Kapitel 8 - Wertschätzung

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(Donnerstag)

Seit vier Tagen habe ich mich nun in mein Haus zurückgezogen.
Jegliche Anrufe, WhatsApp-Nachrichten, Türklingeln und Emails habe ich abgelehnt und ignoriert.
Sogar Amara und Colin wies ich jedesmal ab, wenn sie vor meiner Haustür standen. Sie wollten sichergehen, dass es mir gut geht. Mit einem gespielten Lächeln konnte ich sie, bis jetzt, immer ganz gut abwimmeln.

Ihn habe ich seit dem nicht mehr gesehen.
Er tauchte öfter mal vor meiner Haustür auf, aber ich ließ ihn weder rein, noch öffnete ich die Tür. Er versuchte von dort aus mit mir zu kommunizieren, aber es endete jedesmal in einem Monolog.

Ich habe nicht gekündigt....und das werde ich auch nicht tun. Obwohl ich es hätte tun können. Stattdessen habe ich meinen Urlaub in Anspruch genommen. Ich brauche Zeit, um zu überlegen. Eigentlich gibt es nichts zu überlegen....aber ich muss mir einen klaren Kopf verschaffen.

Ich brauche Abstand...

(Castiel Parker)

So kann ich mich nicht konzentrieren.
Sogar meine Klienten haben bemerkt, dass ich aufgewühlt bin. Normalerweise arbeite ich immer nach einem strikten Plan und habe eine Struktur. Aber zurzeit läuft hier gar nichts.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Am Liebsten würde ich Claudia befehlen alle Termine abzusagen.

Ich frage mich andauernd nur, wie es ihr geht. Was sie gerade macht. Ich konnte sie seit dem Abend nicht sehen, auch wenn ich öfter vor ihrer Haustür stand und wartete, dass sie aufmachte.
Aber sie tat es nicht.
Ich, an ihrer Stelle, hätte mir die Tür auch nicht aufgemacht.

Ich weiß immer noch nicht, wie ich so etwas tun konnte. Wie ich diese Wörter aussprechen konnte. Sie ist die letzte Person auf dieser Welt gewesen, der man so etwas vorwerfen durfte. Auch wenn es dazu käme, dass ich sie mit meinen eigenen Augen erwischt hätte, hätte ich an meinen Augen zweifeln sollen....aber nicht an ihr.
Und ich Vollidiot habe bei der ersten Gelegenheit an ihr gezweifelt.
Zudem hat mich eigentlich Jaqueline provoziert. Aber ich will niemanden für meine Fehler verantwortlich machen. Ich selbst habe diese Schuld zu tragen...

Ich weiß nicht, ob sie mir verzeihen wird....aber ich werde mein Bestes geben, damit sie es versucht.
Ich kann mir mittlerweile ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Diese drei Tage haben ausgereicht, um mir dieses Gefühl zu vermitteln. Sie ist die einzige Person, die mir den Tag versüßt. Die Einzige, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Mit einem Ruck stand ich von meinem Sessel auf und schaute aus dem Fenster hinaus. Plötzlich fiel mir etwas ein. Mit schnellen Schritten ging ich zurück an meinen Schreibtisch und ließ Claudia's Bürotelefon anklingeln.
Nach einer Minute klopfte sie an meiner Tür.

,,Ja, Mr. Parker?'', sah sie mich erwartungsvoll an.

,,Wie viele Wochen ihres Urlaubsanspruches hat sie beantragt?'', fragte ich sie direkt.

,,Wen meinen Sie, Mr. Parker?''

,,Sie wissen ganz genau, wen ich meine, Ms. Lange.'', antwortete ich etwas wütend.

,,A-Ach so. Alle Wochen, Mr. Parker.'', antwortete Claudia ängstlich.

,,Fein. Geben Sie ihr Bescheid, dass sie nächste Woche an dem Betriebsausflug teilnehmen muss. An solchen Tagen hat man keinen Anspruch auf Urlaub. ''

,,Wo s-steht d-''

,,Claudia. Tu was ich dir sage...'', befahl ich ihr mit zusammengezogenen Augenbrauen und Claudia verließ schnell das Büro.

(Lilia Milton)

Claudia schrieb mir eine Email.

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Ich hasse dich, Castiel Parker!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt