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Auch wenn ich keine sonderlich große Lust hatte, setzte ich mich neben ihn auf mein Bett, als mein Kaffee fertig durchgelaufen war. Es war mir unangenehm so nah bei ihm zu sitzen, nachdem was gestern zwischen uns geschehen war, aber ich durfte mir das nicht anmerken lassen, denn das letzte, was ich wollte war, dass das jeder wusste. Außerdem wenn er sich schon an nichts erinnerte, könnte ich das doch ausnutzen. Es wäre wohl besser, wenn ich ihn nicht daran erinnerte. „Weiß nicht, Vielleicht bist du mit diesem Mädchen abgehauen?", schlug ich vor, um ihn auf eine falsche Fährte zu locken.

„Ne." Er schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht..."

„Ach nein?" Ich hob eine Augenbraue. „Wieso nicht?"

„Naja..." Er rieb sich über den Nacken. „Ich hab kein Interesse an ihr..."

„Du erinnerst dich doch nicht mal daran, wer sie ist, also woher willst du das wissen?"

„Äh... ja...", murmelte er. „Ich weiß es einfach."

Auch Oli und Kim warfen ihm irritierte Blicke zu.

„Aha. Dann hab ich auch keine Idee mehr.", log ich und bevor ich mich selbst verriet, band ich mir die Haare zu einem Knoten hoch, damit ich beschäftigt war.

Doch plötzlich sprang Kim auf und zeigte auf mich. „Oh mein Gott!"

„Was ist?", fragte ich schaute an mir hinab, ohne irgendwas Auffälliges zu bemerken.

„Wieso hast du uns nichts davon erzählt?"

„Wovon erzählt?"

Auch Robin hatte angefangen zu Grinsen, auch wenn das Grinsen schwächer schien als sonst. „Oho! Mit wem hattest du denn gestern etwas am Laufen?"

Ich verschluckte mich am Kaffee und hustete. „Was?"

„Du hast einen Knutschfleck!", rief Kim und hibbelte aufgeregt, während sie sich wieder auf ihr Bett fallen ließ. „Wer war das?"

„Was?" Ich rannte zum Spiegel und schlug mir die Hand vor dem Mund. Tatsächlich prangerte ein roter Knutschfleck auf meinem Hals. Er war eher klein, aber trotzdem gut zu sehen. Ich konnte es nicht fassen. Robin hatte mir gestern einen Knutschfleck verpasst, bevor ich wieder zu Sinnen gekommen war. Das konnte doch unmöglich wahr sein!

„Also wer war das?"

„Nicht so wichtig..."

„Sehr wichtig!", widersprach Kim. „Nun erzähl! Bitte!"

„Nein, wirklich.", beteuerte ich und vergrub, peinlich berührt, mein Gesicht in den Händen.

„Jungs.", sagte Kim, wendete den Blick jedoch keine Sekunde von mir ab. „Ihr dürft gehen."

„Was?", fragten beide gleichzeitig.

„Na, los, verschwindet. Elle und ich haben ein Frauengespräch zu führen."

„Aber-", begann Robin, wurde aber von Kim unterbrochen: „Kein Aber. Frauengespräch jetzt. Elle und ich. Ihr seid da Fehl am Platz."

Trotz protestierender Worte verließen die beiden unser Zimmer. Kim verlor keine Sekunde nachdem sie weg waren. „Jetzt erzähl! Mit wem hast du gestern rumgemacht?"

„Kim, bitte. Ich will wirklich nicht darüber reden. Echt nicht."

Sie war auf mich zugetreten und packte mich an den Oberarmen. „Komm schon, bitte, erzähl! Mit wem?"

Ich schüttelte den Kopf und blickte zu Boden, weil ich mich nicht traute ihr ins Gesicht zu sehen.

„So schlimm?", wollte sie wissen, ließ mich los und setzte sich neben mich auf mein Bett.

War es so schlimm? War er so schlimm? „Ja."

„Das war doch nicht etwa Bob, oder doch?"

„Bob? Ich kenne keinen Bob?", meinte ich und sah sie verwirrt an. „Wir kennen jemanden namens Bob?"

„Ja! Also, nein."

„Was denn jetzt?", fragte ich, auch in der Hoffnung zu einem anderen Thema überzuleiten.

„Er heißt nicht wirklich so, aber wir nennen ihn alle so, weil er aussieht wie Bob, der Baumeister. Hast du mit ihm rumgemacht? Wirklich?"

Ich seufzte. „Nein, ich habe nicht Bob rumgemacht. Ich kenne ihn doch überhaupt nicht."

„Okay..." Sie musterte mich mit schief gelegtem Kopf. „Das heißt also, dass du nur mit Leuten rummachst, die du kennst... Das grenzt die Sache ein. Verstehst du unter kennen, die Leute, die wir dir mal vorgestellt haben oder mit denen du dich wirklich schon unterhalten hast?

Selbst wenn ich ihre Frage hätten beantworten wollen, ließ sie mir dafür gar keine Zeit.

„Bestimmt das Zweite. Wir haben dir Bob mal vorgestellt. Also scheiden eigentlich fast alle aus... Du bist nicht sonderlich gesellig. Also versteht das bitte nicht falsch, aber es ist jetzt nicht so, als würdest du ständig mit neuen Leuten reden. Du bleibst doch eher bei uns, was ich gar nicht schlimm finde. Im Gegenteil, ich freu mich, dass du die ganze Zeit bei mir bist, nur... Ach, egal. Ich hoffe du weißt, wie ich das meine und nimmst es mir nicht übel, denn egal wie lange ich jetzt rede, ich schein es nicht besser zu machen. Äh, wo war ich? Achso ja, genau. Es gibt wenige Menschen, mit denen du schon wirklich geredet hast. Da wäre nur Klara und Dennis soweit ich weiß, aber Dennis ist schwul und Klara hetero, also fallen eigentlich beide raus... Aber dann bleiben ja eigentlich nur noch Oli und Jack übrig... Oli war es nicht. Das würde er niemals tun. Außerdem war er bei mir. Aber Jack kann es ja auch nicht gewesen sein... oder etwa doch?"

Konzentriert versuchte ich mich daran zu erinnern, wer Jack war, aber es fiel mir beim besten Willen nicht ein. „Wer ist Jack?"

Kim fing laut an zu lachen, doch als sie meinen Blick sah, verstummte sie. „Warte, du meinst das ernst?"

Greatest Love but Greatest FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt