057

113 16 11
                                    

„Wie schätzt du ihre Chancen ein?", wollte Robin von mir wissen, als er, Oli und ich vor der Schwimmhalle in der Sonne standen und darauf warteten, dass wir eingelassen wurden.

Die beiden schienen die warmen Strahlen einfach nur zu genießen, während ich versuchte mich mental auf das Anstehende vorzubereiten.

„Ehrlich gesagt, keine Ahnung." Ich zuckte mit den Schultern. „Kim ist gut, aber ich habe die anderen aus dem Team nie schwimmen gesehen und noch weniger habe ich die anderen Mannschaften gesehen. Ich bin nicht mehr darüber informiert, wie gut andere Teams sind. Ich denke schon, dass sie das schaffen können, aber wir werden sehen."

„Und wie läuft das jetzt nochmal genau ab?"

Ich seufzte. Hätte er die Fragen nicht alle mal früher stellen können? Zumindest lenkte er mich damit ab. Vielleicht tat mir das ja gut. „Jede Runde besteht aus zwei Teilen. Der Team-Staffel und den Einzelrunden. Bei der Staffel schwimmen jeweils drei Jungs und drei Mädchen hintereinander. 200 Meter, also vier Bahnen. Der Stil ist egal, aber es würde mich wundern, wenn jemand nicht krault. Der zweite Teil sind wie gesagt die Einzelrunden. Dafür werden nur zwei Schwimmer pro Team benötigt. Irgendwann im Laufe des Wettkampfs, weiß nicht genau, ob gleich am Anfang oder erst kurz davor, wird ausgelost, welcher Stil geschwommen wird. Je nachdem, wird ein Mädchen und ein Jungs ausgewählt, der gegen die andere Mannschaft in diesem Stil antritt, wieder 200 Meter. Wer schwimmt dürfen sie selbst aussuchen, also wenn zum Beispiel bei den Mädchen Brust ausgelost wird, werden sie die ins Wasser schicken, die darin am schnellsten ist. Ja und dann am Ende kommen zwei Teams in die nächste Runde."

„Zwei von fünf."

„Ganz genau. Drei Teams fliegen heute noch raus."

Während ich erklärt hatte, waren die Türen aufgegangen, aber wir waren noch nicht reingegangen. Es waren zwar einige gekommen, um zuzuschauen, aber das Schwimmbad hier im Internat hatte genug Sitzmöglichkeiten, als dass wir uns Sorgen machen würden keinen Platz mehr zu finden.

Doch als die Zeit nahte, betraten wir die Halle. Ich versuchte nicht zu sehr auf die Deko zu achten, trotzdem versetzten mir die bunten Fahnen einen Stich ins Herz.

„Ich sitz am Rand.", stellte ich fest, was die anderen schulterzuckend akzeptieren, sodass ich auf meinem Handtuch ganz links auf der Tribüne, auf mittlerer Höhe, saß. Damit waren wir auf der Beckenhöhe, wo die Schwimmer ins Wasser springen würden, aber ich hatte zusätzlich nur eine kurze Strecke zur Tür nach draußen, falls ich es doch nicht aushielt und einen Nervenzusammenbruch erleiden würde.

„Geht's dir gut?", wollte Robin nach zwei Minuten wissen und musterte mich mit gerunzelter Stirn.

„Klar doch..."

„Elle?"

Ich zwang mich ihn anzusehen. „Was?"

„Was ist los?"

„Gar nichts.", log ich, während mein Herz viel zu schnell schlug.

Nach einigen Sekunden des Schweigens, seufzte er. „Na gut, wenn du nicht darüber reden möchtest, dann lass ich dich in Ruhe, aber falls wir etwas tun können, dann sag Bescheid."

Nickend richtete ich meinen Blick wieder nach vorne, wo es langsam ernst wurde. Die Teams standen bereit und eine Frau, die viel zu schick angezogen war, um in einem Schwimmbad zu stehen, trat ans Mikrophon und hielt eine, viel zu lange, Rede, um die EOCYSC einzuleiten.

Meine Aufmerksamkeit kam erst zurück als ich ein lautes Pfeifen hörte und einen Augenblick später das Wasser klatschen, was mich zusammenzucken lies, als die Schwimmer reinsprangen.

Aus der Mannschaft des Internats war es zuerst ein Junge, Dennis oder Daniel, ich wusste es nicht mehr genau. Es war ziemlich gut und erschuf auch einen kleinen Vorsprung, doch zwei weitere waren ihm Dicht auf den Fersen. Vier Bahnen später, sprang die nächste ins Wasser, genau in dem Augenblick als er an den Beckenrand schlug.

Wenn ich mich nicht irrte, war ihr Name Amelie. Sie schwächelte. Ihre Technik war unsauber und die Schwimmerin neben ihr, überholte sie.

Der nächste Wechsel. Nils sprang ins Wasser. Doch nachdem er die ersten beiden Bahnen zurückgelegt hatte, wanderte meine Aufmerksamkeit an den Rand. Kim stand zwar schon bereit auf dem Startblock, aber statt auf Nils zu achten, unterhielt sie sich mit dem Rest ihres Teams, die alle ganz nervös schienen.

Als Kim ins Wasser sprang, stieß ich Robin leicht mit dem Ellenbogen und nickte in Richtung des Teams. „Was denkst du ist los?"

Auch Oli musterte nun das Team mit gerunzelter Stirn.

Jeder Muskel meines Körpers verspannte sich und, ohne darüber nachzudenken, band ich mir die Haare am Nacken zu einem Dutt.

„Was ist los?", fragte ich die Jungs.

Es verstrich einige Zeit, in der wir darüber nachdachten, was da unten geschah.

„Verdammter Mist!"

Greatest Love but Greatest FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt