18. Kapitel - Keine Dauerlösung

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Nach einer unruhigen Nacht und einem anstrengenden Arbeitstag wollen Charlie und ich endlich nach Hause gehen, doch Zayn fängt mich an der Tür ab. „Kann ich noch kurz mit dir reden?" beginnt er und wirft dabei einen fragenden Blick auf Charlie. „Prinzessin, gehst du noch mal zu Niall in den Garten? Wir beide müssen noch kurz etwas klären. Ich hol dich gleich ab." Sie nickt kurz und läuft auch schon davon.

„Was gibt's so wichtiges?" möchte ich dann wissen, als wir uns in mein Gruppenzimmer gesetzt haben. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll." zögert er ein wenig. „Zayn, bitte. Sag doch einfach was los ist." Fordere ich ungeduldig. „Nun ja, einige Eltern scheinen Wind davon bekommen zu haben, wie Charlie dich in letzter Zeit nennt." er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, bevor er weiterspricht. „Sie haben bei Niall und mir Bedenken geäußert, dass du Charlie jetzt bevorzugen könntest... es sind zwar nur wenige Eltern, aber..."

„Das ist doch Blödsinn." rege ich mich auf und falle ihm somit ins Wort. „Ich behandle die Kinder nicht anders als vorher. Zwischen Charlie und mir hat sich doch im Prinzip nichts geändert, außer dass sie jetzt bei mir wohnt. Meine Freizeit habe ich ja auch vorher schon mit ihr verbracht."

„Mir musst du das nicht sagen. Ich weiß das, aber du weißt auch, wie manche Eltern hier ticken."

„Ja, leider." Geknickt lasse ich den Kopf hängen.

„Welche Eltern haben sich beschwert?" möchte ich nur zu gern wissen. „Das spielt erst mal gar keine Rolle. Ich würde sagen, wir klären das beim Elternabend in zwei Wochen." Schlägt Zayn vor und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. „Mach dir nicht so viele Gedanken. Soll ich nochmal mit Liam reden, vielleicht..."

„Nein. Das schaff ich schon." falle ich Zayn ins Wort.

„Aber sag mal, was läuft da zwischen Liam und dir?" Die Frage schwirrt mir schon die ganze Zeit im Kopf rum, es hat sich nur noch nicht der richtige Zeitpunkt ergeben ihn darauf anzusprechen.

Zayns Wangen laufen rot an und er schaut nervös auf seine Füße. „Da läuft nichts." versucht er sich zu erklären. „Wir haben uns ein paar Mal getroffen, aber mehr ist da nicht."

„So, mehr ist da also nicht? Du scheinst ihn aber ganz schön beeindruckt zu haben." Zayns Gesicht wird noch einen Ton dunkler, auch wenn ich gedacht habe, ihm ist nie etwas peinlich.

„Oh Shit, schon so spät? Ich ähm... ich habe ganz vergessen, dass ich noch ein Gespräch mit Clarys Eltern habe." und schon stürmt mein Kollege überfordert zur Tür hinaus. Lachend sehe ich ihm nach, bevor ich Charlie abhole und wir endlich nach Hause gehen können.

***

Endlich erholsame Ruhe genießen. Ich weiß nicht was heute mit den Kindern los war, aber alle waren überdreht, hippelig und laut. Ich hoffe morgen wird es besser, denn so wie sie drauf waren, war mit ihnen nicht viel anzufangen.

Ich lege mich in meine Hängematte und beobachte Charlie wie sie im Sandkasten spielt. Erst versucht sie eine Sandburg zubauen, aber das gibt sie schnell wieder auf. „Burgen bauen ist für Jungs. Mädchen backen Kuchen." meint sie schließlich und ist nun dabei ihre bunten Förmchen mit Sand zu füllen. „Daddy, hilfst du mir?" bettelt sie so lange, bis ich mich endlich geschlagen gebe.

Ich setze mich neben Charlie auf den Rand und bekomme eine Schaufel in die Hand gedrückt. „Du kannst die blauen und grünen voll machen." stellt sie mich an, doch in dem Moment klingelt es an der Haustür. „Besser wir machen nicht auf, Daddy. Wir haben zu tun." gibt die Kleine von sich und befüllt unbeirrt ihre Förmchen. „Eine schöne Idee", stimme ich ihr zu „aber vielleicht ist es wichtig." So mache ich mich doch auf den Weg, um zu sehen wer unsere Ruhe stört.

„Hi", grinst Louis mich unschuldig an. Ich glaube, ich spinne! Was macht der denn schon wieder hier?

„Was willst du?" fahre ich ihn schroff an. Hätte ich mal besser auf Charlie gehört. Das bedeutet doch bestimmt wieder nur Ärger.

„Ich wollte mich eigentlich entschuldigen." gibt er kleinlaut zu. „Ich habe gestern vielleicht ein klein wenig überreagiert... und vielleicht habe ich mich auch nicht unbedingt von meiner besten Seite gezeigt... aber du musst mir glauben, dass ich es wirklich ernst mit Charlotte meine... Also Sorry für mein Verhalten. Können wir nicht nochmal von vorn beginnen?" beendet er seinen Monolog und streckt mir die Hand entgegen.

Ich zögere einen Moment. Mustere ihn misstrauisch. Noch immer hält er mir die ausgestreckte Hand hin und wartet auf eine Reaktion meinerseits. Widerwillig schlage ich dann doch ein.

„Also gut, aber lass uns ein paar Dinge klarstellen."

„Ich höre!"

„Keine dämlichen Spielchen mehr, keine blöden Sprüche Charlie gegenüber und deine überhebliche Art kannst du auch ablegen."

„Alles klar. Das sollte ich schaffen." Stimmt Louis ohne weiteres ein. Das war etwas zu einfach, finde ich. Sollte er es diesmal doch ernst meinen? Ich traue ihm noch immer nicht, bitte ihn aber dennoch ins Haus.

„Eine Frage hätte ich da noch." deutet er etwas vorsichtig an. „Jetzt wo wir das zwischen uns geklärt haben... könnte ich da eventuell in deinem Garten campen?" verwirrt schaue ich ihn an. Ich habe mir doch gleich gedacht, dass es einen Haken an der Sache gibt.

„Ich verspreche auch hoch und heilig, dass ich mich benehmen werde." Mit seinen strahlend blauen Augen und einer Unschuldsmiene schaut er mich an, als könnte er kein Wässerchen trüben.

„Wieso willst du denn in meinem Garten übernachten? Wo schläfst du denn sonst?" erkundige ich mich noch immer verwundert über seine Bitte. Etwas verunsichert spielt Louis am Saum seines Shirts. „Ähm... nun ja... das ist so..." zögert er seine Erklärung etwas hinaus. „Eigentlich wohne ich, seit ich in England bin, auf dem Campingplatz."

„Aber?" hake ich nach, als er eine längere Pause macht. „Die haben mich gestern vom Platz geschmissen, weil ich mir die Platzmiete nicht mehr leisten kann." gesteht er schließlich murmelnd. „Letzte Nacht habe ich unter der Brücke an der Schnellstraße geschlafen, aber bei dem Lärm bekommt man kein Auge zu... und da dachte ich... du hast so einen großen Garten, und ich so ein kleines Zelt..." erklärt er mir weiter.

Ich bin mir nicht sicher, was ich von der Geschichte halten soll, doch seinem flehenden Hundeblick kann ich nicht lang standhalten. „Okay, ein paar Tage sollte das kein Problem sein." stimme ich zu. „Aber eine Dauerlösung ist das nicht."

Dankbar fällt er mir kurz um den Hals, bevor er sein ganzes Hab und Gut durch mein Haus in den Garten schleppt.

Während Louis sich ein schattiges Plätzchen unter einem Apfelbaum gesucht hat und nun versucht sein Zelt aufzubauen, hat sich Charlie hinter mir versteckt und beobachtet das Ganze skeptisch. „Was macht der Onkel da?" möchte sie von mir wissen. „Das ist Louis und er möchte ein paar Tage in unserem Garten wohnen." versuche ich ihr die Situation zu erklären. „Warum denn?"

„Weil er keinen anderen Platz zum Schlafen hat."

„Warum denn? Hat er kein Haus und ein Bett?" Langsam traut sie sich wieder hinter mir hervor, hält aber dennoch sicheren Abstand. „Nein, Süße. Louis wohnt eigentlich in Australien und macht hier nur Urlaub."

„Wo ist Australien?" Ich versuche ihr jede Frage so gut es geht zu beantworten, doch folgt auf jede Erklärung von mir ein erneutes „Warum denn?"

„Wir sollten Louis erst einmal sein Zelt in Ruhe aufbauen lassen und morgen kannst du ihn dann alles Fragen, was du wissen möchtest." Mit dieser Erklärung gibt sie sich für den Anfang zufrieden und setzt sich wieder in ihren Sandkasten.

Auch ich habe eine Menge Fragen an den braunhaarigen Wuschelkopf mit den unglaublich blauen Augen, aber die verschiebe ich auf später, wenn Charlie nicht dabei ist. Es ist besser für sie, wenn sie von all dem Streit um sie nichts mitbekommt.

lonely hearts  ➵ larry stylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt