Chapter 64

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So lautlos wie möglich verbrachten wir die folgende Zeit damit, der Gruppe zu folgen und wurden überraschenderweise tatsächlich nicht entdeckt. Wir hielten uns immer nah genug auf, um sie belauschen zu können, und dennoch hörte nicht einmal meine Schwester, dass sie verfolgt wurden. Sie dachten wohl alle, dass sie in Sicherheit wären und kamen nicht einmal auf den Gedanken, dass sie selbst auch Verfolger haben könnten. Gut für uns, denn so bekamen wir es sofort mit, als ein uns völlig unbekannter Hexer sich entschloss, Jeremy zu entführen und Bonnie ihm kurz darauf mit einem Lokalisierungszauber folgte. Da der Professor nur wenige Minuten zuvor mitsamt seines Steines verschwunden war, war es ziemlich offensichtlich, wer für diese Entführung verantwortlich war, aber die Bennett-Hexe schien nicht auf diese Idee zu kommen. Sie hatte wirklich blindes Vertrauen in ihren Professor Shane, das konnte nicht gesund sein.

Ohne zu zögern ließen wir Stefan und Rebekah hinter uns, die irgendwo romantisch im Mondschein spazieren gingen - was ich wirklich merkwürdig fand -, ebenso wie Damon und Elena, die sich darüber stritten, ob Damon jetzt wohl das Heilmittel auch nehmen sollte oder nicht.

"Wie kommen sie eigentlich darauf, dass sie das Heilmittel für mehr als eine Person nutzen können?", flüsterte ich Katherine leise zu, während wir Bonnie hinterherliefen. "Sie wissen doch, dass es damals nur geschaffen wurde, um Silas sterblich zu machen, damit der Selbstmord begehen kann. Wie kommen sie darauf, dass es mehr als eine Portion gibt?"

"Keine Ahnung", antwortete Katherine und verdrehte leicht die Augen. "Ich glaube nicht, dass sie darüber schon nachgedacht haben. Wahrscheinlich denken sie, dass zumindest all ihre Freunde etwas abbekommen können, oder dass die kleine Bennett den Zauber reproduzieren kann und mehr von dem Mittel herstellen kann. Anders kann ich es mir nicht erklären."

"Oder sie haben einfach alle einen äußerst ungesunden Optimismus", murmelte ich, was Katherine leise zum Lachen brachte. Sie verstummte jedoch sofort, als Bonnie endlich ihr Ziel erreichte und Jeremy in den Armen des Hexers vorfand. Und das nicht metaphorisch, der Hexer hatte Jeremy tatsächlich fest im Griff. Der Professor ließ auch nicht lange auf sich warten und schockierte Bonnie mit der Tatsache, dass er Jeremy entführen lassen hatte, von seinem alten Kumpel namens Massak. Welch Überraschung.

"Meine Bezahlung", forderte der bisher unbekannte Hexer, der anscheinend Massak hieß. Ohne zu zögern reichte Shane ihm den Grabstein. Offenbar war dessen einziger Zweck die Bezahlung dieses Hexers gewesen. Kurz tauschte ich einen Blick mit Katherine, als Massak in die eine Richtung aufbrach und Bonnie, Jeremy und Shane in die andere.

"Du folgst den dreien und gibst dich so schnell wie möglich als Elena aus, um an das Heilmittel zu kommen. Ich verfolge Massak und hole uns den Grabstein. Wer weiß, wofür wir den noch brauchen können", murmelte ich leise. Katherine nickte mir kurz zustimmend zu und küsste mich überraschend noch einmal, bevor sie wortlos verschwand.

Einige Sekunden blickte ich ihr hinterher, bevor ich dem Hexer folgte. Erst, als wir weit genug weg waren, damit uns niemand mehr hören konnte, lief ich näher an ihn heran. Ich war nur noch wenige Meter von ihm entfernt, als er endlich bemerkte, dass er nicht alleine war. Schnell drehte er sich zu mir um, war aber für meine Vampirgeschwindigkeit viel zu langsam. Ich war nicht hier, um mich mit ihm zu unterhalten, und so hatte ich seine Kehle bereits aufgeschnitten, noch bevor er mich auch nur erkennen konnte.

Normalerweise waren Messer nicht meine bevorzugte Waffe, aber wenn man seine Leiche finden würde, sollte nichts darauf hinweisen, dass ein Vampir ihn umgebracht hatte. "Den nehme ich dann mal", murmelte ich, während ich mich zu dem mittlerweile reglosen Hexer hinunterbeugte und den Grabstein an mich nahm.

Ohne einen Blick zurückzuwerfen, ging ich mit dem Grabstein im Rucksack zurück zu unserem Boot, wo ich ungeduldig auf Katherine wartete.

"Da bist du ja endlich", begrüßte ich sie erleichtert, als sie auf das Boot zu kam. "Hast du das Heilmittel?"

Als Antwort zeigte sie mir grinsend ein kleines Holzkästchen und stieg zu mir ins Boot. "Es war nicht einmal besonders schwer, Elenas Platz einzunehmen. Das schwierigste war ehrlich gesagt, sie nur k.o. zu schlagen statt sie gleich umzubringen. Aber ich habe mir gedacht, dass Klaus unseren Deal sicher nicht mehr machen wird, wenn er seine Blutquelle verliert. Außerdem wäre der Tod wirklich zu gut für sie."

"Da hast du wohl recht", antwortete ich leicht grinsend und startete unser Boot. "Hat dich irgendjemand gesehen?"

"Kommt drauf an. Bonnie war auch da, aber sie war bewusstlos, also sollte sie nicht allzu viel mitbekommen haben. Und dann war da natürlich noch Jeremy. Und Silas, den ich leider aufwecken musste, um an das Heilmittel zu kommen. Aber er war vollkommen versteinert, also hat er sicher nicht mitbekommen, wer ich war."

"Du musstest Silas aufwecken?", fragte ich alarmiert und seufzte. "Dann hoffen wir mal, dass die Geschichten, dass er die Hölle auf Erden bringen wird, wirklich nur Geschichten sind."

"Das ist auf jeden Fall ein Problem, mit dem wir uns erst später beschäftigen sollten. Erst einmal sollten wir es feiern, dass wir das Heilmittel haben." Lächelnd öffnete Katherine das Kästchen und holte eine kleine Ampulle heraus, die mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt war.

"Das ist es also? Das sagenhafte Heilmittel, nach dem alle so verrückt sind?", fragte ich. "Hmm, ich hätte es mir irgendwie eindrucksvoller vorgestellt. Und... größer."

"Elena sollte sich eigentlich bei uns bedanken, dass wir ihnen allen die Chance auf Heilung weggenommen haben. So müssen sie sich wenigstens nicht darüber streiten, wer die Dosis jetzt kriegt. Und Elena kann sich freuen, dass Klaus ihr das Mittel geben wird, ohne dass sie sich dafür schuldig fühlen muss."

"Erinnere mich nicht daran", seufzte ich genervt. "Elena einen Gefallen zu tun, ist wirklich das letzte, was ich will."

"Oh, das hätte ich ja fast vergessen. Ich habe noch eine kleine Überraschung für dich."

Verwirrt sah ich Katherine an, als sie das sagte. "Eine Überraschung? Was meinst du?"

"Es geht darum, wie ich Silas geweckt habe. Er war seit zweitausend Jahren ausgetrocknet, und war völlig zu Stein geworden. Das Heilmittel in seiner Hand, als würde er es niemals loslassen wollen. Selbst mit Vampirkräften war es nicht möglich, seine Hand zu öffnen. Also musste er Blut trinken, um sich wieder bewegen zu können. Eine Menge Blut."

"Worauf willst du hinaus?", fragte ich vorsichtig.

"Ich war glücklicherweise nicht alleine bei ihm. Bonnie war schon bewusstlos, aber zu meinem Glück war auch Jeremy da. Er hat furchtbar lange gebraucht, um zu bemerken, dass ich nicht Elena war. Sein blutender Hals lag schon längst auf Silas, als er es endlich verstanden hat."

Ungläubig musterte ich Katherine. "Willst du etwa sagen...?"

"Ganz genau", bestätigte Kat lächelnd. "Silas war wirklich hungrig, er hat Jeremy komplett leergesaugt. Und zusätzlich noch sein Genick gebrochen. Ich habe es dir ja versprochen. Jeremy wird diese Insel nicht lebend verlassen. Er hat seine gerechte Strafe bekommen, und Elena wird schon bald klar werden, dass ihr Bruder nur gestorben ist, weil sie kein Vampir sein wollte. Mit ihren verstärkten Emotionen, die sie noch nicht im Griff hat, wird sie das zerbrechen."

Einige Sekunden sah ich Katherine wortlos an und begann dann zu grinsen. Sie hatte sich tatsächlich für mich an den beiden Gilberts gerächt. Wahrscheinlich sollte mich der Tod eines Teenagers nicht so glücklich machen, aber immerhin hatte dieser Teenager meinen Bruder ermordet. Und so antwortete ich Katherine, indem ich ihr voller Freude um den Hals fiel und sie leidenschaftlich küsste.

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt