Seit zwei Wochen verständigen Louis und ich uns nur noch über das Jugendamt. Es macht mich traurig und wütend zugleich, dass er nach wie vor zu stur ist, um mich nur einen Moment anzuhören.
Immer wieder habe ich versucht ihn anzurufen, solange bis er mich schließlich blockiert hat. Ich habe ihm Briefe in Lotties Rucksack gesteckt, doch auch diese kamen ungeöffnet zurück. Ich möchte Louis zurück, ich möchte ihn in meinen Armen halten und wieder gut machen, was ich angerichtet habe. Doch die Hoffnung auf Versöhnung schwindet mit jedem Tag mehr.
Liam hat mir geraten mich zurückzuhalten, wenn Louis Lottie aus dem Kindergarten abholt. Die Kleine soll von den Streitigkeiten so wenig wie möglich mitbekommen.
Von Montag bis Mittwoch verbringt Lottie die Nachmittage nun also bei Louis.
Den Rest der Woche ist sie bei mir, da Louis an den Tagen arbeiten muss.
Wie ich von Niall erfahren habe, macht er sich gut in seinem Job. Die beiden Events, die er bis jetzt planen durfte, waren ein großer Erfolg für die Firma.
Ich freue mich sehr für Louis, wenn es einer verdient hat, dann er. Leider kann ich es ihm nicht persönlich sagen. Selbst wenn er Lottie nach Hause bringt, kommt er nur bis zum Gartentor. Sobald ich die Tür öffne, ist er verschwunden.
Es schmerzt, dass er mich offensichtlich so sehr hasst, dass er nicht einmal ein „Hallo" oder „Tschüss" für mich übrig hat.
Da Lottie heute wieder bei ihrem Bruder ist, bleibe ich, wie schon die Tage zuvor, länger im Kindergarten. Es muss noch einiges an Papierkram im Büro erledigt werden. Eine Aufgabe, die eigentlich in Zayns Zuständigkeitsbereich fällt, er es aber so lange wie möglich vor sich herschiebt.
„Du musst das nicht machen! Ich hätte das schon noch erledigt... irgendwann." beteuert er mir, als er sich in seinen Feierabend verabschieden will. „Schon gut, dein irgendwann kenne ich. Außerdem habe ich gerade nichts weiter zu tun." Versichere ich ihm schmunzelnd und widme mich wieder der Ablage mit unsortierten Unterlagen.
„Sicher, dass alles gut ist?" kommt Zayn auf mich zu und setzt sich auf die Kante des alten rustikalen Schreibtisches. Sein besorgter Unterton entgeht mir dabei nicht und sein mitleidiger Blick ebenfalls nicht.
„Du hast doch bestimmt besseres zu tun, als dir mein Gejammer anzuhören!"
„Hazza, du bist mein Freund und wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da. Außerdem will Liam heute mit mir auf den Flohmarkt und du wärst meine perfekte Ausrede dafür." gesteht Zayn grinsend, zieht sein Handy aus der Tasche und tippt schnell eine Nachricht an Liam, dass ihm etwas dazwischengekommen ist.
„Also... schieß los!" fordert er mich auf, nachdem er sich ebenfalls einen Stuhl herangezogen und die Hälfte der Unterlagen genommen hat.
„Es gibt nicht viel zu sagen. Ich habe mir das selbst eingebrockt und muss nun mit den Konsequenzen leben. Muss mit ansehen, wie sich Lottie jeden Tag mehr von mir entfernt und kann nichts dagegen tun! Hat Liam vielleicht mal erwähnt, wie lange das hin und her noch gehen soll?" will ich von meinem Freund wissen, doch dieser schüttelt nur den Kopf. „Wir reden nie über die Arbeit. Liam möchte zwischen Beruf und Freizeit eine klare Grenze haben und so schneiden wir das Thema gar nicht erst an."
„Ich dachte nur... vielleicht hätte er nochmal mit Louis reden können. Ich komme nicht an ihn ran. Selbst Niall hat er auflaufen lassen."
„Und das soll schon was heißen! Unser irischer Freund quatscht doch sonst alle in Grund und Boden." bemerkt Zayn lachend.
„Ich habe es auf Instagram und Co versucht, aber Louis ist auf keiner dieser Plattformen angemeldet. Für das Internet scheint er gar nicht zu existieren. Langsam komme ich mir vor wie ein Stalker, dabei will ich doch nur ein Gespräch mit ihm. Ich muss ihm doch wenigstens erklären können, warum ich so gehandelt habe und was ich für ihn fühle. Als er gegangen ist, hat er eine unendliche Leere hinterlassen und seine Missachtung fühlt sich an, wie Messerstiche direkt ins Herz." schütte ich Zayn mein Herz aus. Es tut gut mit ihm zu reden. Zayn war noch nie ein Mann der großen Worte, aber ein hervorragender Zuhörer und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Während wir noch die letzten Unterlagen in die Ordner Heften, schweifen meine Gedanken wieder zu Louis. Zu unserem Abend am Lagerfeuer, zu unserem Kuss, zu unserem...
Doch dann holt mich Zayn in die Realität zurück.
„Wir machen jetzt Feierabend. Du gehst nach Hause und ich mache mich auf den Weg zu Liam. Scheiß auf seine klaren Grenzen, er wird einmal eine Ausnahme machen müssen. Schließlich geht es hier um Lottie. Sie soll sich nicht zwischen einem von euch entscheiden müssen. Das kann nicht zum Wohle des Kindes sein."
Während Zayn bereits an der Tür steht und mit seinem Schlüsselbund klappert, sehe ich ihn noch verdattert an. So entschlossen und energisch erlebe ich ihn nur selten. Dankbar lächle ich ihm zu und packe meine Sachen zusammen.
Auf dem Heimweg bin ich schon ein wenig optimistischer. Vielleicht schafft es ja Liam Louis zur Vernunft zu bringen. Immerhin wollen wir beide nur das Beste für Lottie.
Ich weiß, dass ich meine Erwartungen nicht ganz so hochstecken sollte, aber wenn wir wenigstens wieder normal miteinander reden könnten, wäre das schon ein großer Fortschritt.
Als ich in meinen Vorgarten trete, trifft mich fast der Schlag. Lottie sitzt allein vor der Tür und spielt mit ihrer Puppe.
„Hallo Daddy" lächelt sie mich freudestrahlend an, als sie mich bemerkt. Ein Blick auf meine Uhr zeigt, dass ich nicht zu spät bin. Louis wollte sie erst in zwei Stunden nach Hause bringen.
„Süße, was machst du denn ganz allein hier? Wo ist Louis?" Noch immer vollkommen perplex darüber sie so allein hier vorzufinden, nehme ich mein Mädchen auf den Arm und drücke sie fest an mich.
„Nicht so doll Daddy!" schimpft sie mit mir, worüber ich aber nur lächeln kann.
„Also? Wo steckt dein Bruder? Hat er sich hier ganz allein zurückgelassen?"
„Nein Daddy. Lou muss mich suchen." kichert sie und klatscht vor Freude in die Hände. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
„Charlotte!" sehe ich sie mahnend an. „Bist du weggelaufen?"
„Nein Daddy, bin ich nicht. Indianerehrenwort!" beteuert sie mit skeptischer Miene. „Lou und ich spielen verstecken und Lou muss suchen."
„Und wo genau sucht Lou nach dir?" frage ich vorsichtig nach, da er offensichtlich nicht hier nach ihr sucht und sicherlich auch alles getan hätte, um nicht in meine Nähe zu kommen.
„Im Park." gibt Lottie kleinlaut zur Antwort. „Im Park?" Frage ich noch einmal nach, da ich glaube mich verhört zu haben, doch ihr Nicken bestätigt es. „Du kannst doch nicht einfach alleine vom Park nach Hause laufen. Weißt du wie gefährlich das ist?" schimpfe ich mit ihr. Dabei habe ich ihr schon so oft erklärt, wie gefährlich die Straße ist und sie noch zu klein ist, um diese allein zu überqueren.
„Komm, wir müssen Louis finden. Er macht sich bestimmt schon Sorgen." Ich lasse Lottie wieder runter und greife nach ihrer kleinen Hand. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg. Mein Körper verkrampft sich immer mehr, je näher wir dem Park kommen. Gleich werde ich auf Louis treffen und diesmal muss er mit mir reden.

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lonely hearts ➵ larry stylinson
FanfictionDinge im Leben ändern sich manchmal schneller als es einem lieb ist. So ergeht es auch Harry. Er ist zwar noch Single, aber sonst zufrieden mit seinem Leben. Gerade hat er sich seinen Traum von einem eigenen Haus erfüllt, da soll er plötzlich die...