Chapter 14

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Als ich drei Tage lang nichts von Damon hörte, dachte ich, dass das ein gutes Zeichen wäre. Dass Elena sich nicht mehr Klaus ausliefern wollte, dass sie alle aufgehört hatten, die Aufmerksamkeit der Urvampire unnötig auf sich zu ziehen. Dass sie sich keine Feinde machten. Leider lag ich mit diesen Annahmen vollkommen falsch, denn als ich drei Tage nach unserem letzten Ausflug von Rose angerufen wurde, klang sie alles andere als entspannt.

Sie redete wirr von irgendwelchen Menschen, die sie umgebracht hatte, und dass sie so nicht mehr weiterleben wollte, von Schmerzen, die ihr einfach keine Ruhe ließen und dass plötzlich alles so anders aussah. Ich verstand kein Wort von dem, was sie sagte, bis ich losrannte, und sie völlig verstört neben zwei Leichen auf einem Parkplatz fand. Sie war nicht sie selbst und ich brauchte nicht lange, um zu bemerken, woran das lag. Ihre ganze Schulter war eine einzige, entzündete Wunde. So etwas hatte ich erst wenige Male gesehen, aber ich konnte es leicht zuordnen. Ein Werwolfbiss.

Gerade, als ich ihr aufhelfen wollte, stand Damon plötzlich auch neben mir und half mir, Rose hochzuheben. "Wir sollten sie zurück nach Hause bringen", schlug er vor und ich verkniff mir einen bissigen Kommentar. Aber auch nur, weil Rose bei seinen Worten sofort wieder anfing zu weinen, weil sie selbst kein Zuhause mehr gehabt hatte, seit sie kurz nach ihrer eigenen Verwandlung vor Elijah fliehen musste.

Erst als wir Rose sicher ins Salvatore-Anwesen gebracht hatten und sie im Bett lag, warf ich Damon einen wütenden Blick zu. "Wann ist das passiert? Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Rose von einem Werwolf gebissen wurde?"

"Gestern Nacht", antwortete er. "Eine Frau namens Jules. Und wenn Rose gewollt hätte, dass du Bescheid weißt, hätte sie es dir selbst sagen können."

Wütend sah ich ihn an, merkte aber, dass er recht hatte. Ich mochte Rose, aber wir waren keine Freunde. Sie musste es mir nicht sagen, wenn sie eine tödliche Verletzung hatte. Ich hätte es trotzdem gerne erfahren.

"Ich gehe mal nicht davon aus, dass du irgendein Heilmittel kennst?", fragte Damon mich und ich schüttelte enttäuscht den Kopf.

"Nein. Es gibt kein Heilmittel." Ich hatte mir nie wirklich Mühe gegeben, nach einem Heilmittel zu suchen, weil ich nur selten in Kontakt mit Werwölfen gekommen war, aber alles, was ich je über Werwolfbisse erfahren hatte, war, dass kein Vampir ihn überleben konnte. Zumindest kein gewöhnlicher Vampir.

Das Vergessen war eine der letzten Phasen, die ein Vampir nach einem Biss durchlief, Rose hatte also nicht mehr viel Zeit. Sie würde noch heute Abend sterben. "Ich werde es ihr leichter machen", sagte Damon leise. "Ich werde dafür sorgen, dass sie nicht leiden muss. Aber du musst dir das nicht mit ansehen. Du solltest gehen."

Dankbar nickte ich ihm zu, hielt dann aber noch einmal inne und drehte mich zu Damon um. "Danke. Dass du mir geholfen hast, wieder ins Leben zurückzufinden. Du bist mir nichts mehr schuldig."

"Das klingt wie ein Abschied", bemerkte Damon leise und ich nickte leicht.

"Weil es einer ist. Ich werde für eine Weile die Stadt verlassen, vielleicht für immer. Wo ein Werwolf ist, ist immer auch ein Rudel. Mir wird es hier zu gefährlich und nichts hält mich hier. Ich will nicht in einem Krieg gefangen sein, mit dem ich nichts zu tun habe. Also gehe ich, solange ich noch kann."

Das ist es, was Rose auch hätte tun sollen, dann wäre sie jetzt nicht verletzt und würde auch noch den morgigen Tag erleben können. Diese Worte sprach ich allerdings nicht aus.

Beinahe erwartete ich, dass Damon versuchte, mich doch zu überzeugen, hier zu bleiben, weil ich ihm helfen konnte, Elena zu beschützen, aber zu meiner Überraschung nickte er nur. "Pass auf dich auf, Malina."

"Das werde ich. Halte mich auf dem Laufenden, wenn es irgendetwas Neues gibt, was ich wissen sollte." Kurz zögerte ich, lächelte ihn dann aber leicht an. "Und pass auf, dass du beim ganzen Elena beschützen nicht vergisst, auch auf dich selbst zu achten."

Mit diesen Worten verschwand ich, bevor er noch etwas erwidern konnte. In dieser Nacht kehrte ich nicht in mein Hotelzimmer zurück. Die Sachen, die ich dort hatte, bedeuteten mir nichts, ich würde mir in einer neuen Stadt auch etwas neues kaufen können. Es fühlte sich merkwürdig an, Mystic Falls zu verlassen, nachdem ich seit 1864 hier gewesen war, nachdem ich die ersten fünf Jahre meines Lebens hier verbracht hatte. Aber so sehr es mich auch fasziniert hatte, das erste Mal in meinem Leben meinen kleinen Bruder zu sehen, hatte ich doch Angst davor, wie er reagieren würde, sollte er je die Wahrheit über mich erfahren. Und so war es einfacher, davonzulaufen, und dem Namen Mikaelson den Rücken zu kehren, als mich meiner eigenen Vergangenheit zu stellen. Zumindest fürs Erste.

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt