Chapter 46

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Wie sich herausstellte, bedeutete "Zuhause" für uns alle nicht das Gleiche. Kol meinte nur, dass es ihm hier zu gefährlich wurde und er nichts mehr mit dem Familiendrama zu tun haben wollte, und verschwand. Elijah hatte sich entgegen meiner Versuche, ihn aufzumuntern, die Worte unserer Mutter zu Herzen genommen und versank in Selbstmitleid. Er machte sich Vorwürfe, dass er Rebekah benutzt hatte, um Elena zu bedrohen, und auch meine Versicherungen, dass er allen damit das Leben gerettet hatte, konnten ihn nicht von dem Gedanken abbringen, dass ihn das zu einem Monster machte. Er hatte gesagt, dass er ein wenig Abstand brauchte, und war ebenfalls gegangen. Klaus und Rebekah waren wieder zurück ins Anwesen gegangen, aber ich hatte mich ihnen nicht angeschlossen. Es würde dort zwar einen Platz für mich geben, aber auch ich wollte wie Kol keinen so guten Angriffspunkt für unsere Mutter anbieten. Wenn sie beschließen würde, mich doch angreifen zu wollen, vielleicht um mich als Druckmittel gegen meine Geschwister zu verwenden, würde ich ihr nicht den Gefallen tun, und im Anwesen auf sie warten. Nein, solange Mutter noch frei war, war ich in Katherines Wohnung am sichersten. In Katherines und meiner Wohnung.

"Du wirst also weiter hier wohnen bleiben?", fragte diese mich gerade, während ich mich auf das große Sofa fallen ließ.

"Ja, zumindest solange meine Mutter noch irgendwo ihr Unwesen treibt", antwortete ich seufzend.

Plötzlich fing Katherine an zu grinsen und setzte sich mir gegenüber auf den Sessel, wo sie die Beine über die Lehne baumeln ließ. "Dann haben wir anscheinend noch eine Gemeinsamkeit mehr. Wir beide sind auf der Flucht vor einem Mikaelson."

"Ich bin nicht auf der Flucht vor meiner Mutter", widersprach ich sofort und verschränkte meine Arme. "Ich... will es nur vermeiden, ihr zu begegnen."

"Ja, sicher. Genauso wie ich es nur vermeiden will, Klaus zu begegnen", konterte Katherine. "Sieh es ein, Mal. Du bist mir ähnlicher, als du denkst."

Genervt verdrehte ich die Augen, konnte mir ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. "Also schön. Vielleicht haben wir das ein oder andere gemeinsam, Kat", erwiderte ich und betonte dabei den neuen Spitznamen, den ich ihr gerade gegeben hatte.

"Kat?", wiederholte sie und hob eine Augenbraue.

"Ja. Wenn du einfach meinen Namen abkürzen kannst, kann ich das auch. Außerdem nennt dich eh jeder anders. Katherine. Katerina. Wer soll da schon durchsteigen?"

"Niemand nennt mich Katerina", widersprach Kat schmollend und ich lachte leise.

"Sicher doch. Niemand außer Elijah. Und Klaus. Und Damon, seit der gemerkt hat, dass es dich nervt, wenn er dich so nennt. Wäre es dir lieber, wenn ich mir an ihnen ein Beispiel nehme, Katerina?"

"Bei dir klingt das gar nicht so übel...", murmelte sie kaum hörbar und griff dann schulterzuckend nach der Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten. "Aber ich hasse diesen Namen, also bleib ruhig bei Kat, wenn dich das von meinem menschlichen Namen fernhält."

Lachend lehnte ich mich zurück und sah zu, wie Kat die verschiedenen Sender durchging, bis sie irgendwann zufrieden bei einem Programm stehen blieb.

"Was hast du da angemacht?", fragte ich neugierig.

"Shh!", meinte sie nur und erhöhte demonstrativ die Lautstärke vom Fernseher. "Das ist Keeping Up with the Kardashians. Das habe ich schon letzte Woche verpasst, und heute ist das Staffelfinale, also still jetzt."

"Wer zur Hölle sind die Kardashians?", wollte ich wissen, ohne mich um Katherines Forderung zu scheren. Sie hatte mir gar nichts zu befehlen. Bei dieser Frage drehte sie sich jedoch ganz zu mir um und sah mich ungläubig an.

"Du kennst die Kardashians nicht?"

"Ähm... nein? Vielleicht hast du es ja vergessen, aber die letzten 145 Jahre hatte ich keinen sehr guten Fernsehempfang." Streng genommen war ich ja schon glücklich, dass ich überhaupt wusste, was ein Fernseher war.

"Ehrlich gesagt ist diese Sendung ziemlicher Müll, aber sie macht total süchtig. Pass auf, ich erklär dir alles."

Die nächsten 43 Minuten verbrachte ich damit, es zu bereuen, Katherine jemals diese Frage gestellt zu haben. Bei jeder Szene erklärte sie mir detailliert , wen wir da gerade sahen, und in was für einem Verhältnis wer zueinander stand. Als ich gefühlt zum hundertsten Mal fragte, wie viele Töchter es denn jetzt eigentlich gab, ging Katherine sogar so weit, sich mit einem Zettel in der Hand neben mich zu setzen und mir den Stammbaum aufzumalen.

"Du willst mir also sagen, dass die Mutter Kris heißt? Die Schwestern Kourtney, Kim und Khloé und es noch zwei Halbschwestern gibt, Kylie und Kendall? Und der einzige Bruder heißt Rob? Was ist denn da passiert, sind ihnen die Namen mit K ausgegangen?", grinste ich und zu meiner Überraschung lachte Katherine leise.

"Das habe ich mir auch schon gedacht. Sie hatten sicher mit noch mehr Jungen gerechnet, denen sie dann alle Namen mit R geben können und- Oh, pass auf, sieh dir das an! Das da ist Kims Freund Miles, aber ich wette mit dir, dass er nicht mehr lange ihr Freund bleibt."

"Wieso das nicht?"

Grinsend drehte sich Katherine zu mir. "Na, weil sein Name nicht mit R anfängt natürlich."

Lachend lehnte ich mich wieder zurück in die Kissen und konzentrierte mich auf den Fernseher. Katherine hatte recht, die Sendung war wirklich schlecht, aber auf eine Art, dass sie genau deshalb schon wieder gut war. Und als am Ende der Folge (in der sich Kim und Miles tatsächlich trennten und Katherine beinahe ausrastete vor Freude, dass sie das gewusst hatte) eine Wiederholung einer alten Folge begann, ging ich nicht ins Bett, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, sondern blieb mit Katherine im Wohnzimmer sitzen. Und dort blieb ich für den Rest des Abends, bis ich irgendwann noch auf dem Sofa einschlief.

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt