Chapter 62

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"Kat? Was tust du hier? Du solltest nicht hier sein", murmelte ich, konnte aber nichts dagegen tun, dass ich mich ihrer Berührung instinktiv entgegenlehnte. Mich auf ihre Stimme zu konzentrieren und daran zu denken, dass sie bei Klaus immer in Gefahr war, half mir, meine Wut und meine Trauer im Griff zu halten. Bei Verstand zu bleiben, obwohl all diese Emotionen auf mich einprasselten und ich mich eigentlich nur noch in einer Ecke zusammenrollen wollte, um nie wieder aufzustehen.

"Doch, ich sollte gerade nirgendwo anders sein als genau hier", erwiderte Katherine leise und blickte nervös zu meinem Bruder, der die Situation mit zusammengekniffenen Augen beobachtete.

Wie aus dem Nichts stand er plötzlich direkt vor uns und blickte auf uns beide herab, nur die unsichtbare Barriere des Zaubers trennte uns voneinander. Katherine zuckte kaum merklich zusammen, wich ansonsten aber keinen Zentimeter von meiner Seite. Ihr Arm blieb um meine Schulter geschlungen und ihr Blick richtete sich stur auf Klaus, der sich vor uns aufbaute. Ich würde wohl nie verstehen, woher sie all ihren Mut nahm. "Was willst du hier, Katerina?", fragte mein Bruder mit einer Stimme, bei der selbst mir ein Schauer über den Rücken lief. "Willst du dich darüber amüsieren, dass ich eingesperrt bin? Dann solltest du nämlich wissen, dass dieser Zauber bald schon verblassen wird und wenn ich erst einmal frei bin, werde ich dich bis ans Ende der Welt jagen, bis du..."

"Ach, halt die Klappe, Klaus", unterbrach ich meinen Bruder und war erleichtert, dass meine Stimme nicht so sehr zitterte, wie ich es erwartet hatte, während ich langsam wieder aufstand.

Auch Katherine neben mir richtete sich auf und nahm dabei den Arm von meiner Schulter. Ich vermisste das beruhigende Gefühl sofort, sagte aber nichts dazu. Ich wusste, warum sie das tat, und sie hatte recht damit. So sah ich vor Klaus stärker aus und genau das sollte ich gerade auch ausstrahlen, denn er blinzelte mich langsam an, als würde er noch verarbeiten, dass ich ihm so ins Wort gefallen war. "Wie bitte?", fragte er gefährlich leise.

"Du kannst dir deine Drohungen sparen. Kat wusste nicht, dass du hier eingesperrt bist", stellte ich mit fester Stimme klar. "Das wussten wir beide nicht. Wir sind nur hier, weil wir Kol helfen wollten. Und weil wir verhindern wollten, dass er einen Fehler macht und den Weg zum Heilmittel vernichtet. Wir hatten ja keine Ahnung, dass er..." Verärgert schüttelte ich meinen Kopf, um meine Gedanken an Kol loszuwerden, bevor mich die Emotionen wieder überwältigen konnten. "Wir sind jedenfalls nicht wegen dir hier. Dann wäre Kat nie mitgekommen, das hätte ich nicht zugelassen."

Bei diesem letzten Satz verengten sich seine Augen ein wenig, als würde er überlegen, was das wohl zu bedeuten hatte, aber er fokussierte sich dann doch lieber auf einen anderen Teil meiner Worte, der ihm wohl wichtiger erschien. "Wieso wolltet ihr Kol davon abhalten, den Weg zum Heilmittel zu vernichten?", fragte Klaus misstrauisch. "Sucht ihr etwa auch danach?"

"Selbstverständlich suchen wir danach", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Jeder will es haben, es ist das perfekte Druckmittel. Ganz egal gegen wen. Aber behalten wollen wir es genau genommen nicht, denn eigentlich hatten wir einen Tausch damit vor."

"Einen Tausch? Welcher Idiot würde sich auf einen Handel mit Katerina einlassen?", fragte Klaus spöttisch. "Jeder weiß, dass ihr Wort nichts wert ist."

"Ach ja?", fragte Katherine beleidigt. "Wann genau habe ich denn dir gegenüber nicht mein Wort gehalten? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dir je versprochen hätte, mich bei einem Blutritual zu opfern, nur damit du auch ein Werwolf sein kannst. Meines Wissens nach wurde ich da nicht gefragt. Ich habe nur versucht zu überleben, mehr nicht."

"Der Handel wäre nicht mit Kat gewesen, sondern mit mir", sagte ich schnell, bevor Klaus etwas darauf antworten konnte, und lenkte so seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Was auch gut war, denn auch wenn ich Katherines Selbstvertrauen in solchen Momenten bewunderte, war es keine gute Idee, meinen Bruder noch mehr aufzuregen als nötig. Auch wenn sie streng genommen im Recht war.

"Du? Wieso denkst du, dass ausgerechnet du das Heilmittel am Ende in der Hand halten wirst? Selbst wenn ihr es schafft, es den Salvatores wegzunehmen, wird Katerina dich betrügen und dir das Heilmittel stehlen. Du solltest dich davon fernhalten, Schwester. Unsere Familie hat durch dieses verfluchte Heilmittel schon genug verloren."

Bevor ich wirklich beleidigt sein konnte, dass er mir das offensichtlich nicht zutraute, merkte ich, dass Klaus sich tatsächlich Sorgen um mich machte. Soweit ich wusste, war auch Rebekah auf der Suche nach dem Mittel und dadurch automatisch in Gefahr. Offenbar schreckten Elena und Jeremy schließlich nicht vor einem Mord an Urvampiren zurück und jetzt hatten sie einen Pfahl, der selbst eine Mikaelson töten konnte. Elijah und ich waren die einzigen, die bisher nicht in das Drama verwickelt gewesen waren und anscheinend interessierte es Klaus doch, ob ich lebte oder starb. Das war irgendwie schön zu wissen. "Ich werde am Ende diejenige sein, die das Heilmittel besitzt", versprach ich ihm ruhig und blickte in seine Augen. "Und wenn ich entscheide, wer es bekommen wird, wirst du mein erster Ansprechpartner sein, das verspreche ich dir."

"Du... willst mir das Heilmittel geben?", wiederholte Klaus überrascht. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.

"Ja, das will ich. Du willst es ja ganz offensichtlich unbedingt haben. Mir ist es egal, ob du es brauchst, um Hybriden zu erschaffen, um es zu vernichten, oder sonst etwas damit zu tun. Auch wenn es mir lieber wäre, wenn Elena auf der Stelle stirbt und nicht erst noch ein langes, menschliches Leben als deine Blutkonserve verbringt, ist es mir sogar recht, wenn du ihr das Heilmittel gibst. Ich werde das Mittel für dich besorgen und du kannst dann entscheiden, was du damit machst. Ich habe ich nur eine einzige Bedingung."

"Ach ja?", fragte mein Bruder skeptisch, aber ich konnte hören, dass er interessiert war. "Angenommen, es kommt tatsächlich so, wie du es behauptest. Welche Bedingung wäre das?"

"Katherines Freiheit", antwortete ich ohne zu zögern. "Du wirst sie nicht mehr jagen, du wirst ihr nicht mehr drohen, du wirst sie einfach in Ruhe lassen. Versprich mir das, und das Heilmittel wird dir gehören. Was sagst du?"

Einige Sekunden schwieg Klaus und blickte nachdenklich von mir zu Katherine und wieder zurück. Er überlegte anscheinend, warum ausgerechnet ich um Katherines Freiheit bat und was uns verband, aber was auch immer er sah, schien ihn zu überzeugen. "Bring mir das Heilmittel, und wir haben einen Deal."

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt