Charlie und ich frühstücken heute im Kindergarten. Das ist das erste Mal für sie, sonst wurde sie später gebracht, doch da ich heute den Frühdienst habe, muss sie auch etwas zeitiger aufstehen.
„Ellenbogen, Ellenbogen sei doch nicht so ungezogen. Auf dem Tisch darfst du nicht sein, alle Kinder Essen fein." sprechen alle Kinder im Chor, bevor wir mit dem Frühstück beginnen. Martha hat wieder die verschiedensten Sachen aufgetischt. Frisches Obst und Gurken oder Tomaten dürfen dabei nicht fehlen. Für die Kinder gibt es Kakao oder Tee und für mich Kaffee.
Auch Martha setzt sich mit einer Tasse Kaffee zu uns und gemeinsam lauschen wir den Erzählungen der Kinder. Jeder möchte gern vom Wochenende erzählen, aber damit nicht alle gleichzeitig reden, geht es reihum. Gerade berichtet Lucy, aus Nialls Gruppe, von ihrem Wochenende auf einem Ponyhof, da betritt Zayn leise das Zimmer.
„Martha, kannst du kurz die Kinder übernehmen? Ich müsste dringend mit Harry sprechen." Diese nickt nur freundlich, als Zayn mich vor die Tür bittet.
„Stimmt was nicht?" mache ich mir direkt Sorgen.
„Du bist doch nie früher als nötig da."
„Ich war gestern bei Niall... stimmt das, was er mir über Charlie erzählt hat?" unglücklich nicke ich.
„Und was hast du jetzt vor? Niall meinte du willst die Kleine adoptieren?"
„Niall und auch meine Mom reden auf mich ein, dass ich sie adoptiere und ja, ich spiele inzwischen wirklich mit dem Gedanken. Allerdings glaube ich nicht, dass meine Chancen besonders gutstehen." Zayn zieht sein Handy aus seiner Tasche und wischt darauf herum.
„Hol mal was zu schreiben." meint er nur und wischt weiter auf seinem Telefon herum.
Er schreibt eine Telefonnummer ab und reicht sie mir dann.
„Hier, da ruft du jetzt an. Liam Payne, ein Bekannter bei ‚Adoption Counts', den habe ich gestern gleich noch kontaktiert und ihn gebeten sich Charlies Fall mal anzusehen. Er wartet auf deinen Anruf." perplex schaue ich meinen Kollegen an.
„Worauf wartest du? Charlie braucht eine neue Familie, oder willst du das sie zu Leuten kommt, die Kinder als billige Arbeitskraft sehen." auffordernd sieht Zayn mich an.
„Ich mach ja schon, aber du übernimmst so lange die Aufsicht beim Frühstück."
Ich atme nochmal tief durch, bevor ich die Nummer wähle. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
„Adoption Counts, sie sprechen mit Mr. Payne. Wie kann ich ihnen helfen?" meldet sich eine angenehme Männerstimme am anderen Ende der Leitung.
„Guten Morgen Mr. Payne mein Name ist Harry Styles und ich rufe wegen Charlotte Cooper an. Zayn Malik hatte sie diesbezüglich schon informiert?" Ich hoffe nur man hört mir meine Unsicherheit nicht an. So nervös war ich schon lange nicht mehr.
„Hallo Mr. Styles, schön, dass sie sich melden. Ich habe die Unterlagen von Charlotte gerade vor mir liegen, aber ich brauche noch etwas, um alles genauer durchzusehen. Wie wäre es, wenn sie heute Nachmittag, sagen wir gegen vier Uhr, in mein Büro kommen und wir dann alles weitere besprechen?" Ich hatte, um ehrlich zu sein, mit einer langen Wartezeit gerechnet, doch umso besser. Schnell stimme ich dem Termin zu und verabschiede mich. Mit zittrigen Fingern stecke ich mein Telefon wieder ein und gehe zurück zu Zayn und den Kindern.
Den ganzen Vormittag über bin ich nicht ganz bei der Sache. Ständig verspiele ich mich auf der Gitarre, was den Kindern natürlich nicht verborgen bleibt. Leider regnet es heute, sodass wir auch nicht in den Garten gehen können. Ich bin erleichtert, als sie endlich alle im Bett sind und schlafen. Meine Gedanken kreisen ständig um das Gespräch heute Nachmittag. Ich weiß nicht, was mich genau erwartet, wie meine Chancen überhaupt stehen, oder was mit Charlie passieren wird, wenn ich nicht in Frage komme.
Niall klopft leise an mein Gruppenzimmer und winkt mich nach draußen.
„Hi, meine Kinder sind fast alle schon abgeholt wurden. Nur Lucy ist noch da, aber die schläft bei Zayn. Wenn du willst, kann ich deine Gruppe jetzt übernehmen und Charlie holst du dann einfach später bei mir ab." Etwas überrascht, aber dankbar nehme ich Nialls Vorschlag an und gehe erst nochmal nach Hause. Schnell nochmal duschen und frische Kleidung anziehen, schließlich möchte ich einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Auch wenn ich die meisten meiner Wege zu Fuß gehe, so muss ich heute wohl doch mal das Auto nehmen. Bis Cheshire ist es zu Fuß dann doch etwas weit.
Ich stehe vor einem großen Bürokomplex. Mir wird vor Aufregung ganz übel, mein ganzer Körper ist angespannt. Mit zittrigen Knien gehe ich durch den Eingangsbereich auf den Empfangstresen zu.
„Guten Tag, Styles mein Name, ich habe einen Termin mit Mr. Payne."
„Hallo Mr. Styles, Mr. Payne erwartet Sie bereits." werde ich von einer Frau, Anfang 20 begrüßt.
„Sein Büro finden Sie in der 8. Etage Zimmer 8;5. Ich sage ihm Bescheid, dass Sie nun da sind." Ich bedanke mich und sie schenkt mir noch ein aufmunterndes Lächeln.
Kaum habe ich den Fahrstuhl betreten, verschnellert sich mein Herzschlag. Mein Herz rast, ich habe fast das Gefühl, es springt mir gleich aus der Brust und erneut wird mir übel. Langsam gehe ich über einen hellen Gang. An den Wänden sind Zeichnungen von Kindern aufgehängt, was es gleich etwas sympathischer wirken lässt. Endlich habe ich das richtige Büro erreicht. 8;5, hier soll gleich über die Zukunft eines kleinen Mädchens entschieden werden.
Zitternd hebe ich meine Hand und klopfe an die Tür. Kaum, dass ich geklopft habe, wird die Tür aufgerissen und Mr. Payne bittet mich lächelnd herein. Er ist jünger als ich dachte, schätzungsweise 25, schlank, groß und hat Augen wie ein Teddybär. Sieht nicht schlecht aus, aber ist definitiv nicht mein Typ.
„Bitte nehmen Sie doch Platz." Er zeigt auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und nimmt selbst in einem schwarzen Ledersessel hinter diesem Platz.
„Kurze Frage, bevor wir zum eigentlichen Thema kommen... Können wir das Sie weglassen? Ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber ich komme mir dann immer wie ein alter Mann vor und so alt sind wir ja nun beide noch nicht." Na, der ist ja mal locker drauf.
„Liam."
„Harry" erwidere ich und schüttle seine ausgestreckte Hand.
Auf Liams Schreibtisch stapeln sich die Akten, die er kurzerhand zur Seite schiebt und nach einem Ordner greift, auf dem ganz groß Charlotte Cooper steht.
„Du möchtest also Charlotte adoptieren?"
„Ich möchte mich vor allem erst einmal informieren, ob ich überhaupt für eine Adoption in Frage komme." antworte ich ehrlich.
„Aus meiner Sicht spricht erst einmal nichts dagegen." Meint Liam, ohne mir auch nur eine Frage gestellt zu haben.
„Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich auf Männer stehe und Charlotte niemals eine Mutter bieten kann." Ich habe mich entschieden gleich mit offenen Karten zu spielen, nicht dass es später zum Nachteil für Charlie wird.
„Warum sollte das ein Problem sein?" fragt Liam lächelnd.
„In England darf auch ein schwules Pärchen, oder auch Single ein Kind adoptieren. Ein schwuler Vater ist dem Kind manchmal eine bessere Mutter, als es eine je Frau sein könnte. Das trifft nicht immer zu, aber ein Kind muss nicht zwangsläufig mit Mutter und Vater aufwachsen. Wichtig ist für uns, dass das häusliche Umfeld passt, das Kindeswohl nicht gefährdet ist und dass das Kind sich wohlfühlt." Liam blättert in den Unterlagen.
„Charlotte lebt im Moment noch bei ihrer Pflegemutter?" will er dann wissen.
„Nein, im Moment wohnt sie bei mir." Liam schaut mich irritiert an. Das stand wohl nicht in seinen Unterlagen.
„Harriet, also Charlies Pflegemutter, musste operiert werden und kann sich im Augenblick nicht um das Mädchen kümmern." Versuche ich ihm die Situation zu erklären.
„Das hätte aber gemeldet werden müssen. In solchen Fällen geht das Kind in die Obhut des Jugendamtes zurück." streng blickt Liam mich an. Ein Schauer fährt mir durch den Körper. Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt! Nur weil Harriet krank ist, soll das kleine Mädchen jetzt leiden müssen. Ich denke das Amt soll sich für das Wohl des Kindes einsetzten. Im Moment erscheint mir eher das Gegenteil der Fall zu sein.
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lonely hearts ➵ larry stylinson
FanfictionDinge im Leben ändern sich manchmal schneller als es einem lieb ist. So ergeht es auch Harry. Er ist zwar noch Single, aber sonst zufrieden mit seinem Leben. Gerade hat er sich seinen Traum von einem eigenen Haus erfüllt, da soll er plötzlich die...