Auch wenn ich Louis' Aktion lustig finde, zeigt er mit seinem Verhalten doch, wie kindisch er eigentlich noch ist. Seit er hier ist, hat er sich nicht einmal nach Charlie erkundigt. Er amüsiert sich lieber über jeden Weiteren, der wie ein irrer um seinen Wagen schleicht.
So langsam frage ich mich, wie ernst es ihm überhaupt mit ihr ist.
Ein Aufschrei reißt mich aus meinen Gedanken. Charlie liegt weinend am Boden und hält sich ihr Knie. Ich springe auf und laufe zu ihr rüber. Shit, wieder zieht ein stechender Schmerz durch meinen Knöchel, doch darauf kann ich im Moment keine Rücksicht nehmen.
„Charlie ist von der Leiter gefallen." klärt mich ihre Freundin Hailey gleich auf, als ich mich neben die beiden hocke. „Auf mein Knie" vervollständigt Charlie schluchzend den Satz. Dicke Tränen kullern über ihre Wange, während Hailey über die Wunde pustet. „Daddy, das ist ein ganz großes Wehweh."
„Du bist doch ein tapferes Mädchen. Das wird schon wieder." tröste ich sie, als ich Charlie auf meinen Arm nehme und wir erst einmal zur Bank zurück gehen.
„Ist das Charlotte?" nimmt nun auch Louis Notiz von uns. „Ich bin Charlie!" protestiert meine Kleine schniefend und wirft Louis prompt einen missbilligenden Blick zu. „Aber Charlie ist ein Jungenname und du siehst nicht gerade aus wie ein Junge."
„Bääh." kontert Charlie, streckt ihm erst frech die Zunge raus und vergräbt anschließend ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Behutsam streiche ich mit einer Hand ihren Rücken rauf und runter und drücke sie noch etwas fester an mich.
„Ganz schön unverschämt die kleine Dame!" meint Louis beleidigt. „Scheint ja in der Familie zu liegen, falls deine Behauptung stimmt." entgegne ich ihm prompt. „Wie meinst du das? Falls meine Behauptung stimmt? Denkst du etwa ich habe mir das alles nur ausgedacht? Glaubst du wirklich, ich mache mich auf den weiten Weg von Australien hier her, wenn es nicht stimmen würde?" entgeistert springt er von der Bank auf und stellt sich mir gegenüber.
Er versucht mit mir auf Augenhöhe zu kommen, ist aber dann doch ein paar Zentimeter zu klein. „Ich weiß nicht, was ich von deiner Geschichte halten soll." gebe ich ehrlich zu. „Du scheinst nur nicht sehr viel Interesse an deiner Halbschwester zu haben, wenn es tatsächlich stimmen sollte, was du so von dir gibst. Seit du hier bist, hast du nicht einmal nach ihr gefragt, dich interessieren nur deine dämlichen Streiche. Dabei ist die Kleine doch der Grund, warum wir uns überhaupt getroffen haben."
Ich mache meinem ganzen Ärger Luft und spreche aus, was ich denke. „Du kennst mich doch überhaupt nicht, und ziehst voreilige Schlüsse." giftet Louis etwas lauter zurück. „Das muss ich mir echt nicht geben. Aber das eine sage ich dir... Ich werde nicht so schnell aufgeben. Gewöhn ich nur nicht daran Daddy zu spielen."
Sprachlos lässt er mich stehen und verschwindet ohne ein weiteres Wort vom Spielplatz.
Was bildet sich dieser Typ denn ein? Die letzten zwei Jahre hat sich keiner für Charlie interessiert, dann taucht Mister Wichtig hier auf und hält mir vor, ich würde nur Daddy spielen wollen. In mir tobt ein Orkan. Am liebsten wäre ich ihm nachgegangen und hätte ihm meine Meinung gesagt, doch Charlie geht in diesem Moment vor.
Ich spüre die neugierigen Blicke einiger Eltern auf mir, doch versuche sie so gut es geht zu ignorieren. „Lass uns nach Hause gehen." Flüstere ich Charlie zu, nehme ihren Rucksack und verlasse mir ihr den Spielplatz. Sie winkt Hailey noch einmal zu, bevor wir durch das große quietschende Eisentor auf den Gehweg treten.
„Daddy?"
„Mhm"
„Was ist eine halbe Schwester?" überrascht schaue ich sie an. Natürlich hat sie unser Gespräch mitbekommen. Wer hat das nicht? Innerlich könnte ich mich schon wieder ohrfeigen. Ich wollte Charlie so gut es geht aus den Streitigkeiten raushalten. Das hat ja prima funktioniert.
„Eine Halbschwester oder ein Halbbruder ist, wenn man entweder die gleiche Mom oder den gleichen Dad hat." Versuche ich es ihr verständlich zu machen. „Hab ich auch eine halbe Schwester oder einen halben Bruder?"
„Ich hoffe nicht." Murmle ich nur. „Warum denn?" löchert sie mich weiter. „Ach nur so. Lass uns nach Hause gehen, mein Knöchel tut weh."
„Okay, Daddy."
Den restlichen Heimweg laufen wir schweigend nebeneinanderher. Meine Gedanken wandern immer wieder zu der Auseinandersetzung mit Louis. Dieser Kerl raubt mir jetzt schon den letzten Nerv. Ich habe keine Ahnung wie das weiter gehen soll! Ich kann nur hoffen, dass er bald einsieht, dass Kinderbetreuung nichts für ihn ist und er schnell wieder verschwindet.
Erneut reißt ein Schrei von Charlie mich aus meinen Gedanken. Weinend hält sie mir ihren Finger entgegen. „Aua, Biene!"
„Zeig mal her." Fordere ich sie auf und betrachte den Finger genauer. „Komm lass uns in die Küche gehen, wir sollten das behandeln, bevor es dick wird."
„Das tut weh, Daddy."
„Ich weiß, es wird gleich besser. Heute scheint nicht dein Tag zu sein, hmm." Traurig schüttelt sie ihren Kopf und folgt mir ins Haus.
„So, jetzt schneiden wir eine Zwiebel auf und reiben diese über den Stich." Erkläre ich ihr die nächsten Schritte. „Warum denn?"
„Das soll verhindern, dass dein Finger dick wird."
„Warum denn?"
„Die Zwiebel zieht das Gift aus der Wunde." Geduldig versuche ich ihr jedes ‚Warum denn' zu beantworten, doch allmählich gehen mir die Antworten aus.
„Ich bin verletzt, muss mich ausruhen." gibt sie theatralisch von sich und läuft mit der Zwiebel auf dem Finger ins Wohnzimmer. „So schlimm also?"
„Ja." Antwortet sie mitleiderregend. „Na wenn das so ist, sollten wir uns einfach auf die Couch legen und einen Film schauen, Vielleicht geht es uns beiden dann besser." Auch wenn ich weiß, dass sie nur schauspielert, kommt es mir doch sehr gelegen meinen Fuß etwas hochlegen zu können.
„Wir schauen Anna und Elsa" meint sie und zieht schon die DVD aus dem Regal.
Begeistert spricht sie den Text von Olaf dem Schneemann und trällert jedes Lied mit.
„Nochmal" ruft Charlie begeistert, als der Film zu Ende ist. „Morgen vielleicht. Für dich ist gleich Schlafenszeit. Morgen geht es wieder in den Kindergarten."
„Aber ich bin verletzt." Empört sie sich. „Das geht morgen schon wieder." „Aber ich bin doll verletzt." demonstrativ zeigt sie mir nochmal ihren kleinen Kratzer am Knie und ihren roten Finger. „Siehst du?"
„Und ich dachte du bist ein tapferes Mädchen..." versuche ich sie ein wenig aufzuziehen. „Ich bin tapfer." Entrüstet über meine Aussage springt sie auf und läuft in die Küche. „Siehst du wie tapfer ich bin."
„Du bist unglaublich." rufe ich ihr lachend hinterher, als ich mich auch von der Couch hochquäle.
Der Tag hat Charlie so geschlaucht, dass ihr heute zum Einschlafen ein Hörspiel von Winnie Puuh reicht. Ich bin nicht böse darüber, dass wir heute mal nicht singen, da meine Konzentration auch nicht mehr die Beste ist. Ständig triften meine Gedanken zu Louis Tomlinson ab. Ich weiß nicht was er jetzt vor hat und das macht mir schon etwas Angst.
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lonely hearts ➵ larry stylinson
FanfictionDinge im Leben ändern sich manchmal schneller als es einem lieb ist. So ergeht es auch Harry. Er ist zwar noch Single, aber sonst zufrieden mit seinem Leben. Gerade hat er sich seinen Traum von einem eigenen Haus erfüllt, da soll er plötzlich die...