FERGUS
Sie zu küssen hat etwas in mir ausgelöst, das ich seit unserem ersten Kuss im Badezimmer nicht mehr gespürt habe. Ist es Vollkommenheit, die mich erfüllt wenn ihre weichen, warmen Lippen auf meine prallen? Sie sich süchtig auf meine legen, als wolle sie mehr? Und die Hand in meinen Haaren, die eine unglaubliche Wärme ausstrahlt. Mir ist nicht ganz klar, was es ist. Ich weiß nur, das ich es vermisst habe. Selbst jetzt kommt mir alles so surreal vor. Mein Herz schmerzt wenn ich ihr in die geröteten Augen blicke und das viele Leid in ihnen erkenne. Was hat sie die letzte Woche nur durchgemacht? Ich fühle mich so schuldig, weil es so lang gedauert hat, sie aus den Fängen ihrer Familie zu befreien. Ich sehe die Male, die an ihrem Hals zurückgeblieben sind und in mir baut sich solch eine Wut auf, das ich ihrem Vater am liebsten die Birne wegschießen würde. Gott, das macht mich so sauer! Allein der Gedanke daran, was er ihr angetan haben muss - nein, ich werde mir nicht erlauben darüber nachzudenken. Ich kneife meine Augen zusammen und streife meine Handschuhe ab. Sie finden ihren Platz in einer der Taschen meiner Uniform. Anschließend legen meine Hände sich an ihre Wangen. Ich streife ihr sanft mit meinen Daumen die Tränen weg. »Du kannst jetzt aufhören zu weinen, Mila«, flüstere ich wispernd und schließe die Augen. Aus ihrem Mund dringt ein erneutes Schluchzen. »Tut mir leid, ich-«
»Entschuldige dich nicht dafür, kleine. Nicht dafür«, bitte ich sie. Mila sollte erkennen, das dies unnötig ist. Ich schaue wehmütig auf sie hinab. Mitten in der Kirche stehend wandern meine Augen über ihren verletzten Arm. Meine Hand streift den weißen Verband der unter dem Stoff des Ärmels hervor scheint. »Was ist nur mit dir passiert?«, murmle ich vor mich hin. Ihre Verletzte Hand liegt auf meiner Uniform, direkt neben meinem Herzen. Sie kann sie nur mit Mühe oben halten. Sanft lege ich ihren Unterarm in meine Handfläche und betrachte ihn weiter. Erst als sie die Lippen verzieht merke ich, wie sehr ihr das wehtun muss. »Er ist gebrochen, oder?«
»Ja vermutlich«, antwortet sie. Mila lehnt ihre Stirn gegen das Patch auf meiner Weste und atmet schwer aus. Ich stütze mein Kinn auf dem Schleier auf, der in ihren gemachten Haaren steckt. Ich sorge mich um sie. Wie viel kann sie noch aushalten?»Fergus«, unterbricht John uns räuspernd. Er nähert sich uns und Mila hebt den Kopf wieder an. Sie will Abstand bin mir nehmen, aber ich ziehe sie sofort enger an mich und halte sie an Ort und Stelle. »Ja?«, frage ich meinen alten Ausbilder. Er hat sich inzwischen die Maske abgestreift und hält ein Blatt Papier in den Händen, das er Mila reicht. Sie nimmt es zögernd entgegen und liest was drauf steht. »Das sind ein paar Informationen was nun passieren wird. In den nächsten Monaten kann es sein, das Interpol sie befragen wird, also verlassen sie das Land nicht, Miss Karakov«, bittet er sie. Schluckend nickt sie.
»Und jetzt?«, mische ich mich ein und ziehe Mila noch ein Stück enger an meine Seite. John folgt meinem Blick hinaus auf den Vorplatz der Kirche. Mehrere gepanzerte Wagen stehen bereit, die die Gefangenen transportieren werden. Tatsächlich konnten wir alle festnehmen, die auf der Liste standen. »Bring sie am besten nachhause. Ich kläre das mit deinem Boss. Mach dir keine Sorgen Fergus. Ich würde meine Beine für dich ins Feuer legen«, klopft John mir auf die Schulter. Ich blicke ihm erleichtert entgegen. »Danke«, sage ich von ganzem Herzen, »danke John.«
»Immer wieder, Fergus. Ich muss noch ein wenig Bürokram erledigen und ein Protokoll vom Einsatz schreiben. Sehen wir uns im Herbst auf der Basis?«, erkundigt er sich. Ein einfaches Nicken reicht, um ihn zum Lächeln zu bringen. Er winkt mir und deutet mir, das er mir texten wird, dann verschwindet er ins Freie.»Dann wollen wir auch mal gehen, oder?«, schlage ich vor. Milas Augen heben sich vom Papier hinauf zu meinen. Sie nickt zaghaft und bringt meine Mundwinkel zum zucken. Ich streiche ihr eine letzte Träne fort und führe sie hinaus. Am Rande vom Geschehen wartet eines der Autos auf uns. Bevor ich mich ihr widmen kann, muss ich diese Ausrüstung loswerden und meine Waffe abgeben. Wir werden einen kleinen Zwischenstopp einlegen und dann zu meiner Wohnung fahren.
Im Auto lehnt sie sich an meiner Schulter an. Sie hält sich ihren Arm und mir geht ein Gedanke durch den Kopf. »Hast du ihn bereits untersuchen lassen?«, möchte ich wissen. Sie schüttelt verneinend ihren Kopf, dabei reibt ihre Wange gegen meine Jacke. Ich lege meinen Arm um sie und lasse zu, das sie näherrückt. In mir kribbelt es verdächtig. Was passiert nur mit mir? Ist das Neal, der mir dankt, das ich seiner kleinen Schwester geholfen habe? Oder nur das Gefühl, dass sie in mir auslöst, wenn sie mich berührt? Glücklich drücke ich die Britin an mich. Nichts und niemand kommt uns jetzt noch in die Quere. Ich will sie glücklich sehen. Das hätte Neal auch gewollt. Meine Augen lenken sich aus dem Auto hinaus in den trüben Himmel, durch den die Herbstsonne bricht. Mila atmet schwer aus und ich spüre, wie sie sich immer weiter entspannt. Ihre zarte Hand legt sich auf mein Knie und das Gesicht lehnt sie gegen meine Brust. So verweilen wir, bis wir am Gebäude der Polizei ankommen. Hier werde ich meine Uniform lassen, von dort aus wird sie mit meinem Gewehr und auch der Kleidung von den anderen zurück zur Basis befördert. Ich gebe mein Gewehr ab und muss ein paar Zettel unterschreiben, dann kann ich zurück ins Auto zu Mila. Als nächstes geht es in meine Wohnung.
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Serpent King | 18+
RomanceFergus Duncan, ein drogenabhängiger Ex-Soldat lernt Ludmila Karakov kennen, eine junge Frau die verzweifelter nicht sein könnte und sich in die eisigen Fluten des Meeres stürzen will. Ihr letzter Ausweg vor einer Heirat mit einem Mann, der ihr Vater...