Chapter 45

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Es dauerte nicht lange, bis ich den Ort erreichte, den Elijah mir während meines Weges geschickt hatte. Unsere Mutter hatte sich in einem Feuerkreis vor dem alten, verlassenen Hexenhaus verbarrikadiert. Natürlich, wo auch sonst? Es musste ja immer dieses verfluchte, unheimliche Haus sein.

Ich trat nur wenige Sekunden nach meinen Brüdern aus dem Wald. Rebekah war vermutlich noch damit beschäftigt, Elena zu bedrohen, um die Salvatores zu erpressen, aber ich bemerkte schnell, dass nur Klaus, Elijah und Kol neben mir standen. Als ich jedoch meinen letzten Bruder entdeckte, wurde mir schlecht. Er stand direkt neben unserer Mutter in ihrem Feuerkreis und machte keine Anstalten, sie von ihrem Vorhaben abzubringen.

"Finn?", flüsterte ich und er wandte sich sofort mir zu. Ich meinte, so etwas wie Bedauern in seinem Gesicht zu sehen, aber der Augenblick war sofort wieder verschwunden. "Was tust du da?"

"Er spielt das Opferlamm", antwortete Kol abschätzig und musterte unseren Bruder wütend. "Ganz der perfekte Sohn, wie er es schon immer war. Erbärmlich."

"Finn, sag mir, dass das nicht wahr ist", sagte ich leise und blickte ihm eindringlich in die Augen. "Sag mir, dass du nicht dieser Frau dabei hilfst, unsere Familie umzubringen."

"Wir sind keine Familie", antwortete mein kleiner Bruder, mein ältester Freund, meine letzte Verbindung zu Freya mir kaum hörbar. "Das waren wir nicht mehr, seit wir dich verloren haben. Wir alle hätten vor tausend Jahren sterben müssen. Dass wir noch leben, ist nicht richtig."

Ungläubig sah ich Finn an. "Das kann nicht dein Ernst sein. Du willst uns umbringen?"

"Nein. Mutter wird es tun."

"Mutter? Du meinst die Frau, die ihre eigenen Kinder fortgegeben hat, um sich selbst zu schützen und jetzt auch noch so durchgeknallt ist, all ihre anderen Kinder umbringen zu wollen?", fragte ich spöttisch. "So wahnsinnig kannst du doch nicht sein, Finn. Es ist keine zwei Tage her, da wolltest du noch, dass ich dir verzeihe, dass du mir damals nicht geholfen hast. Ich habe dir gesagt, es gibt nichts zu verzeihen. Du warst drei Jahre alt, du konntest nichts tun. Aber jetzt bist du kein Kind mehr. Jetzt kannst du etwas tun, um deine Geschwister zu retten. Also tu es."

"Ich habe alle Geschwister gerettet, an denen mir etwas liegt", antwortete Finn mir leise. "Ich habe Mutter davon überzeugt, dass sie dir nichts antun wird. Du bist nicht mit uns verbunden. Sie hebt nur den Zauber der Urvampire auf, dir wird nichts geschehen."

"Und das glaubst du ihr? Diese Frau lügt doch, sobald sie auch nur den Mund öffnet!"

"Er hat recht", mischte sich unsere Mutter ein und betrachtete nach mir ihre anderen Kinder. "Tausend Jahre lang habe ich euch beobachtet, von der Anderen Seite aus. Ich habe den Schmerz von jedem einzelnen eurer Opfer gespürt. Malina hat mir dabei die wenigsten Sorgen bereitet. Sie war nie grausam, hat nie unschuldige Menschen nur zum Vergnügen getötet. Sie hat sich ihr Leben verdient. Aber du, Niklaus, hast mich gequält, mit jedem einzelnen Toten. Selbst du, Elijah, der du angeblich doch so nobel bist. Und du, Kol, warst in deinen wenigen Jahren auf der Erde noch schlimmer als Niklaus. Ohne Kontrolle. Ihr alle seid ein Fluch auf dieser Welt. Ein Fluch, den ich gebracht habe. Also ist es auch meine Aufgabe, ihn zu brechen. Wenn ihr also hergekommen seid, um um euer Leben zu flehen, dann muss ich euch enttäuschen. Das alles endet hier und jetzt. Malina wird nur verschont, weil das Finns letzter Wunsch war, und ich großzügig bin. Dieses Geschenk werde ich euch nicht machen."

Bevor ich einen Kommentar dazu äußern konnte, was meine Mutter mit ihrer Großzügigkeit tun konnte, schlugen die Flammen in ihrem Feuerkreis plötzlich höher. Mein Herz schlug schneller, ich war mir sicher, dass das das Ende war. Sie würde ihren Zauber sprechen und ich würde dabei zusehen, wie sie Finn umbrachte, nur um dann hilflos beobachten zu müssen, wie all meine Geschwister mit ihm fielen. Ich war fest entschlossen, unserer Mutter selbst das Herz rauszureißen, sobald das alles vorbei war und ich diesen Schutzzauber durchbrechen konnte, aber es kam anders. Statt ihren Zauber zu beginnen, fing unsere Mutter plötzlich an zu schreien und flehte die Hexen an, sie nicht zu verlassen.

Erleichterung überkam mich, als ich verstand, was das bedeutete. Damon und Stefan hatten es irgendwie geschafft, Esthers Verbindung zu den Bennett-Hexen zu durchtrennen. Jetzt hatte sie nicht mehr genügend Magie für einen so mächtigen Zauber. "Das wirst du bereuen", flüsterte ich leise und rannte auf den Flammenkreis zu, davon überzeugt, dass Esther nun nicht mehr stark genug war, um mich aufzuhalten. Doch bevor ich meiner Mutter endlich die Rache zukommen lassen konnte, auf die ich schon so lange wartete, griff Finn sie und verschwand mit ihr in voller Geschwindigkeit. Kurz überlegte ich, ihm nachzurennen, ließ es dann aber doch sein. Selbst wenn ich ihn einholen würde, wäre ich dann völlig erschöpft und in dem Zustand sollte ich keinen Kampf mit ihm und unserer Mutter beginnen. Vor allem nicht, wenn ich mir noch nicht sicher war, ob ich auch gegen Finn kämpfen könnte. Er hatte uns verraten, er hatte sich auf die Seite unserer durchgeknallten Mutter gestellt, und dennoch war er mein Bruder. Ich wollte ihn nicht verletzen.

"Was machen wir jetzt?", fragte ich leise in die Stille hinein.

Kol und Elijah starrten noch ungläubig auf die Stelle, an der bis vor kurzem unsere Mutter gestanden hatte und versucht hatte, uns alle umzubringen. Und so war es Klaus, der mir letztendlich antwortete. "Jetzt gehen wir nach Hause."

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt