"Rebekah, was meint Marcel damit, dass du es nicht geschafft hast, Elijah zurückzuholen?", rief ich, während ich mit Kat an meiner Seite in das Anwesen meiner Geschwister spazierte. "Wieso hat das mit der Barfrau nicht funktioniert?"
"Oh, es hat funktioniert", antwortete mir Klaus' Stimme von oben und wir gingen die Treppen hoch, bis wir meine Geschwister fanden. Beide saßen mit Hayley in einem der Wohnzimmer und sahen ziemlich genervt voneinander aus. Das waren ja schon mal gute Grundvoraussetzungen für einen Familienbesuch. "Nur leider hat unsere liebreizende Schwester vergessen, unseren Bruder auch wieder mitzunehmen."
"Halt die Klappe, Nik", zischte diese nur und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. "Ich habe nichts vergessen, diese fiese kleine Hexe hat in meinen Gedanken herumgepfuscht."
"Okay, ich brauche mehr Informationen. Welche kleine Hexe?", fragte ich verwirrt und meine Schwester seufzte auf.
"Marcel hat mich zu Elijah gebracht, und mir außerdem seine Geheimwaffe gezeigt, mit der er alle Hexen in New Orleans im Griff hält. Es ist eine Hexe, eigentlich noch ein Mädchen, höchstens sechzehn Jahre alt. Ihr Name ist Davina. Er hält sie auf irgendeinem Dachboden gefangen und hat Elijah bei ihr verstaut. Aber nachdem er mich zu ihnen gebracht hat, hat diese kleine Hexe mich rausgeworfen und dazu noch meine Erinnerungen daran genommen, wie genau ich zu ihr gekommen bin."
"Was unsere Schwester damit sagen will, ist, dass wir keinen Schritt weiter sind als vorher", kommentierte Klaus überflüssigerweise, was Rebekah nicht gerade ruhiger stimmte.
"Immerhin habe ich etwas versucht zu unternehmen! Hättest du Elijah keinen Dolch in den Rücken gerammt, um ihn dann deinem Todfeind zu überlassen, hätten wir dieses ganze Problem doch gar nicht!"
"Genau genommen habe ich ihm den Dolch in die Brust gerammt und nicht in den Rücken. So viel Anstand habe selbst ich noch."
Katherine verfolgte diese Auseinandersetzung ebenso stumm wie ich, bevor sie sich grinsend an Hayley wandte. "Weißt du, du hast zwar in dir ein kleines Mikaelson-Baby, aber du solltest dringend darüber nachdenken, nach der Geburt einfach zu verschwinden. Für mich ist es schon zu spät, aber sobald du einmal anfängst, jemanden aus dieser völlig wahnsinnigen Familie zu lieben, gibt es kein Zurück mehr aus diesem Chaos."
Bei diesen Worten blickten sowohl Rebekah als auch Klaus Kat vernichtend an, aber ich lachte nur leise und küsste meine Freundin kurz auf die Wange. "Glaub ihr kein Wort, sie liebt dieses Drama heimlich." Dann wandte ich mich jedoch wieder den dringenderen Problemen zu. "Wenn wir Elijah finden wollen, müssen wir eben einen Lokalisierungszauber sprechen lassen."
"Als wären wir da nicht auch schon drauf gekommen", meinte Rebekah ironisch. "Aber Davina würde das sofort spüren und keine Hexe in ganz New Orleans würde für uns ihr Leben opfern."
"Für uns vielleicht nicht, aber es wird doch sicher eine Hexe geben, die bereit ist, ihr Leben für einen Zauber zu riskieren. Vielleicht jemand, der seine große Liebe retten will?"
Fragend sahen mich meine Geschwister an, aber Katherine, die verstand, worauf ich hinauswollte, nickte zustimmend. "Diese Katie zum Beispiel. Sie ist eine Hexe, aber sie ist auch mit Thierry zusammen. Wenn jetzt irgendjemand-", bei diesen Worten blickte sie demonstrativ zu Klaus, "Marcel davon überzeugt, dass Thierry ihn verraten hat, bedeutet das für ihn den Tod. Sicher ist das für die kleine liebeskranke Katie Grund genug, alles zu versuchen, um ihren Geliebten mit einem Zauber zu retten."
"Und wie sollen wir Katie dazu bringen, deshalb für uns einen Lokalisierungszauber zu sprechen?", fragte Rebekah verwirrt nach und ich schüttelte nur den Kopf.
"Kommt schon, hat unsere Mutter nach meiner Entführung aufgehört, euch Magie zu erklären oder habt ihr nur nie zugehört? Wenn Katie einen so mächtigen Zauber spricht, um Thierry zu retten, kann jede beliebige andere Hexe zur gleichen Zeit einen Lokalisierungszauber sprechen, ohne dass es auffällt. Der ist im Vergleich dazu so klein, dass selbst eine unglaublich mächtige Teenager-Hexe ihn nicht bemerken wird."
"Der Plan könnte funktionieren", meinte Klaus nachdenklich und ich zwang mich, nicht zu kommentieren, wie überrascht er darüber klang. "Und ich weiß auch schon genau, wie ich Marcel dazu bringe, Thierry zu bestrafen. Und ihr macht euch am besten schon mal für diese Party bei Marcel fertig. Er soll ja nicht denken, dass jemand von uns etwas mit alldem zu tun hat und außerdem soll er glauben, dass wir ihm noch immer freundlich gesinnt sind."
"Wenn er wirklich glaubt, dass ich ihn mag, während er meinen Bruder gefangen hält, ist er ein noch größerer Idiot, als ich dachte", murmelte ich leise, verabschiedete mich aber von meinen Geschwistern, bevor ich mit Kat nach Hause ging, damit wir uns tatsächlich fertig machen konnten.
Nur wenige Stunden später waren wir auch schon auf Marcels Party und ich musste zugeben, dass sie... furchtbar war. Marcel hatte wirklich keine Kosten und Mühen gescheut. Alle waren hübsch zurechtgemacht, der Innenhof von seinem Anwesen - das eigentlich einmal meinen Geschwistern gehört hatte - war nett dekoriert und es gab sogar menschliche Gäste als Buffet. Das war dann aber auch schon alles Positive an dieser Veranstaltung. Aus irgendeinem Grund hatte Marcel verschiedene Zirkuskünstler angeworben, die sich in merkwürdigen Kostümen von der Decke baumeln ließen oder tanzten oder was auch immer das eigentlich sein sollte. Wahrscheinlich sollte das ästhetisch wirken, aber letztendlich war es einfach nur protzig und geschmacklos. Selbst die Musik war nicht einmal gut genug zum Tanzen, auch wenn einige Paare es trotzdem versuchten. Wahrscheinlich, um sich von dieser Party abzulenken, die "Hallo, ich bin Marcel Gerard, und ich habe eine Millionen und eine Firma von meinem Daddy geerbt" nur so schrie.
"Hast du auch das Gefühl, als ob wir hier auf der Party von einem College-Jungen sind, der zum ersten Mal in seinem Leben Geld bekommen hat und jetzt denkt, er wäre cool, nur weil er reich ist?", flüsterte Katherine leise in mein Ohr und ich nahm mir schnell ein Glas Champagner, um mein Lachen zu verbergen.
"Genau das gleiche habe ich gerade auch gedacht", grinste ich leicht und sah mich dann nach dem Gastgeber um. Als ich ihn sagte, merkte ich, dass wir wohl zu spät gekommen waren, aber gerade noch rechtzeitig, um sich das Spektakel anzusehen. Er stand mit ein paar seiner Männern oben an einer Balustrade und war gerade damit beschäftigt, Thierry anzubrüllen. So leise, dass man seine genauen Worte nicht verstehen konnte, aber in aller Öffentlichkeit. Ein Blick zu der blonden Barfrau, in die Marcel verknallt war und die anscheinend heute sein Date war, zeigte mir, dass sie das ebenso genau beobachtete und gerade zu realisieren schien, dass ihr neuer Lover ein impulsiver Psychopath mit Aggressionsproblemen war. Tragisch.
"Dieses Anwesen hat so viele Zimmer und trotzdem muss Marcel das hier in aller Öffentlichkeit machen", kommentierte ich leise. "Ich glaube, Klaus muss sich gar nicht viel Mühe geben, um ihm sein Königreich wieder wegzunehmen. Das kriegt Marcel schon ganz gut alleine hin."
"Da hast du recht. Das Gute ist, dass das bedeutet, dass wir nicht länger auf dieser Party bleiben müssen", grinste Kat leicht. "Eigentlich wollte ich dich ja mindestens einmal zum Tanzen auffordern, aber bei dieser Musik verzichte ich lieber darauf. Also... Es ist zwar furchtbar unhöflich und würde den Gastgeber sicher ärgern, wenn wir in nur fünf Minuten wieder von seiner Party verschwinden... Aber andererseits ist das auch furchtbar unhöflich und würde den Gastgeber ärgern und genau daran hätte ich eine Menge Spaß."
"Da stimme ich dir vollkommen zu", antwortete ich und hakte mich bei Kat unter, während wir gelassen zum Ausgang stolzierten. "Lass uns lieber in irgendeine kleine, schäbige Bar gehen, da haben wir sicher mehr Spaß als hier."
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Hidden Past - The Story of Malina Mikaelson
FanfikceMalina Mikaelson: ein Name, der seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten ist. Seit Malina mit ihrer Zwillingsschwester Freya von Dahlia entführt wurde, hat niemand mehr von ihr gehört. Doch Malina ist das Unmögliche gelungen: Durch ihre Verwandlu...