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MILA

Ich halte den Rock meines Kleides gerafft als ich vor der Haustür seines Apartments stehe und er aufschließt. Obwohl er die Weste, den Helm und die Handschuhe abgelegt hat, schaut Fergus noch immer wie ein Geheimagent aus. Der Gedanke bringt mich zum Lächeln. Ich beobachte wie er den Schlüssel im Schloss dreht und die Tür aufspringt. Er lässt mich eintreten und schließt die Tür, nachdem er ebenfalls im Flur steht. Ich streife meine unbequemen hohen Schuhe ab und warte, bis er seine schwarze Jacke an den Haken gehangen hat. Die schweren Militärboots folgen und sehen ulkig neben meinen Heels aus. »Geh schon durch«, sagt er. Auf meinem Weg ins Wohnzimmer zupfe ich mir den Schleier aus den Haaren und lasse den Rock los, der flüssig fällt. Die Spange lege ich auf dem Esstisch ab und sehe mich um. Es schaut schon wieder besser aus, als noch vor ein paar Wochen. Das Sofa liegt nicht mehr auf dem Boden und auch das Flugzeug Modell steht wieder an seinem platz. Im Großen und Ganzen sieht es wieder recht wohnlich in den vier Wänden aus.
»Morgen organisiere ich dir einen Arzttermin«, versichert Fergus mir und kommt näher. Unter seiner ausgezogenen Jacke ist ein enges Shirt zum Vorschein gekommen, das seine tätowierten Arme entblößt. Sie schlingen sich um mich als ich einen Schritt nähertrete. Seinen Duft einsaugend drücke ich mich fest gegen seinen Oberkörper. Alles an ihm ist so verlockend und fühlt sich so gut an, fast schon wie nachhause kommen. Euphorie strömt aus allen meinen Poren und ich hoffe, das er spürt, wie sehr ich es genieße, dass er mir so nah ist.
»Ich habe dich vermisst«, wispere ich ehrlich und schließe die Augen. Seine bandagierte Hand streicht durch meine gewellten Haare und legt sich sanft in mein Genick. »Ich dich auch, kleine«, gesteht er. Meine Lippen verziehen sich gegen seinen nackten Oberarm gepresst gen Decke. »Danke... danke das du gekommen bist. Ich wusste nicht mehr weiter und war so verzweifelt... ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht gekommen wärst«, spreche ich weiter. Seine Berührungen fühlen sich so gut an, das mir glatt die Augen zufallen. Erschöpft lehne ich mich ein bisschen mehr gegen seinen Oberkörper und genieße das ruhige pochen seines kräftig schlagenden Herzens. Es erinnert mich daran, das ich mich träume und noch lebe.

Fergus lehnt seine Wange auf meinen Haaransatz und schlingt seinen zweiten Arm noch fester um meinen Körper. »Ich hätte nie zugelassen, das du diesen Kerl heiratest. Es tut mir so leid, das ich so spät kam, aber-«
Als ich meinen Kopf anhebe um ihn anzuschauen, verstummt er sofort und ich fahre fort.
»Nein Fergus, entschuldige dich nicht, ich bin so dankbar das du überhaupt kamst. Glaub mir, du bist weitaus der einzige auf dieser Welt, dem ich noch etwas zu bedeuten scheine. Ich bin...« Meine Stimme bricht schluchzend. Der große Schotte kneift seine Lider zusammen und lehnt seine Stirn gegen meine. Es ist als müsse er sich beherrschen, nicht ebenfalls zu weinen.
»Hat dir schon jemand gesagt, wie hübsch du in diesem Kleid aussiehst?«, fragt er mit kratziger Stimme. »Nein, niemand«, schniefe ich. Seine Augen öffnen sich und unsere Blicke treffen sich sofort. »Dann tue ich es jetzt; Mila, du siehst wunderschön in diesem Kleid aus«, flüstert er so nah vor meinen Lippen, das ich sie fast auf meinen spüre. Wir sind uns so nah. Es fühlt sich gut an.
Ein echtes Lächeln huscht über meine Lippen. »Danke«, hauche ich ihm entgegen. Mutig stelle ich mich auf Zehenspitzen und vereine unsere Lippen miteinander. Er schmeckt so süß und lieblich, steckt so viel liebe in diesen Kuss, das ich fast auf der Stelle ohnmächtig werde. Ich stöhne leise in sein Mund als er seine Zunge zwischen meine Zähne schiebt. Fergus Hand übt Druck auf meinem Rückgrat aus und presst mein Becken fest gegen seines. Ich spüre, was dieser Kuss in ihm auslöst aber zu meiner Überraschung lässt er von mir ab, als wir beide nach Luft schnappen müssen. Verwundert blicke ich auf. Was hat das zu bedeuten?

»Ich werde dir etwas Wasser einlassen und derweil etwas zum anziehen raussuchen, okay?«, schlägt er vor. Überwältigt nicke ich nur und lasse mich von ihm in sein Schlafzimmer und weiter ins angrenzende Bad führen. Wieso hat er nicht fortgeführt was er begonnen hat? »Fergus?«, frage ich zaghaft nach und berühre hinter ihm stehend seine Schulter. »Ja?«, fragt er vor der Badewanne stehend. Seine Augen liegen auf dem plätschernden Wasser, das in die Wanne fließt und zu kleinen Dampfwolken aufsteigt.
»Willst du nicht das-«
»Du solltest dich ausruhen«, unterbricht  er mich erklärend und schaut mich über die Schulter hinweg an, »danach sehen wir weiter. Hast du Hunger? Du bist dünner geworden«, fällt ihm auf. Ich schaue an mir hinab und nicke schließlich. »Auf was hast du Lust?«, möchte er wissen und wendet sich mir vollständig zu. Grübelnd bekomme ich zuerst nicht mit, wie die Hand die sich an meinen Rücken gelegt hat, mir die Knöpfe des Kleides öffnet. Ich kehre ihm den Rücken zu und lege mir die Haare nach vorn über die Schultern, um ihn machen zu lassen. »Auf was hast du denn Lust?«, frage ich. Er schnaubt belustigt. »Das spielt im Moment keine Rolle, Vögelchen. Sag mir was du möchtest und ich werde es dir bringen.«
Seine rauen Fingerkuppen streifen meine Wirbelsäule hinab und lösen einen Schauer aus, der sich meinen Rücken hinabzieht. Die Spannung zwischen uns ist nicht zu übersehen. Mein Herz rast und meine Mitte zieht sich kochend zusammen. Ich will ihn, das weiß ich genau.
»Mila?«, holt er mich aus meinen Tagträumen.
»Pizza, Burger oder Chips«, wende ich schnell ein, »irgendwas, das Fast Food ist.«
Er erhebt sich, küsst mein nacktes Schulterblatt und nickt. »Gib mir eine halbe Stunde«, erwidert er und verlässt das Badezimmer auf leisen Sohlen.
Ich kann nicht leugnen, das ich ihm gute zwei Minuten nachschaue bevor ich mich vom Fleck bewege und den Hahn zudrehe. Fergus hat eine Essenz ins Wasser gegeben, die herrlich duftet und große Schaumblasen geworfen hat. Ich streife mir das weiße Hochzeitskleid ab und steige in die warme Badewanne hinein. Wohlseufzend sinke ich tiefer ins Wasser und lehne meinen Kopf an der Stütze an. Alle Anspannung entweicht meinen Knochen und ich muss kämpfen, nicht einzuschlafen.

Serpent King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt