Chapter 3

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Mystic Falls, 1864

Die Musik des großen Balls war schon vor dem Lockwood-Anwesen zu hören, selbst wenn ich mein verbessertes Vampirgehör nicht gehabt hätte. An der Seite von Damon ging ich auf den Eingang zu und freute mich, dass es auf Veranstaltungen wie dem Gründerfest für den Gastgeber üblich war, seine Gäste zu empfangen und in ihr Haus einzuladen.

Der Salvatore-Bruder neben mir sah allerdings alles andere als erfreut aus, und ich konnte mir auch denken, weshalb. Ich war nicht die Begleitung, die er sich für den heutigen Abend gewünscht hatte. Er und sein Bruder Stefan hatten Katherine schon vor Wochen gebeten, ihre Begleitung zu sein, aber Katherine hatte ihre Wahl erst vor wenigen Stunden gefällt. So kurzfristig eine neue Begleitung zu finden, war für Damon unmöglich gewesen, und genau das hatte Katherine auch gewollt. Wenn ich tatsächlich meinen Mut zusammengenommen hätte und Anna auf den Ball gebeten hätte, hätte Katherine Damon schon viel eher gesagt, dass sie mit Stefan gehen würde. Aber da ich das nicht getan hatte, hatte sie Damon als Alternative für mich freigehalten und so kam es, dass ich nun am Arm des älteren Salvatore-Bruders in das Lockwood-Anwesen ging.

"Wissen Sie, Damon, Sie können sich zumindest bemühen, freundlich auszusehen. Wenn Sie so aussehen, als wären Sie lieber am anderen Ende der Welt als hier mit mir, wird das noch meinen Ruf in Mitleidenschaft ziehen", flüsterte ich ihm leise zu. Mein Ruf hier in Mystic Falls war mir zwar vollkommen egal, aber ich hatte nicht vor, den ganzen Abend im Trübsal zu baden, nur weil wir beide nur die zweite Wahl des jeweils anderen waren.

"Verzeihung, das ist das letzte, was ich will", entschuldigte sich Damon sofort und schenkte mir tatsächlich ein schmales Lächeln. "Ihre Begleitung ist mir natürlich eine Ehre."

"Anlügen müssen Sie mich aber auch nicht", antwortete ich locker und lachte leise bei seinem schockierten Gesicht. "Machen Sie sich keine Sorgen, ich weiß von ihren Gefühlen gegenüber meiner Schwester, das ist nicht zu übersehen. Ich weiß, dass Sie lieber Katherine auf diesen Ball begleitet hätten. Und ich kann mich nur für Katherines Verhalten entschuldigen, sie sollte nicht mit Ihren Gefühlen und denen Ihres Bruders spielen."

Auch das war mir eigentlich ziemlich egal. Irgendeinem der beiden Brüder würde früher oder später das Herz gebrochen werden, und dann würden sie ihr Leben weiterleben. Es gab durchaus schlimmere Schicksale. Aber ich war neugierig, wie Damon darauf reagieren würde, dass ich dieses Thema ansprach. Immerhin war er derjenige, der alles über uns Vampire wusste und nicht manipuliert war. Katherine vertraute ihm, aber ich wollte mir mein eigenes Urteil bilden, vor allem weil ich in den Wochen, in denen wir bereits bei den Salvatores wohnten, nie mit einem der Brüder wirklich gesprochen hatte. Es hätte zwar Gelegenheiten gegeben, aber mir fehlte daran einfach das Interesse. Seit sie aber wussten, dass Katherine und ich Vampire waren, hatte sich die Lage geändert.

"Sie spielt nicht mit unseren Gefühlen", überraschte mich Damon mit seiner Antwort. "Sie hat mich nie angelogen. Ich weiß, dass sie meinem Bruder gegenüber etwas empfindet, aber mir gegenüber auch. Irgendwann wird sie sich entscheiden, und ich kann nur hoffen, dass die Wahl dann auf mich fallen wird. Aber Katherine ist das Warten wert."

Nachdenklich blickte ich zu meiner angeblichen Schwester, die gerade über etwas lachte, was Stefan gesagt hatte. In diesem Moment sah sie so glücklich aus, wie ich es bisher nur selten bei ihr erlebt hatte. Was auch immer in ihrer Vergangenheit geschehen war, es hatte sie bitter gemacht. Sie vertraute niemandem wirklich ganz, nicht einmal Damon, nicht einmal mir. Und bei diesem Gedanken ertappte ich mich dabei, mir zu wünschen, dass ich dieser Jemand sein konnte, dem sie vollständig ihr Vertrauen schenken konnte.

"Ja, sie ist es wert", antwortete ich leise, wurde dann jedoch abgelenkt, als uns der junge George Lockwood ansprach und Damon in ein Gespräch verwickelte. Während der beschäftigt war, sah ich weiter zu Katherine, die gerade mit Henry sprach, der ziemlich aufgeregt schien. Sofort ging ich zu den beiden, bekam aber nur noch wenig von ihrem Gespräch mit, weil Henry schon wieder verschwand.

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt