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MILA

ein paar Wochen später...

Bald ist Weihnachten. Die Berge sind schneeweiß und der Schwimmteich im Garten des Castles mit einer dicken Schicht Eis bedeckt. Ein Feuer lodert im großen Kamin des Castles und im ganzen Haus duftet es nach Keksen, die Erin und ihre Tochter Rosy gebacken haben. Nun ja, hauptsächlich Erin. Das kleine Mädchen ist noch etwas zu jung dafür. Ich großen Augen strahlen mir entgegen als sie in ihrem Laufrad im Wohnzimmer sitzt und ihr Vater Holz ins Feuer schmeißt.
»Wo ist Fergus?«, erkundigt er sich und schließt die Glasscheibe vor dem Kamin wieder, damit seine Tochter keinen Schaden nimmt. »Er wollte runterkommen, sobald er fertig ist mit duschen«, erzähle ich und nehme meine Augen nicht von dem kleinen Wesen. Ihr honigblonden Haare hat sie von Ewan aber die Augen sind denen von Erin zum verwechseln ähnlich. Sie streckt mir ihr Kuscheltier entgegen und kichert als ich es ihr abnehme. Ihre kleinen Hände patschen amüsiert zusammen und sie legt kichernd den Kopf in den Nacken. Meine Finger streifen über den Stoff des Plüschtiers, bevor ich es ihr wieder reiche und sie es erfreut annimmt. Ewan geht neben ihr in die Knie und küsst ihre Wange. Der Anblick ist zum schmelzen. Dieser große, angsteinflößende Mann ist nur ein liebevoller Vater neben Rosy. Er drückt das kleine Mädchen an sich, als wäre sie alles für ihn und ich kann sehen, das sie dass auch ist.
»Und Erin?«, hake ich nach. Ewan blickt auf aber schlingt seine Arme vorsichtig um das kleine Mädchen. »Die ist mit meiner Mutter in Fort William. Glenna wollte ihr einen Spielzeugladen zeigen. Keine Ahnung wann sie wiederkommen«, erklärt Fergus' Cousin mir. In den letzten Wochen haben wir uns etwas angefreundet. Nun ja, man kann sagen das er nicht mehr so distanziert und griesgrämig ist. Anscheinend hat er bemerkt wie glücklich Fergus ist. Die beiden verschwinden oft allein und ziehen sich in eines der Gästehauser zurück. Ich weiß nicht was sie da treiben, nur das ich Fergus einmal erwischt habe, wie er eine Pistole im Nachtschrank verstaut hat. Ob es da unten sowas wie einen Schießstand gibt?

»Was habt ihr vor?«, erkundigt Ewan sich und lässt sich von Rosy ins Gesicht patschen. Er verzieht die Lippen und tut so, als ob er ihre Finger essen würde. Die kleine findet das schrecklich komisch und lacht sich die Seele aus dem Leib. Das Kichern des kleinen Mädchens löst ein Glücksgefühl in mir aus. Sie so unbeschwert zu sehen, bringt meine Mundwinkel zum Zucken. Ich könnte ihr stundenlang zuschauen.
»Er möchte mir etwas zeigen, aber ich weiß noch nicht was«, antworte ich und drehe meinen Kopf zur Treppe, die Fergus mit eiligen Schritten hinunterläuft. Er hat seine Jogginghose gegen eine Jeans getauscht und das Shirt gegen einen schwarzen Kapuzenpullover. Er schaut neugierig zwischen und her, als er die Stufen ins Wohnzimmer hinabsteigt. »Hey, können wir los?«, erkundigt er sich und ich erhebe mich nickend vom Sofa. Glücklicherweise tun meine Rippen fast gar nicht mehr weh, wenn ich mich bewege. Nur bei körperlicher Betätigung schmerzen sie noch etwas. Erst letzte Woche war ich nochmal in Inverness beim Arzt, der hat mir versichert das alles gut verheilt und ich schon vor Weihnachten wieder alles machen kann. Auch mein Gips ist ab, er wurde gegen einen weißen geschienten Verband getauscht, der meinen Knochen noch stützt. Anfang Januar bin ich auch den los. Immerhin kann ich meine Finger wieder bewegen. Das fühlt sich unglaublich gut an.

»Viel Spaß«, wünscht Ewan uns beim gehen. Fergus zwinkert ihm über die Schulter zu und mir entflieht nur ein kurzes Lachen. »Spinner«, murmle ich. Der Schotte legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. »Hübschen Pullover, den du da trägst«, raunt er mir ins Ohr und mustert meinen Aufzug. Der schwarze Hoodie reicht mir bis über die Fingerspitzen und über den Po. »Hm, ist eine Leihgabe von deinem Kleiderschrank«, sage ich kess und schmiege mich an seine Seite. Wir biegen in den Flur zur Garage ab und Fergus hebt die Augenbrauen beeindruckt. »Wow, wirklich nett von meinem Kleiderschrank«, sagt er.
»Ja, oder?«, lächle ich frech. Zu meiner Verteidigung, seine Kleidung ist unglaublich weich und bequem und nicht so eng wie meine. Ich komme mit dem verbundenen Arm nicht in die Ärmel meiner Pullover. Außerdem riecht er nach ihm, ein weiterer Pluspunkt.

Serpent King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt