"Langsam bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das hier wirklich eine gute Idee ist", bemerkte Kat leise, während wir die Stufen zu Davinas Dachboden hochgingen. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen, schon von Weitem konnte man Schreie von dort hören. Nicht Davina, es war eine männliche Stimme, aber ich erkannte sie nicht.
"Ich kann auch erst nachsehen, was da los ist, und dich dann rufen", bot ich an, aber diesen Vorschlag lehnte Kat sofort ab.
"Nein, schon gut. Wir sehen uns einfach mal an, wer da so furchtbar schreit und hoffen, dass wir nicht die nächsten sind", meinte sie und stieß dann die Tür auf.
Davina hob sofort ihren Kopf, um uns anzusehen, aber meine Aufmerksamkeit richtete sich eher auf den jungen Mann, der vor ihr am Boden lag und endlich aufgehört hatte zu schreien.
"Kommen wir ungelegen?", fragte ich Davina leicht grinsend und trat über die Türschwelle.
"Du bist nicht allein", stellte sie statt einer Antwort fest und musterte Kat misstrauisch.
"Das ist meine Freundin. Ich habe ihr von dir erzählt, und sie wollte dich unbedingt kennenlernen. Keine Sorge, ich vertraue ihr vollkommen, von ihr wird niemand etwas über dich erfahren."
"Katherine Pierce, sehr erfreut", stellte Kat sich selbst vor und grinste Davina leicht an. "Darf ich reinkommen oder ende ich dann auch so wie dieser Typ da?"
"Du darfst reinkommen, mach nur die Tür wieder zu. Pater Kieran soll das hier nicht hören", antwortete Davina seufzend und richtete ihren Blick wieder auf den Mann vor ihr, der uns genau musterte.
"Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts dagegen, dass ihr ein bisschen Ablenkung bringt, aber wer seid ihr? Und was zur Hölle macht ihr hier? Ich dachte, nur Marcel wüsste, wo Davina ist."
Ich ignorierte ihn und wandte mich stattdessen an Davina. "Hat es einen bestimmten Grund, warum du neuerdings Vampire folterst?", fragte ich und versuchte, dabei nicht allzu verurteilend zu klingen.
"Marcel hat mich darum gebeten", antwortete sie seufzend. "Dein Bruder hat Josh manipuliert und ich soll das aufheben."
"So etwas geht?", fragte Kat interessiert nach.
"Nur mit einer sehr mächtigen Hexe und unter ziemlichen Schmerzen", erwiderte sie, aber der Vampir, der anscheinend Josh hieß, konzentrierte sich auf ein anderes Detail.
"Dein Bruder? Du bist eine Mikaelson?"
"Malina, sehr erfreut", stellte ich mich kurz angebunden vor und wandte mich dann wieder an Davina. "Ich werde meinem Bruder nichts hiervon erzählen, er würde nur durchdrehen und dich als eine neue Bedrohung sehen. Aber ich will auch nicht wissen, was Marcel sonst noch so vorhat, also erzähl mir bitte keine Details, ja?"
Davina musterte mich überrascht und nickte dann leicht. "Ja, natürlich. Danke." Dann drehte sie sich wieder zu Josh um und sah ihn entschuldigend an. "Ich muss weitermachen, tut mir leid", seufzte sie und streckte dann schon ihre Hand aus, woraufhin Josh sofort wieder anfing zu schreien.
"Sollen wir lieber wann anders wiederkommen?", fragte ich, aber Kat schüttelte unauffällig den Kopf und sah sich in dem Zimmer um, bis ihr Blick auf eine kaputte Geige fiel, die auf einem Tisch lag.
"Ah, spielst du?", fragte sie Davina und ich verstand, was sie damit erreichen wollte. Sie wollte Davina und auch Josh mit einem Gespräch ablenken, weil diese Situation offenbar für sie beide nicht gerade einfach war.
Davina drehte sich zu Kat und mir um und brach dabei den Zauber über Josh ab, aber ich deutete nur wieder auf ihn. "Mach weiter. Es ist eine gute Übung, deine Magie zu benutzen und zeitgleich ein Gespräch zu führen."
"Ich dachte, man sollte sich immer nur auf den Zauber konzentrieren?", fragte Davina verwirrt nach.
"Das ist auch so, wenn du tatsächlich einen Zauber sprichst. Das hier ist aber kein Zauber, sondern nur ein instinktives Anwenden von Magie, um diese Manipulation zu lösen. So eine Art von Magie kann sogar unbewusst genutzt werden, also mach ruhig weiter."
"Und wir haben doch gerade so viel Spaß", murmelte Josh ironisch, hielt aber schnell wieder die Klappe, als Davina weitermachte und sich währenddessen an Kat wandte.
"Nein, ich spiele nicht. Die Geige ist von... einem alten Freund von mir. Timothy. Ich habe früher mal Klavier gespielt, aber das geht im Moment nicht."
"Wieso nicht?", fragte meine Freundin nach.
"Marcel hat Angst, dass es jemand hören könnte, wenn ich hier oben spiele."
"Ehrlich? Das ist alles? Und du hörst auf ihn?"
"Er hat schließlich recht damit. Wenn die Hexen mich hier finden, habe ich ein echtes Problem", erwiderte Davina gereizt und ich mischte mich wieder ein.
"Aber dafür gibt es doch Lösungen."
"Und welche? Ein Zauber, der alle Geräusche hier oben einsperrt, ist keine Option. Das habe ich Marcel auch schon vorgeschlagen, aber er hält es für keine gute Idee, wenn ich nicht mal um Hilfe rufen könnte."
Gegen meinen Willen musste ich leise lachen, als sie das sagte. "Weißt du, ich bin ja ein großer Fan von Hexen, aber ihr habt alle ein riesiges Problem: Ihr versucht immer alles mit Magie zu lösen. Dabei könntet ihr es so viel einfacher haben. Schon mal daran gedacht, dass wir im 21. Jahrhundert leben? Ich bin zwar erst seit ein paar Jahren in diesem Zeitalter angekommen, aber selbst ich habe mitbekommen, dass es neuerdings elektronische Varianten von allen möglichen Musikinstrumenten gibt. Stell dir doch einfach ein E-Piano hier rein und spiele nur mit Kopfhörern."
Einige Sekunden musterte mich Davina und vergaß dabei sogar, Josh weiter zu foltern. "Das... ist eine tolle Idee", meinte sie und fing leicht an zu lächeln.
"Natürlich, sie kommt ja auch von mir", grinste ich eingebildet und sah dann wieder zu Josh, der uns mit großen Augen musterte. "Was ist mit ihm?"
"Ich bin fertig", antwortete Davina an seiner Stelle. "Er ist frei."
"Das stimmt, ich kann endlich wieder ganz klar denken", meinte Josh begeistert, bis auch er Davinas unglücklichen Tonfall bemerkte. "Du klingst aber nicht sehr begeistert. Was ist los?"
"Marcel will, dass ich dich all das hier vergessen lasse. Den Zauber, den Dachboden... Mich."
"Du solltest nicht immer tun, was Marcel von dir will", stellte Kat leise fest. "Sicher, er will nur das Beste für dich, aber du bist nicht seine Gefangene. Du bist in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen, vor allem, wenn es um deine eigene Sicherheit geht. Frag dich lieber, ob du Josh vertrauen würdest, dass er niemandem etwas von dir erzählt."
Nachdenklich musterten wir drei Josh und er blickte Davina offen in die Augen. "Ich werde niemandem von dir erzählen, versprochen. Wem sollte ich auch schon etwas erzählen, ich kenne hier eh niemanden wirklich. Du bist die erste Person, mit der ich seit langem freundliche Worte gewechselt habe."
Einige Sekunden sah Davina Josh noch an, lächelte dann aber vorsichtig. "Marcel darf nicht davon erfahren, dass ich dir deine Erinnerungen gelassen habe."
"Das wird er nicht", versprach Josh. "Ich werde dich nicht verraten. Und wenn du diesen beiden Vampiren vertrauen kannst, dann doch vielleicht auch mir, oder nicht?"
"Ja, da hast du recht", antwortete Davina lächelnd.
"Wunderbar, es wird dir sicher gut tun, wenn du nicht so oft hier alleine rumhockst", bemerkte ich grinsend und blickte dann mit einem breiten Lächeln zu Josh. "Und falls du doch noch eine Gefahr für sie wirst, oder auch nur ein Wort darüber verlierst, dass Kat und ich hier waren, werde ich dich höchstpersönlich umbringen."
DU LIEST GERADE
Hidden Past - The Story of Malina Mikaelson
FanficMalina Mikaelson: ein Name, der seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten ist. Seit Malina mit ihrer Zwillingsschwester Freya von Dahlia entführt wurde, hat niemand mehr von ihr gehört. Doch Malina ist das Unmögliche gelungen: Durch ihre Verwandlu...