Kat und ich warteten eine gefühlte Ewigkeit und ich begann beinahe mich zu fragen, ob Bonnie ihren Plan wirklich durchziehen könnte. Wir hatten uns sogar ein Hotelzimmer nehmen müssen, aber zumindest hatten wir es bisher geschafft, Elena und ihren Freunden nicht über den Weg zu laufen. Wir waren gerade auf dem Weg zum Mystic Grill, um etwas zu trinken, als plötzlich alle Lichter der Stadt ausgingen und ein unnatürlicher Wind aufkam. Unwillkürlich griff ich nach Katherines Hand und sah sie aufgeregt an. "Das muss Bonnie sein!", sprach ich das Offensichtliche laut aus und sah mich um. In nur wenigen Sekunden sollte der Schleier gelüftet sein und tatsächlich hörte der Wind von einer Sekunde auf die andere auf und aus dem Nichts tauchten mehrere Gestalten in der Stadt auf, die sich überrascht umsahen.
"Und wohin gehen wir jetzt?", fragte Katherine mich leise, ohne allzu viel Aufmerksamkeit der Wiederauferstandenen zu erregen.
"Na ja, es gibt eigentlich drei Leute, die ich hoffe, heute sehen zu können...", meinte ich nachdenklich. "Aber nur bei einem habe ich eine Ahnung, wo er sein könnte. Kol war in seiner Zeit hier ständig im Mystic Grill, also sollten wir auch dort anfangen."
Zustimmend nickte Kat und ging mit mir zum Grill, ihre Hand immer noch fest in meiner. Schon von Weitem konnte ich hören, dass nur drei Personen dort waren. Irgendein Mensch - vermutlich Matt -, Rebekah... und Kol.
"Fang jetzt ja nicht an zu weinen, Schwester", meinte dieser gerade wütend. "Ich habe gesehen, wie du nach meinem Tod um mich getrauert hast. Nicht einmal 24 Stunden lang. Wie auch immer, vielleicht kannst du es ja wiedergutmachen. Ich bin schließlich nicht wegen dir hier, sondern wegen meiner Rache. Mein Mörder mag ja tot sein, aber Elena hat ihre gerechte Strafe noch nicht bekommen. Also, sag mir, wo sie ist."
Ich hörte eine Flasche zerbrechen und wollte schon schneller laufen, aber Katherine hielt mich auf. "Warte", flüsterte sie. "Hör zu."
"Verschwinde einfach, Kol", forderte Rebekah mit leichter Angst in ihrer Stimme. Erst da wurde mir klar, dass niemand versuchte, Kol anzugreifen, sondern viel eher mein Bruder gerade dabei war, Matt zu bedrohen.
"Zuerst sagst du mir, wo Elena ist."
"Sie ist schon vor Stunden von hier verschwunden. Wir wissen nicht, wo sie ist. Und jetzt geh!"
Einige Sekunden herrschte Stille und ich konnte mir vorstellen, wie Kol sich gerade fühlen musste. Schlimm genug, dass Rebekah nur einen Tag nach seinem Tod mit seinen Mördern zusammengearbeitet hatte, aber jetzt hatte sie nur wenige Stunden, die sie noch mit ihm verbringen konnte, und schickte ihn weg? Das musste hart sein.
"Also schön. Ich will dich und deinen heißgeliebten Menschen ja nicht stören", meinte Kol gefährlich leise und keine Sekunde später roch ich schon Blut. Menschliches Blut.
Nur kurz darauf stürmte Kol nach draußen und rannte dabei fast in Katherine und mich, weil wir noch immer vor dem Mystic Grill standen. Er öffnete schon den Mund, vermutlich um uns anzufahren, nicht im Weg rumzustehen, bis er mich erkannte.
"Ah, sieh an. Die verlorene Schwester", begrüßte er mich grinsend. "Sag bloß, du hast mich vermisst. Wir kennen uns ja nicht einmal richtig."
"Natürlich habe ich dich vermisst", beteuerte ich sofort und trat einen Schritt auf ihn zu, auch wenn ich dafür Katherines Hand loslassen musste. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, konnte aber auch nichts dagegen tun. Meine verstärkten Emotionen hatte ich noch nie besonders gut im Griff gehabt.
"Fang du jetzt ja nicht auch noch an zu weinen!", meinte Kol und musterte mich, bevor er mich anlächelte. "Na ja, bei dir weiß ich immerhin, dass es nicht gespielt ist, so wie bei unserer verlogenen Schwester. Ich habe dich auf der Anderen Seite beobachtet. Dir ist mein Tod wirklich nahe gegangen, oder?"
"Selbstverständlich ist er das. Du bist mein Bruder, Kol. Es tut mir leid, dass ich so lange nicht da war..."
"Nicht", unterbrach er mich ernst. "Du musst dich nicht entschuldigen. Nik und du, ihr wart die einzigen, denen mein Tod wirklich etwas ausgemacht hat. Die meinen Mördern nicht sofort verziehen haben, sondern etwas unternehmen wollten. Schon ironisch, wenn man bedenkt, dass ich immer dachte, dass Nik mich hassen würde und wir uns kaum kannten. Aber na ja, du bist jedenfalls eine der wenigen aus unserer Familie, die sich nicht entschuldigen muss."
"Ich wünschte trotzdem, dass ich mir die Zeit genommen hätte, dich näher kennenzulernen. Ich glaube, wir hätten uns gut verstanden", lächelte ich schwach unter Tränen.
"Das glaube ich auch", antwortete Kol und blickte dann zu Katherine, die stumm neben mir stand. "Bist du nicht die kleine Doppelgängerin, die Silas wieder erweckt hat, obwohl ich mein Leben dafür gegeben habe, dass genau das nicht passiert?"
"Ja. Und ich bin außerdem die Doppelgängerin, die dafür gesorgt hat, dass dein Mörder sein Leben verliert", antwortete Kat gelassen.
Einige Sekunden starrte Kol sie an und ich trat unauffällig einen Schritt näher zu Kat, bis Kol anfing zu lachen. "Ja, das habe ich gesehen. Du bist mutig, das gefällt mir. Pass nur gut auf meine Schwester auf."
"Das werde ich", erwiderte Katherine überraschend ernst.
"Gut so. Also, ich würde wirklich gerne noch weiter mit dir reden, Malina, aber du weißt ja, meine Zeit hier ist begrenzt. Ich fand deine Idee, Elena leiden zu lassen statt sie zu töten, zwar sehr erfrischend, aber für meinen Geschmack leidet sie nicht mehr genug, also habe ich noch etwas zu tun. Wenn der Schleier danach noch oben ist, werde ich dich suchen und wir können uns unterhalten, ja?"
Schwach lächelnd nickte ich meinem Bruder zu und sah dabei zu, wie er mit Vampirgeschwindigkeit davonlief.
"Es ist wirklich schade, dass ausgerechnet Kol gestorben ist", meinte Katherine leise. "Ich glaube, dass ich von all deinen Brüdern mit ihm am besten klargekommen wäre."
"Das ist ja auch nicht besonders schwer, wenn man bedenkt, dass die Hälfte von ihnen dich ein halbes Jahrtausend lang verfolgt haben", grinste ich leicht und seufzte dann. "Kol haben wir zwar gefunden, aber... Was machen wir jetzt?"
"Das ist doch ganz einfach. Jetzt warten wir darauf, dass auch deine anderen Geschwister herkommen."
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Hidden Past - The Story of Malina Mikaelson
FanfictionMalina Mikaelson: ein Name, der seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten ist. Seit Malina mit ihrer Zwillingsschwester Freya von Dahlia entführt wurde, hat niemand mehr von ihr gehört. Doch Malina ist das Unmögliche gelungen: Durch ihre Verwandlu...