Als ich wieder wach wurde, war mein erster Gedanke, dass ich langsam begann zu verstehen, warum so viele Vampire Hexen nicht ausstehen konnten. Stöhnend richtete ich mich auf und rieb mir meinen schmerzenden Nacken, dankbar um meine Heilkräfte, die sämtliche Verspannungen schnell lösten. Sofort drehte ich mich zu Kat um, die neben mir am Boden lag, ebenfalls mit einem gebrochenen Genick. Kurz überlegte ich, ob ich ihr Camis Blut geben sollte, damit sie schneller wieder wach wurde, aber die lag ebenfalls bewusstlos in der Nähe des Altars. Ihr Herz schlug zwar noch, war aber so schwach, dass ich ihr nicht auch noch zusätzlichen Blutverlust antun wollte. Also biss ich mir nach einigem Zögern selbst in mein Handgelenk und drückte es auf Kats Mund. Ich hatte keine Zeit darauf zu warten, dass sie von selbst aufwachte, und sie hier zurückzulassen war für mich keine Option.
Unwillkürlich schloss ich meine Augen, als Kat endlich anfing zu trinken und dabei mein Handgelenk umklammerte. Sie löste sich erst nach einigen Sekunden von mir und sobald ich meine Augen öffnete, bemerkte ich, dass sie mich leicht angrinste. "So angenehm bin ich noch nie von den Toten wiederauferstanden", kommentierte sie, woraufhin ich nur leicht grinsend meine Augen verdrehte.
"Freu dich nicht zu früh. Davina ist weg."
"Was? Haben die Hexen sie etwa in die Hände bekommen?"
"Den beiden Leichen dort nach zu urteilen, nicht", antwortete ich mit Blick auf den Ausgang der Kirche, wo die toten Hexen lagen, die uns angegriffen hatten. "Cami hat vor dem Angriff irgendetwas von Klaus gesagt. Ich vermute, dass Davina zu ihm gegangen ist."
"Dann sollten wir wohl los, bevor sie irgendetwas Dummes macht", erwiderte Kat und stand sofort auf. Lächelnd ging ich mit ihr aus der Kirche. Es war schön zu sehen, dass ich ihr nicht einmal erklären musste, dass ich meinen Bruder immer noch beschützen würde, selbst wenn es vor Davina war. Und trotz ihrer Vergangenheit mit Klaus war sie bereit, mir dabei zu helfen, ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen, und das erwärmte mir das Herz.
Wir waren gerade losgegangen, als mein Handy vibrierte und ich eine Nachricht von Rebekah erhielt. 'Ich bin gerade mit Davina in Marcels Garten und sie hat mir erzählt, dass die Hexen euch angegriffen haben. Alles okay bei dir?'
Schnell schrieb ich meiner Schwester zurück, dass es mir gut ging, und wandte mich dann fragend an Kat, die bereits über meine Schulter die Nachricht gelesen hatte. "Was für einen Garten meint sie?"
"Ahh, davon habe ich gehört. Das ist Marcels ganz persönlicher Ort, um die Vampire zu bestrafen, die nicht auf seine Regeln hören wollen. Ich weiß, wo das ist, komm mit."
Kat lief mit vollem Tempo voran und ich folgte ihr ohne zu zögern. Als wir in einer Art Höhle stehen blieben und ich im Dämmerlicht nur Schemen von Mauern erkennen konnte, wurde mir ein wenig mulmig zumute. "Was ist das für ein Ort?", flüsterte ich kaum hörbar. Ich konnte von verschiedenen Seiten langsames, trockenes Atmen hören, konnte aber auf den ersten Blick keine Vampire erkennen.
"Hierher bringt Marcel seine Feinde", erklärte mir Kat noch einmal leise. "Er sperrt sie hier ein, indem er sie einmauert und so lange austrocknen lässt, bis sie seiner Meinung nach genug gebüßt haben."
Vorsichtig sah ich mich um und nun, wo ich wusste, worauf ich achten musste, fielen mir Details auf, die mir vorher entgangen waren. Da war eine Hand, die aus einer Mauer herausguckte, ausgestreckt nach einer Freiheit, die sie nicht haben konnte, oder ein Gesicht, das so grau angelaufen war, dass es mit dem Stein verschmolz. Erst als ich plötzlich Kats Hand in meiner spürte, bemerkte ich, dass ich angefangen hatte zu zittern.
"Hey, du bist hier nicht eingesperrt", flüsterte sie mir sanft zu. "Und ich werde nicht zulassen, dass du jemals hier unten endest. Dir wird nichts passieren, das verspreche ich dir. Du bist frei."
Langsam wandte ich meinen Blick von den vertrocknenden Vampiren in den Wänden ab und blickte in die Augen meiner Freundin, die mich voller Reue anblickten. Sie wusste, weshalb ich so stark auf diesen Anblick reagierte, und daran war sie nicht gerade unschuldig. Aber ich hatte ihr diesen Fehler bereits verziehen, also drückte ich nur vorsichtig ihre Hand und konzentrierte mich auf ihre dunkelbraunen Augen. "Alles gut", murmelte ich leise.
"Nein, es ist nicht alles gut", widersprach Kat ernst. "Und das ist okay so. Du musst nicht stark sein, wenn du es gerade nicht kannst. Das würde dich nicht schwächer machen. Wenn du hier nicht sein willst, musst du nur ein Wort sagen und wir verschwinden wieder, oder ich suche alleine nach Davina."
Tief atmete ich durch und lächelte sie schwach an. "Danke, Kat, das bedeutet mir viel", antwortete ich ehrlich. "Aber ich will mir selbst beweisen, dass ich das hier kann. Bleib... bleib einfach bei mir hier unten, ja?"
"Ich verspreche es dir, ich werde nicht von deiner Seite weichen", erwiderte Kat fest und lächelte mich aufmunternd an. "Komm, lass uns Davina suchen."
Mit Kat an meiner Seite fiel es mir viel einfacher, durch die verwinkelten Gänge zu gehen, bis uns Rebekah entgegenkam, die Davina auf dem Arm trug. "Was ist passiert?", fragte ich sofort panisch. "Ist sie...?"
"Nein, sie schläft nur", antwortete Rebekah und musterte uns kurz. "Jetzt zumindest. Nik hatte ihren Freund Timothy entführt, um sie unter Druck zu setzen. Er hat ihn vergiftet, und Davina gleich mit dazu. Sie sind... gestorben. Alle beide, gerade eben erst. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber Davina ist wieder aufgewacht, und er nicht. Ich vermute, dass irgendjemand einen Schutzzauber über sie gesprochen hat, vielleicht im Auftrag von Marcel. Aber als sie aufgewacht ist und gesehen hat, wie ihr Freund tot neben ihr lag, ist sie völlig zusammengebrochen. Ich habe versprochen, sie sicher zurück ins Anwesen zu bringen und jetzt ist sie gerade vor Erschöpfung eingeschlafen."
"Das ist furchtbar", flüsterte ich schockiert, und Kat nickte zustimmend, warf meiner Schwester aber einen nachdenklichen Blick zu.
"Und seit wann stehst du auf Davinas Seite? Sag bloß, dass du dich völlig selbstlos um sie kümmerst."
"Das hier ist ein kleines Mädchen, das gerade den Tod ihres ersten Schwarms mit angesehen hat", antwortete Rebekah angespannt. "Ich bin kein Monster, das das ausnutzen würde. Schließe nicht von dir auf andere, Katherine."
Ich dachte gerade, dass Kat bei dieser Unterstellung richtig ausrasten würde, und ich hätte es ihr nicht einmal verübeln können, aber stattdessen setzte sie nur ein Lächeln auf. "Bring Davina einfach zurück. Wir werden sie morgen besuchen."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und zog mich mit nach draußen, zurück an die frische Luft, die mich das beklemmende Gefühl, unter der Erde gefangen zu sein, endlich wieder vergessen ließ.
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Hidden Past - The Story of Malina Mikaelson
Fiksi PenggemarMalina Mikaelson: ein Name, der seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten ist. Seit Malina mit ihrer Zwillingsschwester Freya von Dahlia entführt wurde, hat niemand mehr von ihr gehört. Doch Malina ist das Unmögliche gelungen: Durch ihre Verwandlu...