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FERGUS

Wieso überrascht es mich kein bisschen, dass die Murdocks sowas auf Lager haben? Sein Sohn mit einer Frau zu verheiraten, nur weil ihre Familie viel Geld besitzen muss?
Ich bin nicht dumm und sicher nicht auf den Kopf gefallen. Ihr Armband ist von Cartier und die Halskette in Form einer Schlange hat zwei fette Diamanten als Augen. Mir ist durchaus bewusst, dass sie reich sein muss. Trotzdem interessiert mich dies nicht die Bohne. Geld hat für mich noch nie eine Rolle gespielt, und doch würde ich alles Geld der Welt auftreiben, wenn ich das in Afghanistan hätte verhindern können.
Das Henry hier ist, hat neue Wunden aufgerissen, oder eher die alten noch tiefer gemacht. Er hat meine Nummer immer noch und wollte vorhin Bescheid sagen, dass wir uns zwanzig Uhr in der alten Bar treffen, in der wir schon früher das ein oder andere Mal abhingen. Seit das mit Mila dazwischengekommen ist, habe ich nicht mehr an ihn gedacht. Mir wäre fast entfallen, dass wir uns heute treffen wollten. Vielleicht ist es keine schlechte Idee hinzugehen. Das wird mich vom heutigen Tag ablenken. Zu meiner Unzufriedenheit nächtigt die schwarzhaarige heute erneut bei mir. Ich würde sie am liebsten vor die Tür setzen, aber ich habe keine Lust auf weitere Diskussionen mit ihr. Außerdem fürchte ich, dass sie die ganze Nacht vor meiner Haustür campen wird wie eine Obdachlose. Sie ist verdammt hartnäckig, das muss man ihr lassen.

Nach einer ausgiebigen Dusche trockne ich mich ab und kleide mich wieder an. Als letztes folgt mein Shirt und eine schlichte Jacke. Die Haare kämme ich kurz und belasse sie so wie sie schließlich liegen. Mein Telefon zeigt mir an, dass ich noch fünfzehn Minuten habe. Das schaffe ich locker, die Bar ist nicht weit entfernt.
Im Flur schlüpfe ich in meine Schuhe und ziehe mir die Kapuze auf. Das Stück werde ich nicht mit dem Auto fahren. In der Schale neben mir liegt mein Wohnungsschlüssel. Mein Portemonnaie habe ich bereits im Zimmer in meine Hosentasche gesteckt. Hier rumliegen lassen, während diese Frau noch in meiner Wohnung ist, werde ich es nicht.
»Hey Fergus?«, fragt sie mich auch schon im Türrahmen des Gästezimmers stehend. Sie trägt noch immer das pompöse Ballkleid am Körper. Lippenbeißend schaut sie an sich hinab. »Hast du etwas zum Anziehen für mich?«, murmelt sie.
»Nein«, erwidere ich trocken, »zieh dir das Handtuch an.«
Sie seufzt genervt auf. »Also nehme ich mir was?«
Hellhörig starre ich ihr entgegen. Meine Augen sprechen Bände, dennoch scheue ich nicht davor zurück die Warnung extra auszusprechen, für den Fall, dass sie meine Blicke nicht richtig deutet.
»Mein Zimmer ist für dich tabu, verstanden? Setz einen Fuß da rein und den nächsten den du setzt, ist vor die Tür.«

Sie hebt ihre Hände verteidigend und gräbt sie fünf Sekunden später zurück in den Stoff ihres Kleides. Ihre Augen funkeln wie Edelsteine. Unschuldig und rein. Ich sollte mir solche Gedanken schleunigstens verbieten. In der gleichen Sekunde fällt mir auf, dass ich mich wirklich auf den Weg machen sollte, um rechtzeitig anzukommen. Ausatmend biege ich in mein Schlafzimmer ab und ziehe schnell ein weiteres Shirt aus dem Schrank, dass ich ihr zuwerfe. »Nimm dir ne Decke, wenn's kalt wird«, rate ich ihr und verlasse meine Wohnung. Die Tür fällt laut hinter mir ins Schloss und ich eile die Treppen hinab.
Draußen schlägt mir der kalte Wind wie eine Mauer ins Gesicht. Ich ziehe mir die Kapuze noch tiefer ins Gesicht und schiebe die Hände in die Taschen meiner Jacke. Mit großen Schritten entferne ich mich durch die Dunkelheit von meiner Wohnung on Richtung der Bar. Die Laubbäume zwischen den Laternen werfen alle paar Meter Schatten auf das Pflaster des Gehwegs. Das Rauschen der vorbeifahrenden Autos ist zu hören und die Stimmen aus einigen Wohnungen. Je näher ich dem Lokal komme, desto lauter wird die Geräuschkulisse vor mir. Neben dem Eingang der Bar steht eine Gruppe Männer die zusammen raucht. Sie unterhalten sich ausgelassen, als ich an ihnen vorbeigehe und das Lokal betrete.

Sofort schlägt mir der Geruch von Schnaps und heißem Essen entgegen. Rauch und der Geruch des alten Holzes, mischen sich mit lauter Musik und Stimmengewirr. Ich ziehe mir die Kapuze vom Kopf und fahre mit meinen Augen den Raum ab. Ganz hinten, rechts in der Ecke, entdecke ich Henry mit dem Rücken zu mir gedreht. Zielstrebig laufe ich mit festen Schritten auf ihn zu, lege ihm meine Hand auf die Schulter. Aufmerksam dreht er mir seinen Kopf zu. Sein Gesicht erhellt sich sofort als er mich erblickt und sich erhebt. Er umarmt mich kurz. »Schön, dass du gekommen bist, pünktlich wie immer«, begrüßt er mich herzlich und klopft mir brüderlich auf den Rücken. Ich ihm ebenfalls. »Pünktlichkeit liegt uns wohl im Blut«, merke ich an und nehme ihm gegenüber auf der Eckbank Platz. Henry nickt. »Das muss an dem Militär-Ding liegen. Manchmal höre ich immer noch unseren alten Ausbilder in meinen Ohren schreien, dass ich schneller machen soll«, erzählt er. Meine Mundwinkel zucken auf. Ich winke den Kellner zu uns heran und wir bestellen uns etwas, als er weg ist reden wir weiter.
»Was hast du heute so getrieben? Ich dachte du seist nochmal am Hafen, aber von dir hat weit und breit jede Spur gefehlt«, sagt er zurücklehnend. Ich stütze meine Unterarme auf den hohen Tisch zwischen uns und verliere meinen Blick im Raum. »Ne... hatte ein paar andere Probleme. Ursprünglich wollte ich heute da sein, aber die Dinge ändern sich.«
»Eine Frau?«

Serpent King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt