Auf dem Weg zum Park halte ich Lottie einen Vortrag darüber, wie gefährlich es für ein kleines Mädchen ist allein unterwegs zu sein und welche Gefahren im Straßenverkehr lauern. Sie nickt zwar zu allem, was ich ihr erkläre, aber verstanden hat sie vermutlich nur die Hälfte.
„Und wenn was Schlimmes passiert, muss die Polizei kommen! Stimmt's Daddy?"
„Da hast du recht meine Süße."
„Und ist da vorn auch etwas Schlimmes passiert?" Lottie zeigt mit ihrem Finger gerade aus auf mehrere Streifenwagen in der Nähe des Spielplatzes. Ich war so auf sie fixiert, dass ich das Blaulicht gar nicht bemerkt habe.
„Oh Prinzessin, da hast du ganz schön was angerichtet!" seufze ich und ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf.
„Warum denn?"
Ich bleibe stehen und stoppe somit auch Lottie, die mich verwundert ansieht. „Ich glaube die Polizisten sind hier, weil sie Louis dabei helfen sollen dich zu finden!"
„Schafft das Louis nicht allein?"
„Nein Süße. Dafür hast du dich zu gut versteckt." Sie kichert, doch ich finde es ganz und gar nicht komisch.
Ich nehme Lottie wieder an die Hand und nähere mich langsam der Menschenmenge, die sich inzwischen um die Beamten herum versammelt hat. Mit jedem Schritt schlägt mein Herz schneller und das ausnahmsweise nicht, weil Louis in der Nähe ist. Vielmehr mache ich mir Sorgen, wie das gleich auf die Beamten wirken muss, wenn ich hier Hand in Hand mit der Vermissten anspaziert komme. Ich weiß nicht, was Louis den Polizisten bereits erzählt hat, oder wie lange sie schon vor Ort sind. Doch wie eine großangelegte Suchaktion sieht es noch nicht aus.
Während ich noch Ausschau nach Louis halte, scheint Lottie ihn bereits entdeckt zu haben. Sie lässt meine Hand los und flitzt auf ihn zu. „Lou!" macht sie auf sich aufmerksam. Sie muss es noch einmal wiederholen, ehe er es im Lärm der Masse mitbekommt. Dann läuft Louis los, rennt ihr entgegen und zieht sie fest an sich. Erleichtert sackt er mit dem kleinen Mädchen in den Armen zu Boden.
„Du hast mich gar nicht richtig gesucht!" wirft Lottie ihrem Bruder beleidigt vor. Doch bevor Louis darauf antworten kann, stehen bereits drei Polizisten hinter ihm.
„Mr Tomlinson ist das die Vermisste?" wendet sich einer der Beamten an Louis, der Lottie gar nicht mehr loslassen will. „Ja... ja, das ist meine Schwester!" bestätigt Louis, zittert dabei noch am ganzen Körper.
„Es tut mir leid, dass Charlotte für so viel Aufregung gesorgt hat. Sie ist eigentlich ein ganz braves Mädchen und noch nie weggelaufen." Entschuldige ich mich für die Unannehmlichkeiten.
„Und sie sind...?" möchte der Beamte wissen und schielt mich von der Seite an. „Harry Styles" stelle ich mich vor. „Charlotte ist in meiner Obhut, bis mein Antrag auf eine Adoption genehmigt wird... oder abgelehnt." Den letzten Teil flüstere ich eher, doch Louis hat es genau verstanden. Er sieht mich kurz betreten an, wendet seinen Blick aber schnell wieder ab, als ich ihm ebenfalls in die Augen sehe.
Ich reiche dem Beamten Liams Visitenkarte, damit er meine Aussage überprüfen kann, worauf er sich auch gleich mit seinem Telefon ein paar Meter von uns entfernt. Ein weiterer Polizist unterhält sich in der Zwischenzeit mit Lottie, die brav jede Frage beantwortet.
„Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt, als sie bei dir aufgetaucht ist?" will Louis vorwurfsvoll von mir wissen, doch den Blickkontakt meidet er weiterhin.
„Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Keine Ahnung wie lange sie da schon saß. Außerdem... wie hätte ich dir denn Bescheid geben sollen? Du hast meine Nummer blockiert! Schon vergessen?" antworte ich ihm, versuche dabei möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn ich seine Anschuldigungen gerade gar nicht verstehen kann.
„Warum habe ich dich denn wohl blockiert?" fragt Louis sauer, steht vom Boden auf und kommt ein paar Schritte auf mich zu. „Dein pausenloser Telefonterror war nicht mehr auszuhalten! Ich habe dir gesagt, dass wir nichts mehr zu bereden haben und trotzdem rufst du immer wieder an!" regt er sich auf. „Aber weil das nicht reicht, setzt du auch noch deinen Kumpel Niall auf mich an."
„Ich habe niemanden auf dich angesetzt. Niall wollte nur helfen, aber du scheinst ja gegen jegliche Art von Hilfe resistent zu sein." werde ich ungewollt lauter.
„Warum hast du mich eigentlich nicht angerufen, als du gemerkt hast, dass Lottie verschwunden ist?"
„Damit du mir wieder vorhalten kannst, wie verantwortungslos ich bin? Sorry, aber das muss ich mir echt nicht geben, außerdem hatte ich alles unter Kontrolle!"
Da ist er wieder, der selbstsichere Louis, der sich, um nichts Gedanken zu machen scheint. Auch wenn ich inzwischen weiß, dass es nur eine Maske zum Selbstschutz ist, kann ich mir ein ironisches Lachen nicht verkneifen. Glaubt Louis wirklich, was er da von sich gibt?
„Ja klar, mit Polizeieinsatz und Spürhunden. Klasse wie du alles unter Kontrolle hast Louis!" werfe ich ihm sarkastisch an den Kopf. „So wie du auch alles unter Kontrolle hattest, als Lottie allein und weinend in deiner Wohnung saß? Was hättest du gemacht, wenn sie aus der Wohnung auf die Straße gerannt wäre? Wenn sie mit Fremden mitgegangen oder von einem Auto angefahren wurden wäre? Was hättest du dann gemacht?" ich rede mich in Rage, ohne dabei Rücksicht auf Louis' Gefühle zu nehmen. Ich weiß, dass er Lottie nie absichtlich in Gefahr bringen würde, aber sein unüberlegtes Handeln bringt sie nun mal immer wieder in solche Situationen.
„Schön, wenn man auf den Fehlern von anderen herumreiten kann, um damit von seinen eigenen abzulenken. Oder Harry?" aggressiv tippt er immer wieder mit dem Finger gegen meine Brust. „Das hätte alles nicht passieren müssen, wenn du ehrlich gewesen wärst. Wie lange wolltest du mir deine Gefühle vorspielen? Bis Lottie zur High-School geht, oder wolltest du bis zu ihrem College-Abschluss warten? Oder hättest du mich gleich nach Abschluss der Adoption vor die Tür gesetzt?"
Autsch, das hat gesessen!
„Bitte meine Herren! Das können sie doch sicher auch ohne das Beisein des Mädchens klären!" werden wir von einem Polizisten zurechtgewiesen, der mitleidig zu Lottie schaut. „Mr Styles, Mr Payne hat ihre Aussage bestätigt. Ich halte es für das Beste, wenn Sie die Kleine jetzt mit nach Hause nehmen und Mr Tomlinson sich dann später wieder mit Ihnen in Verbindung setzt, um alles weitere zu klären."
„Wir haben nichts mehr zu klären. Ich glaube hier ist alles gesagt worden." gibt Louis unmissverständlich zu verstehen. „Tschüss meine kleine Maus!" verabschiedet er sich liebevoll von Lottie und straft mich erneut mit Missachtung, bevor er die Polizisten zurück zum Streifenwagen begleitet.
Wehmütig sehe ich ihm hinterher. So hatte ich mir ein Gespräch mit Louis ganz und gar nicht vorgestellt. Ich wollte ihm sagen, wie leid mir alles tut, wie sehr er mir fehlt und dass er wieder nach Hause kommen soll, doch stattdessen überschütte ich ihn mit Vorwürfen. Super Styles, Kommunikation war noch nie dein Spezialgebiet.
DU LIEST GERADE
lonely hearts ➵ larry stylinson
FanfictionDinge im Leben ändern sich manchmal schneller als es einem lieb ist. So ergeht es auch Harry. Er ist zwar noch Single, aber sonst zufrieden mit seinem Leben. Gerade hat er sich seinen Traum von einem eigenen Haus erfüllt, da soll er plötzlich die...