Chapter 11

734 27 0
                                    

"Malina", flüsterte Katherine leise und setzte dann ein Grinsen auf. "Du siehst immer noch genauso aus wie damals."

"Ich weiß, das habe ich nicht dir zu verdanken", antwortete ich gelassen und setzte mich vor den Grufteingang auf den Boden. "Du hättest mich vor drei Monaten sehen sollen, da sah ich nicht so gut aus. Das wiederum hatte ich dir zu verdanken."

"Du bist doch sicher nicht nachtragend, dass du damals in der Gruft gefangen wurdest, oder?", fragte sie und kam vorsichtig näher, bevor sie sich einige Meter entfernt auch auf den Boden setzte.

"Oh nein, natürlich nicht", lächelte ich gelassen. "Den Gründerfamilien mache ich keinen Vorwurf, dass sie versucht haben, uns umzubringen. Dir allerdings..."

"Ich hatte nie vor, dich umzubringen!", widersprach Katherine mir sofort. "Ich wusste, dass Emily einen Zauber gesprochen hatte, um euch zu beschützen. Du warst nie wirklich in Gefahr."

Trocken lachte ich auf und sah demonstrativ auf den Ausgang der Gruft, die sie nicht verlassen konnte. "Tja, dann bin ich ja froh, dass du hier auch nicht in Gefahr bist. Wenn es deiner Meinung nach nicht so schlimm ist, 145 Jahre lang eingesperrt zu sein und langsam und qualvoll auszutrocknen, dann wird dir dein Aufenthalt hier ja sicher gefallen."

"Ich hatte keine Wahl, Malina. Du warst ein Risiko und ich musste an mich selbst denken, um zu überleben."

"Weißt du, Katherine, ich habe immer gewusst, dass du egoistisch bist. Das hat mir nie etwas ausgemacht. Aber ich hätte nie gedacht, dass du mich einmal so verraten könntest", antwortete ich wütend.

"Ach, tu doch nicht so, als hättest du nicht genau dasselbe getan, wenn du an meiner Stelle gewesen wärst. Du hast mir schließlich auch nie genug vertraut, um mir deinen wahren Namen zu verraten. Natürlich habe ich da so reagiert, als ich erfahren habe... Ich konnte ja nicht wissen, dass..."

Lächelnd lehnte ich mich zurück und machte es mir gegen die Steinwand gelehnt gemütlich. "Ich bin sicher, du hast in den letzten Jahrzehnten alles versucht, um mehr über mich herauszufinden, nicht wahr?", riet ich und Katherines Schweigen war mir Antwort genug. "Ich bin neugierig. Sag mir, was du herausgefunden hast. Was weißt du über Malina Mikaelson?"

Einige Sekunden schwieg Katherine, gab dann aber zwischen zusammengebissenen Zähnen zu: "Nichts."

Grinsend hob ich eine Augenbraue. "Nichts? Tatsächlich?"

"Ich dachte, ich würde alle aus der Mikaelson-Familie kennen, bevor ich dich traf", erzählte Katherine. Ihr war schon jetzt so langweilig, dass sie sich anscheinend darüber freute, überhaupt etwas erzählen zu können. Was das anging, waren wir uns wirklich ähnlich, was für mich gerade überaus praktisch war. "Ich hatte lange genug bei ihnen gelebt, Elijah hatte mir über ihre Vergangenheit erzählt. Aber dein Name ist nie gefallen, nicht ein einziges Mal. Als du mir deinen Namen genannt hast, dachte ich erst, ich hätte ihn vielleicht nur vergessen. Der Zufall, dass du genauso hießt, wie der Mann, vor dem ich seit Jahrhunderten floh, war einfach zu groß. Aber nachdem ich einige Jahrzehnte alles versucht hatte, um mehr über dich herauszufinden, und es einfach nichts gab, was dich mit den Urvampiren in Zusammenhang gebracht hat, habe ich es verstanden."

"Ach ja? Was hast du verstanden?", fragte ich neugierig nach.

"Du gehörst gar nicht zu ihrer Familie. Du hast nichts mit den Urvampiren zu tun, außer dass ihr euch den gleichen Namen teilt. Klaus und Elijah sind nicht deine Geschwister. Und ich habe einen Fehler gemacht, als ich dich zu schnell wegen deines Namens verurteilt habe", sagte Katherine leise, woraufhin ich auflachte.

"Vorsicht, Kat, gleich klingt das noch wie eine Entschuldigung", spottete ich.

"Ich meine es ernst, Mal. Ich hätte dir damals zuhören sollen. Ich war wohl einfach zu paranoid."

"Weißt du, in einigen Punkten hast du sogar recht", bemerkte ich. "Ich bin tatsächlich kein wirklicher Teil der Mikaelson-Familie. Ich habe nichts mit den Urvampiren zu tun, habe sie in meinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal getroffen, von Finn mal abgesehen. Aber in einer Sache irrst du dich dennoch. Klaus und Elijah, und all die anderen Urvampire, sind durchaus meine Geschwister."

Ich fragte mich selbst, warum ich ihr davon erzählte, doch als ich Katherines schockiertes Gesicht sah, wusste ich, dass es das wert gewesen war. Vor niemandem hatte sie so sehr Angst wie vor den Mikaelsons. Und selbst wenn sie irgendjemandem von meiner Familiengeschichte erzählen sollte, würde ihr keiner glauben. "Das ist völlig unmöglich", flüsterte sie und ich stand grinsend wieder auf.

"Nein, das ist es nicht. Ich war eine der ältesten der Mikaelson-Geschwister. Aber noch bevor mein Bruder Elijah geboren wurde, wurde ich entführt. Meine verräterische Mutter hat jeden glauben lassen, dass ich an der Pest oder so gestorben bin und so ist mein Name in Vergessenheit geraten. Niemand weiß, dass ich überlebt habe, nicht einmal meine Geschwister. Sie haben keine Ahnung, dass ich existiere."

"Und wieso verrätst du mir das alles?", fragte Katherine leise und ich bemerkte nicht ohne Genugtuung die Angst in ihrer Stimme.

"Weil du niemals jemandem davon erzählen wirst. Weil dir keiner je glauben wird. Und weil du wissen sollst, wen du dir 1864 zur Feindin gemacht hast, obwohl sie deine Freundin hätte sein können. Du bist Jahrhunderte lang vor meinem kleinen Bruder davongelaufen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel schlimmer ich sein werde."

Grinsend bemerkte ich, wie Katherine bei meiner Drohung blass wurde und rollte dann den schweren Stein zurück an seinen Platz vor die Gruft, um Katherine dort einzusperren. Das war das erste Mal, dass mir mein Nachname einen Vorteil gebracht hatte. Die Angst in Katherines Augen, die nur mein Familienname hervorrufen kann, war es auf jeden Fall wert gewesen, ihr mein Geheimnis zu verraten. Und nur so konnte ich dafür sorgen, dass sie ihren Verrat an mir damals wirklich bereuen würde. Denn selbst ihr würde jetzt klar werden, was für einen riesigen Fehler sie begangen hatte. Sie hätte meine Freundin werden können, eine Verbündete einer Mikaelson und vielleicht hätte sie mein Name sogar beschützt. So aber gab es niemanden, der sie vor meinen Geschwistern verteidigen würde. Sie war ganz auf sich allein gestellt. Und niemand überlebte es alleine gegen die Urvampire.


Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt