(Donnerstag)
Ich saß am Schreibtisch und arbeitete ein Telefonat nach dem anderen ab.
Mein Blick wanderte immer wieder zu Castiel, den ich mit durchdringenden Augen fixierte, aber er schien davon unbeeindruckt zu sein.Auch heute hatten wir den ganzen Tag kein Wort miteinander gewechselt. Keiner von uns beiden wollte den ersten Schritt machen.
Warum sollte ich den ersten Schritt machen? Schließlich trage ich keine Schuld an diesem ganzen Durcheinander.
Er ist derjenige, der sich bei mir entschuldigen muss!Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass mein Feierabend bereits vor fünf Minuten begonnen hatte.
Zornig begann ich, meine Sachen zusammenzupacken. Dabei stieß ich versehentlich Claudia's Stiftehalter um und die Kugelschreiber verteilten sich auf dem Boden. Jetzt musste ich auch noch die Stifte einsammeln.
Wurde ich dadurch noch wütender? Absolut.
Noch ein solcher Vorfall und mir würde der Kragen platzen.Mit einem ordentlichen Schreibtisch und meiner Handtasche über der Schulter verließ ich das Büro und knallte die Tür hinter mir zu.
Gerade als ich an Castiel's Bürotür vorbeiging, bemerkte ich, dass sie offen stand und er mit den Händen in den Hosentaschen davor stand.
Unsere Blicke trafen sich.
,,Kommst du kurz rein?", fragte er in einem ruhigen Ton.
Ich ignorierte ihn und wollte an ihm vorbeigehen, doch er trat blitzschnell vor mich und versperrte mir den Weg.
„Bitte.", sagte er mit Nachdruck.
Augenrollend betrat ich sein Büro und ging in Richtung seines Schreibtischs.
Castiel schloss die Tür hinter sich und trat näher.„Ist dir bewusst, dass wir übermorgen heiraten?", fragte er direkt.
Meine Augen weiteten sich.
„Ist dir bewusst, dass wir übermorgen heiraten?", wiederholte ich im selben Ton.
„Mir ist das bewusst.", antwortete er und nickte.
„Mir auch.", erwiderte ich.
„Schön. Warum reden wir dann nicht miteinander?"
„Weil du erst einsehen musst, dass du mir Unrecht getan hast. Du hast mich angelogen."
„Nein, ich habe dich nicht angelogen. Ich habe nur... die Wahrheit etwas verborgen."
„Machst du dich gerade lustig?", fragte ich und mein Ton wurde schärfer.
„Nein."
„Findest du das lustig?"
„Lilia, nein. Ich wollte nur nicht, dass du dich ihretwegen aufregst."
„Ich rege mich nicht ihretwegen auf. Ich rege mich deinetwegen auf!"
„Okay!", unterbrach Castiel wütend.
„Es tut mir leid, okay? Es tut mir leid, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe."Ich verschränkte die Arme vor der Brust und stellte mich ans Fenster.
Diese lahme Entschuldigung stellte mich nicht zufrieden.„Aber du musst dich auch bei mir entschuldigen.", fügte Castiel hinzu und ich spürte, wie er sich mir näherte.
Blitzschnell drehte ich mich um.
„Wofür sollte ich mich entschuldigen?", fauchte ich ihn wütend an.
„Dafür, dass du mir vorgeworfen hast, etwas mit Caroline 'getan' zu haben."
„Hättest du mich nicht angelogen, dann hätte ich dir-"
Plötzlich ertönte Musik aus der Ferne, die mich verstummen ließ.
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Ich hasse dich, Castiel Parker!
RomantikLilia Milton, 26 Jahre alt, konnte es kaum glauben: Nach unzähligen Absagen hatte sie endlich eine Zusage in den Händen. Ab morgen würde sie als Assistentin bei der Parker Consulting GmbH beginnen. Bisher war ihr Leben eher unspektakulär verlaufen...