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"Lilo!", brüllt mein kleiner Cousin und rennt wie verrückt die Treppen des kleinen Hauses herunter, in dem mein Onkel und seine kleine Familie schon seit Jahren leben.

"Soll ich ihn jetzt Jumba nennen?", frage ich Micah, während ich die Tür zu seinem Wagen schließe.

Sofort sieht er mich mahnend an.

"Das heißt dann wohl nein. Bohr, bist du groß geworden", lächle ich und nehme ihn auf den Arm, doch er fällt mir sofort um den Hals und drückt mich feste an sich.

"Dir ist aber schon klar, dass mein Name nicht Lilo ist, nur weil dein Paps mich immer so nennt, oder?", frage ich den kleinen auf meinem Arm, was er sofort mit einem nicken an meinem Körper beantwortet, ehe er von mir ablässt und beide seiner warmen Hände an meine kalten Wangen legt.

"Matensie", sagt er und schon muss ich lachen.

"Nah dran. Ist wahrscheinlich besser, wenn wir erstmal bei Lilo bleiben", lächle ich, was ihn auch wieder zum Lächeln bringt.

Für seine drei Jahre ist er aber tatsächlich schon ziemlich nah dran.

Vorsichtig lasse ich ihn wieder runter, weshalb er sofort nach dem Stoff meines Mantels greift und mich zum Haus zieht.

Das Haus ist etwas abgeschottet von der Stadt, doch da es sich hier um eine Kleinstadt in Kalifornien handelt, wundert es mich nicht einmal, dass Micah hier direkt am Waldrand wohnt.

"Schön, dass du endlich wieder bei uns bist. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass Derrick mittlerweile auch hier wohnt", kommt es von Felicia, der Ehefrau meines Onkels.

Sie wartet nicht einmal auf eine Antwort von mir und zieht mich sofort in eine enge Umarmung, weshalb ich unbeholfen meine Hände an ihren Rücken lege und versuche, mich etwas an ihrer unbeschreiblichen Körperhitze, aufzuwärmen.

"Dein Bruder Derrick?", frage ich leise und schon nickt sie, ehe sie sich viel zu früh von mir löst.

"Seit dem Tod unseres Vaters ist er zu Hause ziemlich gestresst, also hat er sich dazu entschieden, für eine Weile mit uns zu leben. Nicht, dass es irgendwen hier stören würde. Wir lieben es, wenn die Zimmer gefüllt sind", grinst sie mich an und behält ihre Hände an meinen Schultern.

"Bald wird noch ein weiteres befüllt, wie ich sehe", lächle ich und streiche sanft über ihren runden Bauch, was sie sofort zum Strahlen bringt.

"Es wird ein Mädchen", quietscht sie dann plötzlich total energisch, weshalb ich sie kurzzeitig ziemlich perplex ansehe, doch dann muss ich einfach breit lächeln.

"Glückwunsch", gebe ich lächelnd von mir und schon harkt sie ihren rechten Arm in meinen linken, ehe sie mich mit in das altmodische und gleichzeitig modische Haus zieht.

Manchmal komme ich mir ziemlich fehl am Platz vor, wenn ich in diesem Haus herumlaufe.

Es ist so altmodisch dekoriert, während die Konstruktion des Hauses einfach so nach Neumodisch schreit.

Die vielen Fenster und die neumodische Einrichtung lassen einem die vielen alten Dekorationen einfach so ins Auge stechen.

"Ricky! Kommst du dich vorstellen?!", brüllt Felicia plötzlich eine weiße Treppe mit einem Geländer aus Glas nach oben.

"Wird er nicht. Er meinte, er hätte Besseres zu tun, als sich diesen Scheiß zu geben, also ist er zurück nach Hause", kommt es von hinten, weshalb ich ziemlich neugierig zurücksehe und einen Jungen in meinem Alter auf dem grauen Sofa erkenne, an dem Isaac gerade verzweifelt versucht hoch zu klettern.

"Danny!", mahnt Micah sofort ernst und macht dann auf mich aufmerksam, weshalb der Typ mit dem blonden Haar sofort in meine Richtung blickt.

"Ich habe nur wiedergegeben, was er mir gesagt hat", sagt er dann und steht auf, während er laut ausatmet.

Er wirkt so lustlos und gleichzeitig so arrogant, was ihn für mich sofort unsympathisch macht.

Als er dann jedoch auf uns zukommt, bleibt er direkt vor mir stehen, reicht mir die Hand und setzt ein warmes und strahlendes Lächeln auf, was seine gesamte Ausstrahlung plötzlich vollkommen verändert.

Und schon ist der erste Eindruck zunichte getrampelt.

Ziemlich unbeholfen ziehe ich mit meiner linken den Ärmel meines Mantels hoch und reiche meinem Gegenüber dann meine rechte Hand.

Als sich unsere Hände berühren, sieht er perplex auf meine Hand hinunter und dann wieder in mein Gesicht.

"Wow. Kälter als eine Leiche", lacht er auf.

Normalerweise würde mich so eine Bemerkung ziemlich nerven, doch bei ihm wirkt es so, als würde er damit versuchen, die gesamte Situation etwas normaler zu gestalten.

"Hypothermie", gebe ich recht leise von mir.

"Freut mich, Hypothermie. Ich bin Jaden, aber alle nennen mich Danny. Hast du einen Spitznamen?", fragt er mich, was mich sofort zum Schmunzeln bringt, als er mir dieses schelmische Lächeln schenkt.

"Ich bin Makenzie, aber hier nennen mich alle Lilo", gebe ich weiterhin schmunzelnd zurück.

Als er ein gespielt verwirrten Ausdruck aufsetzt, kann ich nicht anders, als über die schönen bernsteinfarbenen Augen zu staunen.

"Komisch. Ich dachte, dein Name wäre Hypothermie. Na ja egal. Hat mich auf jeden Fall gefreut, dich kennenzulernen, Lilo. Wir sehen uns, Feli. Bis bald, großer Mann", lächelt er erst mich an, ehe er sich an Felicia wendet und dann noch ein kleines Winken an Isaac richtet.

Zum Schluss zwinkert er mir noch lächelnd zu und klopft Micah auf die Schulter, nur um dann ohne ein weiteres Wort aus dem Haus zu verschwinden.

Ich sehe ihm noch einen Moment nach und bin total davon fasziniert, dass er der erste ist, der sich nicht darüber lustig macht, wie ich im Sommer einen flauschigen Mantel trage und trotzdem noch so kalt bin, wie eine lebendige Leiche.

"Dass er immer so einen lächerlichen Auftritt hinlegen muss", stöhnt Micah genervt, weshalb ich sofort wieder in die Realität gezogen werde.

"So ist er einfach und so war er schon immer. Er ist Ricky's Gegenstück", lächelt Felicia neben mir und reibt sanft an meinem Arm auf und ab, weshalb ich sie sofort genauer ansehe.

"Leb dich erstmal etwas ein. Nimm dir ruhig irgendetwas zum Anziehen von den gefalteten Klamotten im Flur. Sie liegen direkt auf der Kommode", sagt sie und zeigt in den Gang hinein, der direkt in mein Zimmer führt.

"Danke", sage ich höflich und laufe auf den Gang zu, wobei ich ignoriere, wie Micah und Felicia sofort dann beginnen zu flüstern, als ich gerade in dem Gang verschwunden war.

Als ich vor den ganzen Sachen stehe, bemerke ich, wie perfekt sie aufgeteilt und gefaltet sind.

Nachdenklich sehe ich mir die verschiedenen Klamotten an, doch da dort sonst nur kurze Hosen und Shirts liegen, greife ich einfach nach einer grauen Jogginghose und zwei Pullovern, ehe ich mit den Sachen in mein altes Zimmer verschwinde, dass die beiden von Anfang an für mich eingerichtet und es nie verändert haben, mich dort umziehe, nur um dann einfach auf mein Bett zu fallen und meine Gedanken unkontrolliert schweifen zu lassen.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt