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„Bekomm ich auch einen?"

Ich zuckte zusammen und ließ dabei fast meine Tasse Kaffee auf den Balkonbodenfallen. Etwas von der heißen Flüssigkeit lief mir über die Finger. „Verdammte Scheiße!"

„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken."

„Du wolltest nicht- Was tust du hier?!"

Robin grinste mich breit an und fuhr sich durch die blonden Haare.

Statt ihn antworten zu lassen, fuhr ich fort: „Du wolltest doch nach Hause fahren. Du bist nachhause gefahren! Ich hab doch gesehen, wie euer Taxi gestern weggefahren ist. Was tust du hier?"

„Ich hab mich spontan umentschieden. Ich hab erfahren, dass mein Vater und Kims Mutter eigentlich einen romantischen Urlaub machen wollten, weil sie dachten, dass Kimmi, Oli und ich zusammen wegfahren." Er zuckte mit den Schultern. „Beide Paare meinten, ich könne natürlich mitfahren, aber ich wollte bei keinem das dritte Rad am Wagen sein, aber allein zuhause sitzen? Wäre ja vielleicht ganz schön gewesen, wenn meine Freunde von zuhause dagewesen wären, aber scheinbar haben sich alle abgesprochen und über diese Ferien weggefahren."

„Oh, wie blöd..."

„Aber dann hab mich daran erinnert, dass du ja hier bist und ein paar der Wanderwege wollte ich sowieso schon länger mal ausprobieren." Er kletterte auf das Geländer und sprang auf meinen Balkon. „Also hab ich das Auto meines Vaters genommen und bin wieder her gefahren."

„Und jetzt bist du hier."

„Jetzt bin ich hier."

Unschlüssig was ich darüber denken sollte, trat ich zurück ins Zimmer. „Kaffee. Kommt sofort."

„Perfekt!" Er blieb am Türrahmen stehen. „Also, Elle, was willst du heute machen?"

Die Sekunden verstrichen, ohne dass ich antwortete.

„Elle?"

„Hm?"

„Was willst du heute machen?"

„Ich..." Statt zu antworten brachte ich ihm seine Tasse und schlüpfte an ihn vorbei zurück auf den Balkon, wo ich mich leicht über das Geländer lehnte und meinen Blick über den See schweifen ließ.

Er stellte sich neben mich. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren, doch er sagte nichts.

„Du bist aber nicht meinetwegen zurückgekommen, oder?"

„Nein. Die Verlockung, dass du hier bist, hat meine Entscheidung beschleunigt, aber ich wäre so oder so her gekommen. Warum fragst du?"

„Weil ich nicht möchte, dass du meinetwegen auf schöne Ferien verzichtest."

„Wer sagt denn, dass wir keine schönen Ferien haben werden?"

„Ich hoffe, dass du schöne Ferien haben wirst, und ich wünsche es auch mir-", obwohl ich nicht daran glaubte. „aber WIR werden keine schönen Ferien haben. Ich bleib nicht hier."

„Was? Wohin gehst du? Du meintest doch-"

„Ich weiß, was ich meinte, aber das war nicht unbedingt wahr...", beichtete ich.

„Wohin willst du denn?"

„Nach Hofond."

„Wo soll das sein?"

„Drei Stunden mit dem Zug von hier."

„Okay... Und was willst du dort?"

„Das... Das weiß ich nicht.", gestand ich ehrlich. Was wollte ich dort? Was erhoffte ich mir dort?

„Warum willst du dann dahin?"

„Ich will da nicht hin, aber ich habe das Gefühl, dass ich da hin muss."

„Und warum?", hakte er nach. Er hob die Augenbrauen hoch.

„Ich möchte nicht darüber sprechen."

Er blinzelte zwei mal, musterte mich mit geneigtem Kopf und nickte. „Okay."

Ich suchte auf meinem Handy nach einer Busverbindung zum Bahnhof. „Verdammt!"

„Was ist?"

„Fahren wirklich keine Busse in den Ferien?"

„Nur zwei Mal am Tag hierher."

„Was soll das denn?"

„Die meinen es lohnt sich nicht." Er zuckte mit den Schultern. „Ich fahr dich."

„Ich kann mir auch ein Taxi nehmen, mach dir keinen Kopf."

„Mit dem Taxi bis nach Hofond. Das glaub ich kaum."

Ich runzelte die Stirn. „Zum Bahnhof."

„Ich fahr dich. Ich hab doch eh nichts zu tun und dann musst du nicht mit dem Zug fahren."

„Was? Nein!" Ich schüttelte den Kopf. „Also, danke, aber nein. Das kann ich echt nicht verlangen."

„Tust du ja auch nicht, ich biete es dir an."

„Du fährst mich nicht nach Hofond."

„Ich hab ein Auto und Zeit."

„Trotzdem kannst du mich nicht einfach mehrere Stunden nach Hofond fahren. Das wäre doch absurd!"

„Lass mich das bitte machen. Du würdest mir ja damit auch einen Gefallen tun, weil ich dann nicht die ganze Zeit hier allein bin." Er lächelte mich an. „Wenn es dir darum geht, dass du dort allein etwas machen möchtest, dann ist das in Ordnung. Wenn es das ist, was du willst, setze ich da ab und du siehst mich nicht mehr bis du zurück willst."

„Robin!"

„Wirklich, ich möchte das machen. Bitte, lass mich das für dich machen!"

„Aber-"

„Elle!"

Ich studierte sein Gesicht, in der Hoffnung darin ablesen zu können, wie ernst ihm das war. Eine Lüge fand ich nicht. Doch blieb die Frage, ob er es gut verbarg oder ob es tatsächlich die Wahrheit war. „Bist du dir sicher? Du musst dich wirklich nicht verpflichtet fühlen! Das ist absurd viel, was du da anbietest."

„Wann fahren wir los?"

Greatest Love but Greatest FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt