Chapter 91

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Nachdem Davina wieder zurück bei den Hexen war und meine Schwester mit dem Segen meines Bruders die Stadt verlassen hatte, gaben Kat und ich unser Bestes, um uns von allen Schwierigkeiten fernzuhalten. Wir trafen uns zwischendurch mit Davina und Josh in einem Café, oder besuchten meine Schwester in ihrer neuen Wohnung, und statteten gelegentlich sogar meinen Brüdern einen Besuch ab, auch wenn die meist in irgendwelche Probleme verstrickt waren. Zumindest waren die Probleme nicht so schlimm, dass sie meine Hilfe erfordert hätten, auch wenn ich es leicht verstörend fand, dass Nik jetzt neuerdings etwas mit dieser wiederauferstandenen Hexe Genevieve angefangen hatte. Aber er hielt seine Meinung über die Wahl meiner Freundin auch zurück, deshalb erwiderte ich diesen Gefallen. Zumindest, bis Katherine eines Abends aufgebracht in unsere Wohnung stürmte, wortlos meine Hand ergriff und mich nach draußen zog, während sie bereits anfing, ihr Verhalten zu erklären.

"Es ist soweit, die Hexen haben ihren ersten Zug gemacht. Und die Vampire von Marcel. Die Werwölfe auch. Es ist ein ziemliches Chaos da draußen."

"Was? Was ist passiert?", fragte ich sofort alarmiert.

"Einer meiner Informanten aus Hayleys Werwolfrudel hat mir doch erzählt, dass dein Bruder für sie Mondlichtringe anfertigen lassen will, weißt du noch?"

Bestätigend nickte ich, sodass Kat sofort weiterredete. "Na ja, scheint so, als hätte er sein Versprechen eingelöst, diese Hexe Genevieve hat den Zauber heute Abend gesprochen und dafür Klaus' Blut verwendet. Wenn die Gerüchte stimmen, hat er im Moment nur noch einen Bruchteil seiner eigentlichen Kräfte. Die Vampire, die immer noch auf Marcels Seite stehen, haben diese Situation sofort ausgenutzt und angegriffen, aber die Werwölfe waren bereits da, um alle umzubringen."

"Die Werwölfe? Was haben sie denn gegen Nik? Er ist doch ihre beste Chance auf ihre Ringe."

"Die Werwölfe aus Hayleys Rudel, ja. Das hier waren aber die Guerrera-Wölfe, die hatte niemand mehr auf dem Schirm. Sie hatten bisher ihren Fluch nicht ausgelöst und haben das jetzt nachgeholt. Elijah ist von ihnen angegriffen worden und Klaus ist wer weiß wo. Es war wohl ein ziemliches Blutbad, aber wir sind zu spät, um das jetzt noch zu ändern."

Mir wurde schlecht, als ich daran dachte, dass ich niemandem mehr helfen konnte, bemerkte dann aber etwas viel Wichtigeres. "Kat? Wir sind nicht auf dem Weg zu Anwesen. Wo laufen wir gerade hin?"

"Das Schlimmste kommt erst noch", erwiderte sie und ich fragte mich, was denn noch schlimmer sein sollte, als der Ausbruch eines buchstäblichen Krieges im Haus meiner Familie. Bei Kats Antwort wurde mir jedoch klar, dass sie recht hatte. "Die Hexen haben Hayley entführt, und sie während der Geburt gefangen gehalten. Sie hat es nicht geschafft. Das letzte Mal wurden die Hexen gesehen, als sie mit dem neugeborenen Baby in Richtung des Friedhofs unterwegs waren. Genau dahin sind wir jetzt unterwegs, um sie aufzuhalten."

"Sie aufzuhalten?", wiederholte ich schockiert. "Sie wollen doch wohl nicht..."

"Doch, Mal", antwortete meine Freundin durch zusammengebissene Zähne. "Sie wollen deine Nichte töten."

Bei dieser Erkenntnis verkniff ich mir alle weitere Fragen, und konzentrierte mich stattdessen darauf, schneller zu rennen. Wir erreichten den Friedhof in nur kurzer Zeit, und doch wurde uns schnell klar, dass es nicht so einfach werden würde. Die Hexen hatten einen Zauber über den Friedhof gesprochen, einen mächtigen Zauber. Wir konnten endlos zwischen den Gräbern entlanglaufen, doch unser Ziel würden wir nie erreichen. Wir würden immer wieder an genau der Stelle ankommen, von der wir gestartet waren. Auch wenn uns das bereits nach wenigen Minuten auf dem Friedhof klar wurde, rannten wir die ganze Nacht hindurch. Die frühe Morgensonne erhellt bereits wieder den Himmel, als wir zumindest eine kleine Veränderung feststellten: Wir trafen auf meine Brüder... und auf Hayley.

Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ich die Werwölfin vor mir sah. "Ich dachte, du wärst tot?", entfuhr mir schockiert.

"Das Blut des Kindes hat sie zurückgeholt. Sie verwandelt sich. Sie müsste nur noch das Blut des Kindes trinken, um ein Hybrid zu werden", erklärte Elijah mir leise, er und Nik hatten den ersten Schreck wohl schon verdaut.

"Ich kann sie fühlen. Mein Baby, es ist hier irgendwo", murmelte Hayley mehr zu sich selbst und ging zielstrebig los. Ich wagte kaum zu hoffen, dass diese übernatürliche Verbindung zwischen ihr und ihrem Kind den Fluch über dem Friedhof brechen konnte, aber genau so kam es. Wir erreichten die Hexen in dem Augenblick, in dem ausgerechnet Genevieve das Messer anhob, um das kleine Baby, das vor ihr auf dem Altar lag, umzubringen.

Ich zögerte keine einzige Sekunde, griff nach einem Kerzenständer, der neben mir stand, und warf ihn mit aller Kraft auf sie. Getroffen stolperte sie zurück und fiel ohnmächtig auf den Boden, aber bevor ich mich darüber freuen konnte, standen die beiden Mädchen aus dem Ernteritual vor uns und griffen uns an.

Augenblicklich flammten Schmerzen in meinem Kopf auf, die mich in die Knie zwangen und mir wurde am Rande bewusst, dass wir nicht nur diese beiden Hexen, sondern die versammelte Kraft der Ahnen gegen uns hatten. Kat zog mich so gut es ging aus der Sichtweite, auch wenn das die Schmerzen nur geringfügig verminderte. Wie durch einen Schleier bekam ich mit, dass Nik eines der beiden Erntemädchen umbrachte und kurz darauf hörten auf einmal alle Schmerzen auf.

Sofort hob ich den Kopf, um zu sehen, was geschehen war und bemerkte, dass auch die letzte Hexe unschädlich gemacht wurde, ein Wurfstern steckte noch in ihrer Brust. Ein kurzer Blick sagte mir, dass es Marcel gewesen war, der meine kleine Nichte vor dem sicheren Tod gerettet hatte, wodurch er in meinem Ansehen um ein Vielfaches stieg. Ich half gerade Kat dabei, aufzustehen, als er und Niklaus das Baby bereits fort und in Sicherheit brachten.

"Willst du ihnen folgen?", fragte Elijah an Hayley gewandt, aber die schüttelte zu meinem Erstaunen nur den Kopf, den Blick fest auf Genevieve gerichtet, die bewusstlos hinter dem Altar zusammengebrochen war, auf dem sie ihre Tochter hatte opfern wollen.

"Noch nicht", flüsterte sie leise. "Ich will das hier erst zu Ende bringen."

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt