Chapter 71

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"Ich gebe zu, du bist eine der letzten Personen, von denen ich gedacht hätte, dass sie sich mit uns treffen will", verkündete ich einige Wochen später, während ich mich mit Katherine an einen Tisch im Mystic Grill setzte, der kleinen Bennett-Hexe direkt gegenüber.

"Wenn ich eine andere Wahl gehabt hätte, hätte ich das auch sicher nicht getan", antwortete Bonnie kalt und musterte uns beide. "Genau genommen habe ich auch gesagt, dass ich mich nur mit Katherine treffen will. Allein."

"Das hat Kat mir auch erzählt", gab ich zu und grinste leicht. "Und ich habe daraufhin gesagt, dass ich meine Freundin sicher nicht alleine mit einer wahnsinnigen Hexe lassen werde. Selbst bei uns in New Orleans haben wir noch davon gehört, dass eine gewisse Bennett-Hexe versucht, für Silas den Schleier zur Anderen Seite einzureißen und dafür nicht einmal vor Menschenopfern zurückschreckt. Ich muss zugeben, dass ich das nicht von dir erwartet hätte, Bonnie."

"Silas ist nur wegen euch wieder am Leben. Ich versuche nur, ihn wieder umzubringen."

"Ah ja. Und wie genau willst du das machen?"

"Das werde ich euch sicher nicht sagen. Silas kann jede Gestalt annehmen, in die Gedanken von jedem eindringen und ihn nur noch das sehen lassen, was er will. Je weniger Leute von meinen Plänen wissen, desto besser."

"Wie nobel von dir", meinte Katherine ironisch. "Und woher genau willst du wissen, dass nicht einer von uns Silas ist?"

"Er kann nicht mehr in meinen Kopf. Ich bin die einzige Person, die sein wahres Gesicht sehen kann."

Bei diesen Worten lachte ich laut auf und verstummte erst, als Bonnie uns weiter ernst ansah. "Warte, du glaubst das wirklich?", fragte ich nach. "Du denkst, dass du stärker bist als ein zweitausend Jahre alter Unsterblicher mit mentalen Kräften, die keiner von uns auch nur ansatzweise verstehen kann? Glaubst du nicht, dass du dich da nicht ein wenig selbst überschätzt?"

Als ich sie vor ein paar Jahren das erste Mal getroffen hatte, konnte sie ja noch nicht einmal ohne Hilfe ein Feuer löschen, und jetzt sollte sie mächtiger als Silas sein? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

"Es ist mir egal, ob ihr mir glaubt oder nicht. Ich brauche nur eine Sache von euch, und das ist Silas' Grabstein. Habt ihr ihn dabei?"

"Wirst du uns sagen, was du damit vorhast?", antwortete Katherine mit einer Gegenfrage.

"Nein, werde ich nicht. Sagt mir einfach, was ihr im Austausch für den Grabstein haben wollt."

Einige Sekunden musterte ich Bonnie und seufzte dann leise auf. "Also gut, beantworte mir eine Frage: Wirst du es mit diesem Grabstein schaffen, Silas irgendwo einzusperren, umzubringen, oder auf sonst irgendeine Art dafür zu sorgen, dass er keine Gefahr mehr ist?"

"Ja", antwortete Bonnie ohne zu zögern, also schob ich ihr meine Tasche mit dem Grabstein über den Tisch. Sie schien überrascht zu sein, dass nicht Katherine diese Entscheidung traf, aber letztendlich hatte ich den Grabstein schließlich gestohlen und Kat hatte nie gefordert, ihn ihr zu geben.

"Hier. Nimm ihn einfach, und sorge dafür, dass Silas außer Gefecht geschaltet wird."

"Was? Ihr wollt nichts im Gegenzug dafür?", fragte Bonnie misstrauisch.

"Sorge einfach dafür, dass wir beide nicht damit in Verbindung gebracht werden", antwortete Kat und grinste leicht. "Ich bin mein Leben lang vor einem unsterblichen Verrückten davongelaufen und habe gerade erst meine Freiheit wieder. Ich habe nicht vor, diese Zeit so schnell zu wiederholen."

"Wieso tut ihr das?", wollte Bonnie wissen, die wohl immer noch nicht überzeugt davon war, dass wir sie nicht in eine Falle lockten.

"Ganz einfach, wir brauchen diesen Stein nicht", erklärte ich seufzend. "Wenn du ihn einsetzen kannst, um Silas zu stoppen, super. Mein Bruder ist gestorben, weil er verhindern wollte, dass Silas wieder lebt. Ich bereue es nicht, dass wir ihn trotzdem geweckt haben, immerhin war das der einzige Weg, um an das Heilmittel und Kats Freiheit zu kommen, aber wenn Kol dachte, dass Silas gefährlich genug ist, um ihn aufhalten zu müssen, denke ich das auch. Wenn wir Silas stoppen, war Kols Tod zumindest nicht ganz so furchtbar sinnlos. Also hinterfrag einfach nicht, dass wir dir helfen, und freu dich lieber darüber."

Einige Sekunden musterte Bonnie uns und stand dann wortlos auf, bevor sie mit dem Grabstein in der Hand den Mystic Grill verließ.

"Sie hätte zumindest Danke sagen können", schnaubte Katherine genervt, als sie weg war. "Immerhin sind wir extra für sie den ganzen Weg aus New Orleans hergekommen."

"Tja, ich glaube, dass Bonnie den Kontakt zur Realität langsam verliert. Nicht nur, dass sie ausgerechnet uns um Hilfe bittet, ohne ihren eigenen Freunden davon zu erzählen, sie denkt auch noch, dass sie sich mit Silas anlegen und gewinnen kann. Es ist ja schön, dass sie so selbstbewusst ist, aber ich glaube keine Sekunde, dass Silas nicht mehr in ihren Kopf kann, weil sie plötzlich ohne Grund mächtig genug dafür ist, ihn zu durchschauen."

"Da stimme ich dir zu, das ist wahrscheinlich genau das, was Silas will, das sie denkt", antwortete Kat nachdenklich. "Zumindest würde ich es an seiner Stelle so tun. Glaubst du, dass Bonnie es wirklich schaffen kann, Silas nur mit Hilfe eines Steines zu besiegen?"

"Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Sie überschätzt sich zwar, aber mächtig ist sie trotzdem. Sie scheint einen guten Plan zu haben, also vielleicht hat sie eine Chance."

"Obwohl ihr Plan höchstwahrscheinlich beinhaltet, den Schleier zur Anderen Seite zu zerstören und jedes tote übernatürliche Wesen zurückzuholen?"

"Ja. Ich hoffe zwar, dass das nicht passiert, aber wahrscheinlich wird sie genau das tun, zumindest vorübergehend."

"Dann sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden", bemerkte Katherine. "Wenn hier in Mystic Falls plötzlich alle toten Übernatürlichen wieder auftauchen, werden da sicher auch einige dabei sein, die mich umbringen wollen. Ich habe mir in meinem Leben nicht gerade viele Freunde gemacht."

Nachdenklich mustert ich Kat und lächelte schwach. "Ich werde hierbleiben", verkündete ich leise. "Du kannst ruhig schon vorgehen und in New Orleans auf mich warten, aber ich werde noch ein paar Tage hierbleiben. Wenn Bonnie wirklich den Schleier hebt, dann will ich hier sein."

"Du willst deine Geschwister wiedersehen, richtig?", fragte Kat leise und ich nickte als Antwort.

"Ja. Wenn ich die Chance habe, noch ein letztes Mal mit ihnen zu sprechen, dann werde ich diese Chance auch nutzen."

Einige Sekunden musterte Katherine mich und seufzte dann auf. "Also gut, dann werde ich auch bleiben."

"Was? Das musst du nicht, Kat. Ich verstehe, wenn es hier für dich zu gefährlich wird. Du kannst ruhig zurück nach New Orleans gehen."

"Und dich hier alleine lassen, wenn Silas hier noch rumrennt? Sicher nicht. Wenn du bei mir bist, wird sich eh kaum jemand trauen, mich anzugreifen, oder? Wir bleiben zusammen, bis du mit deinen Geschwistern sprechen konntest, oder bis wir wissen, dass Bonnie versagt hat. Aber ich werde dich nicht verlassen, Malina."

Hidden Past - The Story of Malina MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt