Chapter 70

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Langsam blinzelte ich Katherine an, und merkte, wie sie mit jeder Sekunde des Schweigens unruhiger wurde.

"Jetzt sag schon irgendwas, Mal", flüsterte sie leise. "Bevor ich anfange, mir wirklich blöd vorzukommen."

"Du... du liebst mich?", wiederholte ich nur kaum hörbar, woraufhin Kat leicht nickte.

"Natürlich liebe ich dich, Dummkopf. Denkst du, ansonsten wäre ich so eifersüchtig gewesen, als diese kleine Hexe sich an dich rangemacht hat? Dass ich für jeden dieses widerliche Fast-Food-Essen gegessen hätte, nur um ein kleines Lächeln von dir zu sehen? Ich weiß schon seit einer ganzen Weile, dass das, was ich bei dir empfinde, etwas ganz Besonderes ist, aber bisher wollte ich das nie aussprechen. Ich wollte nicht, dass du denkst, ich würde dir das nur sagen, weil ich etwas von dir brauche. Immerhin habe ich mir im Lauf der Jahre einen... gewissen Ruf gemacht, die Zuneigung anderer Leute auszunutzen. Und ich wollte verhindern, dass du jemals daran zweifeln musst, ob du nur eine weitere von den vielen bist, die bisher auf mich reingefallen sind. Denn das bist du nicht, Mal. Jetzt gerade brauche ich absolut nichts von dir, also kann ich es dir endlich beweisen, dass das hier die Wahrheit ist. Der einzige Grund, warum ich hier bin, bist du. Ich bin hier, weil ich hier sein möchte. Bei dir. Nirgendwo sonst, ganz egal, was das für Folgen hat. Weil ich dich verdammt noch mal liebe."

Mit jedem ihrer Worte stiegen mir mehr Tränen in den Augen, bis sie schließlich haltlos über meine Wangen flossen und Katherine sie erschrocken wegwischte.

"Mist, habe ich irgendetwas Falsches gesagt?", murmelte sie.

"Nein, hast du nicht", flüsterte ich sofort. "Es war sogar genau richtig. Ich weiß noch genau, wie du mich damals gefragt hast, ob ich jemanden hätte, dem ich vollkommen vertrauen könnte. Das war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, dass du dich wirklich aufrichtig für meine Antwort interessiert. Damals habe ich noch Nein gesagt, aber mittlerweile hat sich das geändert. Ich vertraue dir, Kat, und ich glaube dir, dass du mich nicht nur benutzt. Dass du mir die Wahrheit sagst. Und genau deshalb ist das so besonders für mich. Du bist die Person geworden, der ich am meisten auf dieser Welt vertrauen kann. Ich habe immer alle auf Abstand halten wollen, aber du hast mir gezeigt, wie schön es ist, nicht mehr alleine zu sein. Ich liebe dich auch, Kat."

Erleichtert atmete Katherine aus, als ich das sagte und zog mich in einer Bewegung näher, um mich zu küssen. Leidenschaftlich erwiderte ich ihren Kuss und fuhr durch ihre weichen, lockigen Haare, bis ich ein Klopfen an unserer Wohnungstür hörte. Widerstrebend löste ich mich wieder von Katherine und seufzte genervt auf.

"Das ist ja jetzt wohl nicht wahr", seufzte Kat ebenfalls.

"Wie lange wohnen wir hier jetzt schon? Fünf Minuten? Wer kann bitte in dieser kurzen Zeit herausgefunden haben, dass wir hier sind?", murmelte ich.

"Entschuldige, Schwesterherz", hörte ich von draußen die Stimme meines Bruders. Elijah. "Ich habe dein Handy orten lassen, als mir niemand sagen konnte, wo du bist. Wir müssen reden."

"So viel zum Thema Privatsphäre", schnaubte ich und richtete nur kurz mein Shirt, das ein wenig verrutscht war, bevor ich schlecht gelaunt die Tür öffnete. "Bitte, Elijah, komm doch rein. Fühl dich ganz wie zu Hause."

"Verzeih mir, wenn ich störe..."

"Tust du", unterbrach ihn Katherine und erst jetzt blickte Elijah von ihr zu mir und schien zu bemerken, wobei genau er uns gerade gestört hatte. Zufrieden sah ich dabei zu, wie er zumindest den Anstand hatte, rot zu werden, aber leider ging er trotzdem in unsere neue Wohnung.

"Ich würde dir ja etwas zu trinken anbieten, aber ich bin selbst erst seit fünf Minuten hier, und habe keine Ahnung, ob wir etwas da haben, also... Was gibt's, Elijah?", fragte ich direkt und setzte mich auf einen der gemütlich aussehenden Sessel, wo ich meine Beine über die Lehne baumeln ließ.

"Es geht um unseren Bruder. Er...", fing er an, blickte dann aber demonstrativ zu Katherine. "Eigentlich ist das eine Familienangelegenheit."

"Keine Sorge, was auch immer du mir sagen willst, werde ich meiner Freundin nachher eh erzählen, also kannst du auch gleich vor ihr sprechen", antwortete ich. Kurz blickte ich über meine Schulter zu Kat, um zu sehen, wie sie es aufnahm, wenn ich von ihr als meine Freundin sprach, aber sie lächelte mich nur breit an und setzte sich auf die freie Lehne meines Sessels, bevor sie ihren Arm um mich schlang.

Eine kurze Zeit lang sah Elijah uns beide überrascht an, lächelte dann aber nur leicht und setzte sich uns gegenüber aufs Sofa. "Es freut mich zu sehen, dass du so glücklich bist, Schwester", kommentierte er nur, als ob ihn diese Entwicklung nicht sonderlich überraschen würde. Vielleicht hatte ich meine Gefühle Kat gegenüber doch nicht so gut versteckt wie ich gedacht hätte.

"Danke, Elijah", lächelte ich ehrlich, kam aber schnell wieder auf das eigentliche Thema zurück, bevor das hier unangenehm werden konnte. "Also, was ist so dringend, dass du es mit mir besprechen wolltest?"

"Wie gesagt, es geht um Klaus. Und um eine Werwölfin namens..."

"Hayley", unterbrach ich ihn. "Ja, ich kenne sie, zumindest flüchtig. Ich schätze, du willst mir von ihrem Wunderbaby erzählen?"

Nun sah mich Elijah ernsthaft überrascht an. "Woher weißt du davon?"

"Was denkst du denn, wer Klaus auf die Spur hierher gebracht hat?", antwortete ich grinsend mit einer Gegenfrage. "Jane-Anne Deveraux hat Kat und mich angesprochen und uns von ihrer Vermutung erzählt."

"Es ist nicht nur eine Vermutung", korrigierte Elijah. "Ich habe Hayley gesehen, habe selbst den Herzschlag ihres Kindes gehört. Es ist wahr, Malina. Klaus wird Vater werden."

"Und wie hat er darauf reagiert?", fragte Kat neugierig nach.

"Na ja, ihr kennt ja Klaus... Die Hexen haben ihre Forderungen gestellt und verlangt, dass er sich an ihre Regeln hält... Ihr wisst, wie gerne Klaus von irgendwem manipuliert wird. Sein erster Instinkt war es, alles von sich zu stoßen. Aber als ich das letzte Mal mit ihm geredet habe, hatte er seine Meinung geändert. Er will dieses Kind, genauso, wie er seine Stadt zurück haben will."

"Er will Marcel von seinem Thron stoßen?", fragte ich und grinste leicht. "Das ist etwas, das ich nur zu gut verstehen kann."

"Und das Kind? Ich komme gerade eben von Rebekah und wollte sie davon überzeugen, dass das Kind unser Neuanfang sein könnte, genau das, was wir immer gesucht haben. Unsere Chance, wieder eine Familie zu sein. Aber sie hat sich dazu entschlossen, lieber in Mystic Falls zu bleiben und ihr eigenes Leben zu leben."

"Mach dir keine Sorgen, Elijah", beruhigte ich meinen Bruder. "Früher oder später wird Rebekah es sich anders überlegen. Sie wollte menschlich werden, um eine Familie zu haben, und es wird nicht lange dauern, bis sie bemerkt, dass sie die schon längst hat."

Dankbar lächelte Elijah mich an und musterte mich dann nachdenklich. "Und was ist mit dir? Wir werden Hilfe brauchen, um dieses Kind zu schützen. Vor Marcel ebenso wie vor den Hexen. Wirst du uns dabei helfen, oder werdet ihr auch die Stadt verlassen?"

"Wir haben uns gerade erst diese Wohnung gekauft, was denkst du denn?", fragte ich grinsend.

"Wir werden nicht fliehen", antwortete auch Katherine und drückte mich leicht an sich, während sie dem Urvampir vor sich fest in die Augen sah. "Wir werden nicht zulassen, dass diesem Baby etwas passiert. Wir beide."

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt