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„Robin?", fragte ich leise.

Als Antwort drückte er die Hand auf meine Taille etwas fester.

„Lässt du mich raus? Ich muss aufs Klo."

Lachend nahm er seinen Arm von mir.

Ich drehte mich aus dem Bett und lief schnell ins Bad, um auf die Toilette zu gehen. Vor dem Händewaschen blieb ich eine ganze Weile stehen. Eine Hand auf dem Griff des Wasserhahns, die andere krampfte um das Waschbecken. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, bevor ich das Wasser laufen ließ.

Die Gänsehaut trat augenblicklich auf. Eiskalte Schauer liefen mir über den Rücken, doch zeitgleich war mir heiß. Meine Hände begannen zu zittern.

„Du kannst das.", redete ich mir selbst ein. „Du kannst das."

Das Wasser brannte. Schien mir die Haut zu verätzen und doch überlebte ich es.

Trotzdem rieb ich mir so fest mit dem Handtuch über meine Hände, dass sie rot leuchteten, als ich endlich aus dem Badezimmer trat.

Robin sprang auf. „Ich müsste auch mal."

„Oh, sorry..."

Er hielt vor mir an und schüttelte den Kopf. „Hör auf dich zu entschuldigen!"

„Sorry-"

Er zog seine rechte Augenbraue nach oben.

„So- Ähm, okay."

„So ist gut."

Ich erwiderte sein Grinsen, bevor er ins Bad ging und ich auf den Balkon trat.

Die Luft kühlte meine Haut ab.

Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und hüllte den See mit dem angrenzenden Wald in düsterte Schatten.

Leise trat Robin auf den Balkon und stellte sich hinter mich. Erst als ich mich leicht nach hinten, gegen seine Brust lehnte, legte er seine Arme um mich.

„Du sagtest, ich solle es nicht machen, aber ich muss.", flüsterte ich. „Vielen Dank."

„Du sollst dich wirklich nicht bedanken."

Seufzend zuckte ich mit den Schultern.

„Wie geht es dir denn jetzt?"

Das war eine gute Frage. Eine Frage, auf die ich keine Antwort kannte. Wie fühlte ich mich? Ging es mir gut? War alles wie immer?

„Wenn du nicht darüber reden willst, dann-"

„Das ist es nicht.", unterbrach ich ihn. „Ich weiß es nur einfach nicht. Es geht mir auf jeden Fall besser als vorhin, aber ob es mir gut geht? Eigentlich nicht, aber es ist auf einem Level, das ich ertragen kann. Fast wie vorher..."

„Weil es dir auch vor dem gestrigen Tag nicht gut ging..."

„In gewisser Weise gings mir vorher nie gut und es ist gleichzeitig besser als auch schlechter als damals. Es ist anders..."

„Kann ich etwas für dich tun?"

Ich runzelte die Stirn und seufzte. „Ich glaube ich bin nicht bereit, noch nicht bereit das mit den anderen zu teilen... Würdest du es für dich behalten?"

„Natürlich. Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich schweige wie ein Grab, wenn es das ist, was du willst."

„Danke."

„Kein Problem."

„Kann ich denn etwas für dich tun?"

„Für mich?"

„Du hast auch jemanden verloren... Und vielleicht fühlt sich für dich etwas anderes richtig an, als für mich. Ich bin nicht bereit darüber zu reden und war selbst überrascht, dass es sich richtig angefühlt hat dir alles zu erzählen. Trotzdem kann ich es nicht noch einmal. Ich kann es nicht mit noch mehr Leuten besprechen und ich will auch nicht, dass sie mich so mitleidig ansehen-"

„Die meisten Schüler hier im Internat haben irgendeinen Schicksalsschlag erlitten... Hier würden viel mehr Leute verstehen, was du durchmachst, als du denkst..."

„Ja kann sein..." Ich drehte mich um, sodass ich ihn ansehen konnte. „Aber, worauf ich eigentlich hinauswollte, ist, dass nur weil ich nicht darüber sprechen möchte, heißt das nicht, dass das für dich auch der richtige Weg ist. Was kann ich für dich tun?"

Robin schaute an mir vorbei in Richtung des Sees. „Mir tat es gut darüber zu reden und das habe ich auch. Kim war eine große Hilfe für mich. Mittlerweile... Es wäre falsch zu sagen, dass ich darüber hinweg bin. Das bin ich nicht. Ich vermisse Lyca jeden Tag, aber es ist nicht mehr... Ich komme damit klar. Ich habe gelernt mit ihrem Verlust zurecht zu kommen und mich an die schönen Momente mit Lyca zu erinnern und nicht an ihren Tod."

Greatest Love but Greatest FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt