielleicht war es auch ihre Wiedergutmachung für das Desaster in der Partynacht. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Ich hatte nicht einmal darauf bestanden, dass sie es wieder gut machte. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir diese Sache unter den Tisch gekehrt. Sie bestand jedoch regelrecht darauf. Leider fiel mir nichts besseres ein als das Footballspiel. Ich wusste, dass sie keine Lust hatte her zu kommen. Für mich wollte sie es tun. Irgendwie erfüllte es mich mit Freude, denn nie war ich Nancy näher wie in den letzten Wochen.
»Ich glaube kaum, dass deine Uniform sich dich anziehen wird, wenn du es nicht tust«, ertönte die Stimme von Lilly neben mir.
Seitdem ich das Training leitete, fand sie immer mehr Mut, ihre Schüchternheit abzulegen. Sie war von Anfang an eine der Besten im Team, doch traute sie sich nicht, es uns zu zeigen. Mittlerweile war das gar kein Problem mehr. Wenn sie wollte, konnte sie mir ordentlich auf der Nase herumtanzen. Wie auch in diesem Augenblick. Ich war trotzdem stolz auf sie.
»Vielleicht hatte ich auch einfach nur gehofft, dass das Ding länger wird, wenn ich es für eine gewisse Zeit anstarre«, meinte ich ehrlich und ließ meinen Blick von dem Fummel zu ihr schweifen.
Im Gegensatz zu mir war sie bereits vollständig in dem Blau der Schulmannschaft gekleidet. Auf ihrer weißen Brust prangte in blau »Eagles« sowie auf den Footballtrikots der Jungs. Ihre schwarzen dicken Haare hatte sie sich zu einem hohen Zopf gebunden, der mit einer blauen Schleife verziert war. Und ihre karamellfarbenen Beine steckten in weißen Schuhen, die sich stark von ihrem Teint abhoben.
»Dafür gibt es ja die Hosen dazu«, meinte sie und schob ein Stück ihres Rockes hoch.
Darunter blitzte eine genauso blaue, sehr knappe Shorts auf.
»Die ja auch mehr verdeckt als meine Unterwäsche«, entgegnete ich zusammen mit einem Augenrollen.
»Ashlyn, ich will dich nicht hetzen, aber alle sind fertig. Nur du nicht. Wir müssen noch vor dem Footballteam draußen sein. Du bist unser Cap.« Erwartungsvoll sah sie mich durch ihre stechend blauen Augen an, welche doch recht ungewöhnlich für ihre äußeres Erscheinungsbild wirkten.
»Geht ruhig. Ich komme nach.«
Ich kam mir vor wie eine Mutter, die ihre Kinder vorschickte, da diese bereits den Spielplatz entdeckt hatten und ganz aufgeregt waren. Nachdem sie dann freudig losrannten, würde sie gemütlich weiter durch den Park schlendern. Bald darauf würde sie eine Bank finden, sich setzen und ihre Liebsten beim Spielen zuzusehen.
Es war besser für mich. Es gab Gründe, warum ich immer zuletzt im Sportunterricht oder zum Training erschien. Dadurch wollte ich mir nur unnötige Fragen ersparen oder vielleicht auch der Wahrheit nicht ins Auge blicken.
»Okay, wir sehen uns gleich.« Lilly zog ab, scheuchte das Team aus der Tür und ließ mich ganz allein zurück, so wie ich es verlangt hatte.
Eins musste ich meinem Team lassen, auf ihren Captain hörten sie ohne ihre Entscheidungen infrage zustellen. Es läuft zu gut. Ich bin es kaum noch gewohnt, nicht auf Widerstand zu treffen.
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Strong and Selfless
Romance𝘽𝙖𝙣𝙙 𝙄 𝙙𝙚𝙧 𝙎𝙩𝙧𝙤𝙣𝙜 𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚 Rosa Price ist verschwunden. Ihr Vater unternimmt alles, um sie zu finden. Nach einem Jahr Suche gibt die Polizei auf und erklärt sie für tot. Währenddessen verfolgt die leidenschaftliche Hobbytänzerin Ashl...