Kapitel 1 - der erste Arbeitstag

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Sonntag - 20.00 Uhr

Morgen ist es soweit: Mein erster Arbeitstag. Ich bin etwas aufgeregt, weil ich nicht weiß, was auf mich zukommen wird.
Aber so geht es doch jedem von uns.
Oder nicht?

Heute habe ich mir einen Beauty-Day erlaubt, um mich zu entspannen.
Ich nahm ein Bad und versuchte mit verschiedenen Masken, mein Gesicht wieder in Form zu bringen.
Nachdem ich meine Nägel in einem Nude-Ton lackiert hatte, ging ich mit dem Handtuch auf dem Kopf ins Wohnzimmer.

„Mars! Wo bist du?!", rief ich und schüttelte die Packung mit seinen Lieblingsleckerlis.

Nach wenigen Sekunden hörte ich ihn die Treppen hinuntertrappeln. Ich beobachtete, wie er auf mich zugelaufen kam, um mir die Packung aus den Händen zu reißen.
Aber ich reagierte schneller.

Mein Dackel Mars ist das Einzige, was mir von meinen Eltern geblieben ist, neben diesem Haus.

Zum Glück musste ich keine Miete zahlen, was angesichts der hohen Mietkosten eine echte Erleichterung war, aber mein Magen füllte sich nicht von selbst.
Bis jetzt habe ich mich mit Minijobs über Wasser gehalten, aber das war keine langfristige Lösung. Deshalb suchte ich seit über zwei Monaten nach einem festen Job, bei dem ich nicht bis 23 Uhr kellnern musste.
In der Stellenanzeige der Parker Consulting GmbH stand, dass dringend eine Assistentin der Assistenz gesucht wird – also jemand, der den Assistenten bei Papierkram, Telefonaten und Terminen unterstützt.
Große Erfahrung war nicht erforderlich, denn ich bekam schnell eine Zusage.

Ich trocknete meine langen, braunen Haare und formte mit dem Lockenstab ein paar Locken in die Spitzen. Morgen würden sie dann wellig sein.

Ich gehöre zu den introvertierten Menschen, die nicht gerne im Vordergrund stehen. Es sollte nicht so aussehen, als hätte ich zwei Stunden gebraucht, um mich für die Arbeit fertigzumachen.
Dieser Job sollte daher perfekt für mich sein, da ich nur mit den Assistenten zu tun haben werde und mich in ein Büro verkriechen kann.
So stellte ich es mir zumindest vor.

Wie dem auch sei.

Ich schloss noch schnell alle Fenster und Türen – danke, Horrorfilme – und kroch unter meine Bettdecke.
Ein letzter Blick auf die Uhr: 22.35 Uhr.
Ich sollte um 8:00 Uhr dort sein, laut Google Maps brauche ich etwa 30 Minuten mit dem Auto. Um auf Nummer sicher zu gehen,  stellte ich den Wecker auf 6:30 Uhr und schloss somit die Augen.

Montag, 6.30 Uhr.

Ich überlegte, mir noch weitere fünf Minuten zu gönnen, aber jeder weiß, dass daraus schnell 30 Minuten werden können. Also sprang ich sofort aus dem Bett und wusch mir im Bad das Gesicht mit eiskaltem Wasser, um wach zu werden.

In der Küche bereitete ich mir eine Brotdose mit einem Sandwich und einem Apfel vor und füllte Mars’ Napf, damit er tagsüber nicht verhungerte.
Da Mars fast den ganzen Tag über schläft, kommt er prima alleine zurecht.

Zurück in meinem Zimmer öffnete ich den Kleiderschrank und überlegte, was ich am ersten Arbeitstag anziehen könnte.
Ich entschied mich für meine babyblaue Bluse aus Satin und einen beigen Bleistiftrock.

Um 6:45 Uhr war ich angezogen.

Bevor ich mich schminkte, setzte ich meine braunen Kontaktlinsen ein.
Ich habe von Natur aus hellgrüne Augen- dank meines Vaters- , was in der Schule immer für neugierige Blicke sorgte. Deshalb trage ich seitdem braune Kontaktlinsen, um nicht aufzufallen.
Länger als drei Sekunden Augenkontakt ist für mich auch Tabu.
Mit Concealer und Mascara verdeckte ich meine Augenringe und zauberte die Müdigkeit weg.

Und fertig war ich. 

Ich nahm meinen beigen Mantel über den Arm, betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel und flitzte hinaus.

Ich hasse dich, Castiel Parker!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt