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"Was sagen Micah und Felicia dazu, dass du wieder da bist?", fragt Davina mich, während sie mir ein Glas reicht.

Eben habe ich noch über den fantastischen Pavillon gestaunt, welches nun an der Stelle stand, an der die Männer vor ein paar Wochen noch gebaut hatten.

"Ich habe den beiden vorher nichts gesagt und als ich vorhin bei ihnen aufgetaucht bin, ist die Überraschung mehr als nur gelungen", erzähle ich ihr, doch als ich mich wieder daran erinnere, warum ich eigentlich hier bin, verschwindet mein Lächeln wieder.

"Eigentlich bin ich hier, weil ich gehofft hatte, Derrick hier finden zu können. Ist er nicht da?", frage ich und sehe die Leute aus seinem Rudel fragend an.

Sofort blicken sie jedoch einander an, so als würden sie sich miteinander austauschen und mir nichts davon sagen wollen, weshalb ich nur noch nervöser werde.

"Du wirst ihm schon noch über den Weg laufen", lächelt Aiden dann und lehnt sich in einem der Stühle zurück.

Das hoffe ich doch, weil ich immerhin zurück bin, um bei meinem Mate sein zu können.

**

Den ganzen Tag war ich im Reservat und habe den anderen etwas Zeit verbracht.

Dadurch habe ich sie etwas besser kennengelernt und gelacht haben wir auch viel.

Es war einfach nur Glück, dass Silas ein Haus am anderen Ende des Waldes kaufen konnte.

Die Leute, die vorher darin gewohnt haben, sollen angeblich verschwunden sein und sofort kam mir der Gedanke, dass ein paar der Leute sind, von denen Derrick mir damals erzählt hat.

Es ist schon ziemlich besorgniserregend, wenn man genauer darüber nachdenkt, doch auch, wenn ich mich nicht darüber freuen sollte, ist es großes Glück für uns gewesen.

Heute Morgen sind wir angekommen und Silas hat erlaubt, dass ich wieder bei Micah wohnen kann, wenn ich jedoch regelmäßig zu ihnen komme.

Natürlich habe ich mir diese Chance nicht nehmen lassen und bin den Deal sofort eingegangen.

Gerade öffne ich die Tür und schon kommt mir Felicia entgegen und hält den Zeigefinger auf ihre Lippen, um mir zu zeigen, dass ich bloß still sein soll.

Sofort denke ich daran, dass Isaac womöglich schon schläft, doch dann zeigt sie mit der anderen Hand nach oben und schon ist mir klar, dass Derrick hier ist.

Er will mir wieder aus dem Weg gehen.

Ich nicke ihr dankbar zu und schließe die Tür hinter mir, ehe ich zur Wand gehe, dort meine Schuhe ausziehe und dann ganz still zur Treppe laufe.

Jetzt kann er nicht mehr vor mir fliehen.

Außer er sperrt seine Tür ab, aber wenn ich schnell genug bin, kann ich das verhindern.

So leise ich kann, schleiche ich die Stufen hoch und gehe auf die Tür seines Schlafzimmers zu, ehe ich überlege, ob ich einfach hineinplatzen soll.

Schließlich bin ich immer noch eine sehr respektvolle Person.

Genervt über meine eigene Art, kneife ich die Augen zusammen und klopfe an.

"Ich komme jetzt rein", informiere ich ihn und halte mir die Hand vor die Augen, ehe ich hineingehe.

"Was soll das mit der Hand?", fragt er, als ich ziemlich unbeholfen die Tür hinter mir geschlossen habe.

Zögerlich schaue ich zwischen meinen Fingern hindurch und erkenne, dass er ganz entspannt auf seinem Bett liegt und mich total blöd ansieht, so als hätte ich irgendetwas vollkommen unsinnigen getan.

"Ich bin nicht so wie du und platze einfach ungefragt in andere Zimmer, also habe ich mir die Hand vor die Augen gehalten, weil ich nicht wusste, was du hier drinnen treibst", erkläre ich und hebe die Schultern etwas an.

Er hingegen hebt eine Braue und setzt sich auf, ehe er an die Bettkante rutscht und dann aufsteht, nur um mit langsamen Schritten auf mich zuzukommen.

Vor mir bleibt er stehen, hebt die rechte Hand und streicht eine meiner Strähnen nach hinten, was mir sofort eine Gänsehaut verpasst.

Als Danny das vorhin gemacht hat, hat es nicht solche Dinge in mir ausgelöst und mich nervt jetzt schon, was für eine Wirkung er auf mich hat.

Ich versuche seinen Blick aufzufangen, doch er umgeht geschickt den Augenkontakt zu mir, was mir mächtig gegen den Strich geht.

Plötzlich lehnt er sich zu mir herunter, weshalb ich instinktiv den Atem anhalten, doch plötzlich höre ich das Klicken der Tür, ehe ich einfach umgedreht und rausgeschoben werde.

In der Sekunde, in der ich nicht mehr in seinem Zimmer stand, hat er die Tür sofort verriegelt, was mich frustriert ausatmen lässt.

"Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, du grimmiger und griesgrämiger Idiot!", knurre ich genervt und gehe dann die Treppe herunter, zurück in die Küche, in der Felicia sitzt und irgendetwas mampft.

Wieso kann ihr Bruder nicht in manchen Hinsichten so sein, wie sie es ist?

Felicia ist mir sofort um den Hals gesprungen, als sie mich gesehen hat, doch Derrick will mir nicht einmal in die Augen sehen.

"Dein Bruder geht mir mächtig auf die Nerven", murmel ich und nehme mir eine Minitomate von ihrem Teller.

"Ich gehe schlafen. Morgen früh muss ich bei Silas sein, sonst wird er sauer. Ich habe definitiv keine Lust, mich mit ihm auseinander zu setzen", erkläre ich ihr und gebe ihr einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe ich in mein Zimmer verschwinde.

Dort ziehe ich mich um, gehe noch kurz ins Badezimmer, wo ich mir die Zähne putze und mich wasche und schon verschwinde ich wieder in mein Zimmer und werfe mich in mein langersehntes Bett.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt