Chapter 39

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Am Abend des nächsten Tages hörte ich, wie jemand an unserer Tür klingelte, ignorierte das Geräusch jedoch. Ich wusste, dass es Damon und Stefan waren, offiziell hier, um mit Klaus über die Rückgabe des letzten Sarges zu verhandeln. Elijah hatte mir von seinem Gespräch mit Damon berichtet und so wusste ich auch, wofür dieses Essen heute eigentlich war. Die Verhandlungen würden Klaus lange genug ablenken, damit Damon und Elijah sich heimlich zu unseren Geschwistern schleichen konnten, um die Dolche aus ihnen herauszuziehen. Mir war zwar nicht ganz klar, was genau Damon davon hatte, aber ich vermutete, dass er das darauffolgende Familiendrama als Ablenkung gut gebrauchen konnte. Und außerdem konnten mir Damons Pläne ziemlich egal sein, denn Elijah und ich hatten vor, noch heute mit unseren Geschwistern Mystic Falls zu verlassen. Mit allen Geschwistern, außer Klaus. Er würde hier zurückbleiben und das war wohl sogar eine größere Strafe als der Tod. Ich hatte beinahe etwas Mitleid mit ihm, aber zum einen hatte er es verdient, Konsequenzen für sein Handeln zu spüren, und zum anderen würde es auch nicht für immer sein. In ein paar Jahrzehnten würde ich sicher wieder Kontakt zu ihm suchen, nur weil ich neugierig war, ob er seine Familie nun mehr zu schätzen wusste.

Am Rande hörte ich, wie die Salvatore-Brüder sich unten mit meinen Brüdern unterhielten, konzentrierte mich aber lieber darauf, meinen Eyeliner zu ziehen. Ich konnte mir deutlich schönere Beschäftigungen vorstellen, als heute ausgerechnet mit Damon und Stefan zu essen, aber es war ja nur noch dieser eine Abend, den wir in Mystic Falls verbringen würden. Also ging ich, mit einigen Minuten Verspätung, nach unten und lächelte meine Brüder an.

"Ah, ihr habt schon angefangen zu essen", begrüßte ich sie und nickte Stefan und Damon nur kurz zu, während ich mich an meinen Platz zwischen Elijah und Klaus setzte. Ich hatte darauf bestanden, nicht neben einem der Salvatores sitzen zu müssen. Ich wollte sie beide genau im Blick behalten, damit sie nichts Dummes unternehmen konnten.

"Wir haben dir etwas übrig gelassen", antwortete Elijah mir und ich nahm mir sofort etwas zu essen. Diese ganze Situation war schon ziemlich absurd, vor allem, wenn man bedachte, dass keiner von uns wirklich Nahrung brauchte. "Wir haben gerade über Tatia gesprochen."

"Die Doppelgängerin, in die jeder verliebt war?", fragte ich nach und Damon beugte sich interessiert vor.

"Du kanntest sie auch? Wolltest du etwa auch etwas von ihr? Das hätte doch etwas Poetisches: Drei Geschwister, verliebt in dieselbe Frau..."

Über den Tisch hinweg warf ich ihm einen giftigen Blick zu, trank dann aber einen Schluck von meinem Wein, den mir eine der manipulierten Kellnerinnen eingeschenkt hatte, und beruhigte mich wieder, bevor ich antwortete. "Nein, ich habe sie nie kennengelernt. Ich bin erst 1864 nach Mystic Falls gekommen. Aber du weißt ja, wie es mit Doppelgängern ist. Hat man eine gesehen, hat man alle gesehen."

Die Kellnerinnen räumten die leeren Teller ab, nur meinen ließen sie stehen. Da ich zu spät gekommen war, war ich noch immer am Essen und ich hatte nicht vor, mich stressen zu lassen. Also aß ich seelenruhig weiter, während das Gespräch sich langsam in eine interessante Richtung entwickelte. Damon wollte uns den Sarg zurückgeben, wenn dafür die gesamte Mikaelson-Familie Mystic Falls verlassen würde. Für immer. Aber Klaus wollte Elena nicht hier zurücklassen, weil er nur mit ihrem Blut Hybriden erschaffen konnte. Eine wahre Zwickmühle, auch wenn mich das alles nicht besonders interessierte. Immerhin hatten Elijah und ich andere Pläne. Es kümmerte mich nicht, ob Klaus nun hierbleiben würde, um Elena zu terrorisieren, oder ob er Mystic Falls verlassen würde. Er würde eh nicht dort sein, wo ich war.

Damon behauptete, dass er ein wenig frische Luft brauchte und Elijah folgte ihm sofort, angeblich, um sich um Damon zu kümmern. Das waren mit Abstand die schlechtesten Ausreden, die ich je gehört hatte, aber Klaus schien das nicht zu bemerken, denn er war ganz auf Stefan konzentriert. Er trank von der manipulierten Frau, vermutlich um Stefan mit dem Blutgeruch zu quälen, und ich verdrehte leicht die Augen. "Pass auf, dass du den Teppich nicht ruinierst", meinte ich warnend und schob mir noch eine Gabel voll Salat in den Mund.

Die beiden ignorierten mich, was mir ganz recht war, bis Damon und Elijah wiederkamen. Noch waren sie alleine, unsere Geschwister brauchten sicher noch einige Minuten, um wieder aufzuwachen. Klaus setzte sich wieder neben mich, Elijah in seinem Rücken, und machte das enorm dreiste Gegenangebot, dass er Damon und Stefan in Ruhe lassen würde, solange Elena ein menschliches Leben führte, ihm regelmäßig Blut spendete und die Petrova-Linie fortführen würde. Und als Stefan bei dem Gedanken, Elena wie eine Zuchtstute zu verkaufen, verständlicherweise nicht allzu begeistert war, reagierte Klaus damit, Stefans Hand in das offene Kaminfeuer zu halten, wo sie langsam verbrannte. "Hol den Sarg her", wandte er sich an Damon, der von Elijah davon abgehalten wurde, seinem Bruder zur Hilfe zu eilen. "Bring ihn mir sofort, oder dein Bruder stirbt."

Bei dem Geruch von Stefans verbrennendem Fleisch und dem Geräusch seiner Schreie schob ich angewidert den Teller von mir. "Jetzt ist mir auch der Appetit vergangen", murmelte ich mehr zu mir selbst.

"Elijah, begleite ihn und geh sicher, dass er nichts Dummes macht", forderte Klaus, woraufhin mein Bruder und Damon schnell verschwanden. Nur dass sie nur wenige Minuten später zurückkehrten. Ohne Sarg, aber dafür mit den Dolchen, die sie aus unseren Geschwistern gezogen hatten.

"Was hast du getan?", fragte Klaus Elijah schockiert und ich stand langsam auf, um mich an die Wand zu stellen. Wenn unsere Geschwister gleich hier auftauchen würden, um sich für all die Jahrhunderte im Sarg zu rächen, wollte ich nicht zwischen ihnen und Klaus stehen. Was eine kluge Entscheidung war, denn tatsächlich erschien kurz darauf Kol und sah unseren Bruder wutentbrannt an. Dann Finn, dessen Gesichtszüge ich sofort erkannte, obwohl es Jahrhunderte her war. Wir hatten uns immer gut verstanden, aber jetzt beachtete er mich nicht einmal. Nach 900 Jahren gefangen in einem Sarg konnte ich das jedoch gut verstehen. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf Klaus gerichtet und darauf, ihm einen der Dolche durch die Hand zu rammen. Diese Dolche konnten Klaus zwar nicht töten, aber verletzen konnten sie ihn durchaus. Der Urhybrid wandte sich um, als ob er fliehen wollte, wurde jedoch von Rebekah aufgehalten, die ihrerseits einen weiteren Dolch in seinen Bauch stieß.

"Das ist für unsere Mutter", zischte sie voller Wut, während Elijah Damon und Stefan sagte, dass das hier eine Familienangelegenheit sei und sie jetzt gehen sollten.

Erst als wir Mikaelsons alleine waren, fiel Finns Blick auf mich, und während meine anderen Geschwister damit beschäftigt waren, Klaus zu umkreisen und ihn ihre Wut spüren zu lassen, trat Finn einen Schritt auf mich zu. "Malina?"

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt