Chapter 33

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"Shh, nicht so laut!", antwortete ich nur und zog Rebekah ins angrenzende Badezimmer, wo ich den Wasserhahn aufdrehte, damit uns alle anderen Vampire im Haus nicht verstehen konnten.

Überfordert lief meine Schwester mit mir und sah mich ungläubig an. "Also hatte ich wirklich recht? Du bist meine Schwester?"

"Malina", stellte ich mich vor und grinste sie schief an. "Freut mich, dich endlich mal kennenzulernen."

"Wer weiß noch alles davon?", fragte Rebekah sofort und überraschte mich damit. Sie war die erste, die nicht zuerst wissen wollte, wie das möglich war, und was mit Freya war.

"Katherine war die erste, die es erfahren hat, aber sie hat es nie jemandem erzählt. Dann ist Elijah vor einigen Monaten dahinter gekommen, aber Klaus hat ihn erdolcht. Der denkt übrigens, dass ich etwas mit Elijah am Laufen hatte und erklärt sich so, warum wir uns so gut verstanden haben. Ziemlich ekelig, aber ich lasse ihn lieber in dem Glauben. Unserem Vater habe ich es gesagt, sobald ich ihn gefunden hatte, und Alaric hat es auch verstanden, als er in dieser Höhle war, wo mein Name an der Wand stand. Aber du bist die Erste, die so schnell gemerkt hat, wer ich bin, und das, ohne auch nur meinen Namen zu kennen. Anscheinend werde ich immer schlechter darin, meine wahren Gefühle zu verbergen."

Als ich so aufzählte, wer mittlerweile alles wusste, dass ich eine Mikaelson war, wurde mir klar, wie viele das eigentlich waren. Es war ein Wunder, dass Klaus immer noch nichts mitbekommen hatte.

"Nik denkt, du hättest eine Affäre mit unserem Bruder?", wiederholte Rebekah angewidert und ich musste leise lachen.

"Das ist es, was du dir davon gemerkt hast?", lachte ich und auch Rebekah grinste mich leicht an.

"Das war zumindest das Schockierendste", antwortete sie. "Davon abgesehen, dass du am Leben bist, obwohl du das eigentlich nicht sein solltest, natürlich. Da du aber kein Vampir mit dem Aussehen einer Fünfjährigen bist, gehe ich mal davon aus, dass du damals nicht wirklich gestorben bist?"

"Richtig geraten", grinste ich leicht und erzählte ihr dann die Kurzfassung davon, was mir in den letzten Jahrhunderten passiert war. Dieses Mal schaffte ich es sogar, von Freyas Tod zu erzählen, ohne in Tränen auszubrechen und schaltete dann den Wasserhahn aus, als ich alles erzählt hatte.

"Aber dieses Thema wird mir jetzt eindeutig zu depressiv", verkündete ich und atmete tief durch, bevor ich wieder ein Lächeln aufsetzte. "Immerhin ist heute Homecoming-Ball, also werden wir jetzt nicht mehr über irgendwelche Familiendramen und Mordpläne sprechen, sondern uns einfach nur für den Abend fertigmachen, in Ordnung?"

Meine Intuition, dass Rebekah sich eigentlich wirklich auf diesen Abend freute, hatte mich nicht getäuscht, denn sie fing sofort an zu lächeln und holte ihr Kleid heraus. Ich konnte es kaum glauben, dass sie es so schnell akzeptiert hatte, dass ich noch am Leben war. Noch schneller als Elijah damals. Aber wahrscheinlich war sie einfach nur froh, doch noch einen Teil ihrer Familie zu haben, der ihr die Rolle an Klaus' Tod definitiv nicht verübeln würde. Außerdem hatte sie noch nie eine Schwester gehabt.

Es fühlte sich ein wenig merkwürdig an, mich mit ihr für den Ball fertig zu machen, immerhin hatte ich das früher so oft mit Freya getan, wenn Dahlia uns einen Abend lang ziehen ließ, um das bisschen von unserem Leben zu leben, das wir noch hatten. Aber Rebekah hatte einen grundlegend anderen Charakter als Freya. Sie war impulsiv und stur, aber vor allem hatte ich das Gefühl, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein normales, menschliches Leben. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ihr dieser Abend so wichtig sein sollte.

"Ist das auch dein erster Homecoming-Ball?", fragte ich irgendwann, während ich ihr gerade die Locken an ihrem Hinterkopf aufdrehte.

"Ja, ist es", antwortete sie und lächelte schwach. "Nik und ich waren immer auf der Flucht. Wir haben uns nie irgendwo so lange niedergelassen, als dass ich auf eine Highschool hätte gehen können. Was ist mit dir? Seit du ein Vampir geworden bist, hättest du doch eigentlich alle Möglichkeiten dazu gehabt, oder nicht?"

"Theoretisch ja. Aber als ich mich verwandelt habe, war ich optisch 35 Jahre alt. Niemand glaubt mir ernsthaft, dass ich mit diesem Gesicht noch als Highschool-Schülerin durchgehen könnte, auch wenn diverse Zauber mich schon damals jung gehalten haben", sagte ich und blickte sie grinsend im Spiegel an. "Vielleicht hätte ich alle manipulieren können, um mein Aussehen nicht zu hinterfragen, aber so wichtig ist mir das nie gewesen. Ich war zwischendurch immer mal wieder am College, das hat mir mehr Spaß gemacht."

"Vielleicht werde ich das auch noch probieren, wenn... Wenn das alles vorbei ist."

Aufmunternd lächelte ich Rebekah an und trat dann einen Schritt von ihr zurück. "Ich könnte mir dich sehr gut am College vorstellen", antwortete ich und blickte sie im Spiegel an. "So, du bist fertig. Und du siehst wunderschön aus."

"Danke", meinte sie glücklich und musterte ihr Spiegelbild.

Ich wollte noch etwas antworten, sah dann aber Elena in der Tür stehen, die uns schwach anlächelte. "Malina? Kannst du kurz nach unten kommen? Damon wollte noch etwas mit dir besprechen."

Ich nickte und lächelte Rebekah noch einmal aufmunternd zu, bevor ich alleine nach unten ging, wo Damon im Wohnzimmer auf mich wartete.

"Was gibt es?", fragte ich und lehnte mich gelassen gegen den Türrahmen.

"Heute darf absolut nichts schief laufen", verkündete er ernst. "Es muss alles genau nach Plan funktionieren."

"Ich weiß. Aber das wird es auch, wir haben alles durchdacht. Es kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen." Ich hatte sogar Katherine angerufen, weil ich als einzige ihre Handynummer hatte, damit sie Elenas Rolle spielen konnte. Unser Plan würde funktionieren, davon war ich überzeugt.

"Du hast recht, wir haben alles durchdacht", stimmte Damon mir zu. "Und wir gehen heute keine Risiken ein."

Bei diesen Worten spürte ich, wie sich ein Holzpfahl in meinen Rücken bohrte und ich fiel sofort auf die Knie. So gut es geht versuchte ich, mich umzudrehen und sah Alaric, der seine Armbrust wegpackte und mit einer Spritze voll Eisenkraut auf mich zukam und sie mir in den Hals rammte.

"Tut mir leid, Malina, aber ich konnte dein Geheimnis nicht für mich behalten. Nicht wenn es darum geht, Klaus zu töten", meinte Ric und ich sah wieder nach vorne zu Damon, während mein Blick langsam verschwamm.

"Wenn es dich beruhigt, es hätte auch nichts geändert, wenn du mir gleich die Wahrheit gesagt hättest. Ich würde dir gerne vertrauen, aber du bist eine Mikaelson und die Gefahr, dass du dich wie Elijah gegen uns wendest, ist einfach zu groß."

Damons Worte waren das letzte, das ich hörte, bevor mir das Genick gebrochen wurde und mich nur noch Schwärze umfing.

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt