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POV Derrick

Recht unbeschwert trage ich die Einkäufe aus Asher’s Wagen vor die jeweiligen Häuser.

Wir haben uns gedacht, dass es einfacher und gleichzeitig sicherer ist, wenn die stärksten und schlausten von uns die Einkäufe erledigen und die Bewohner dieses Reservats ihnen eine Einkaufsliste schreiben.

So wird niemand verletzt und alle können beschützt werden.

Natürlich ist das eine anstrengende Arbeit für Asher, Beatrix und Danny, aber den dreien vertraue ich in diesem Falle am meisten.

Sie können nicht hinters Licht geführt werden und überdenken alles hunderte von Malen und das innerhalb von Sekunden, bevor Sie überhaupt handeln.

Jetzt doch etwas genervt, sehe ich mich nach Danny um, bis ich ihn entdecke, wie er mitten im Weg steht und irgendwohin starrt, also gehe ich zu ihm und bleibe neben ihm stehen.

"Was machst du, du Idiot?", frage ich ihn und sehe ihn genervt an, doch dann nickt er nach vorne, also folge ich seinem Blick.

"Meine Mate ist unglaublich hübsch", murmelt er und schon erinnere ich mich wieder daran, dass er um einige Jahre jünger ist, als ich es bin.

Normalerweise kommt er viel reifer rüber und da ich seine Masken mittlerweile alle kenne, ist es schwer für ihn, mich für das Gegenteil zu überzeugen, doch gerade eben schafft er es wieder.

Er starrt das hübsche Mädchen an und beobachtet sie dabei, wie sie mit Rosa und Isaac ein paar Blumen pflückt.

Seit Natalia nicht mehr ist, hat Fawn die kleine sozusagen unter die Fittiche genommen, was ich unfassbar verantwortungslos von Silas finde.

Doch jedes Mal, wenn ich schlecht über ihn denke, oder seine Entscheidungen anzweifle, erwischt Makenzie mich dabei und hält mir einen unfassbar langen Vortrag.

Als ich sehe, wie Fawn meinem Neffen eine kleine Blume in das Haar schiebt, reißt es mich wieder in die Realität zurück, also lege ich Danny meine Hände an die Schultern.

"Und du bist hässlich. Jetzt hilf mir mal hier drüben", sage ich und schiebe ihn auf Asher’s Wagen zu, an dem dieser gerade entspannt lehnt.

"Wo ist unsere große Alpha?", fragt er mich und schiebt sich dabei eine handvoll Chips in den Mund.

Tatsächlich habe ich sie, nachdem ich heute Morgen gegangen bin, auch nicht mehr gesehen, doch das muss er ja nicht wissen.

"Steh hier nicht so dämlich herum und hilf uns, die Einkäufe zu den passenden Häusern zu tragen. Je mehr Leute helfen, desto schneller sind wir fertig", sage ich ziemlich grimmig, obwohl ich eigentlich keinen Grund habe, genervt zu sein.

Ist es vielleicht nicht meine Emotion?

Ziemlich nachdenklich sehe ich mich um und entdecke meine Schwester, die die Kids gerade ins Haus bringt.

Silas läuft mit den beiden Jungs auf Fawn zu und keiner von den dreien scheint dabei wirklich gut gelaunt zu sein.

Wieso sind alle vier hier und Makenzie nicht?

Sie wird doch wohl nicht...

Nein.

Sie hat mir ihr Wort gegeben und ich vertraue darauf.

"Sagtest du nicht etwas von wegen je mehr Leute helfen, desto schneller sind wir fertig?", fragt Danny und äfft mich dabei nach, doch ich sehe die vier weiterhin skeptisch an.

Sie wirken aufgebracht.

Nur Silas wirkt ruhig und gelassen.

"Ricky!", sagt Asher unfassbar genervt, also reiße ich mich von den vieren los und nehme mir eine neue Tüte.

"Nur meine Familie darf mich so nennen, also spar dir das", mahne ich, doch er lacht nur auf.

"Wir sind dein Rudel, also sind wir Familie", kommt es ziemlich amüsiert von ihm.

"Ergo, wir alle dürfen dich so nennen", fügt Danny zu Asher’s Worten hinzu, was mich nur genervt ausatmen lässt.

"Was soll der scheiß?!", höre ich Jason brüllen und sehe sofort zu den anderen, doch als ich sehe, wie Blaze ausholt und Jason erneut mit Schwung ins Gesicht schlägt, sehe ich mich erneut nach Makenzie um.

Wo zu Hölle steckt sie nur?

Fawn wirkt mittlerweile ziemlich besorgt, hält sich vor Schreck eine Hand an den Bauch und die andere vor den Mund, während Silas mit verschränkten Armen daneben steht und den Jungs nur zusieht.

POV Makenzie

Ich habe gerade alles restliche Zuhause erledigt und laufe in diesem Moment durch den Wald.

Manchmal sollte ich nicht auf das hören, was mein inneres mir sagt, weil ich sonst nämlich viel früher im Reservat gewesen wäre.

Wären da nicht diese Aufgaben, die Natalia immer erledigt hat.

Seit sie fort ist, was unwiderruflich meine Schuld ist, habe ich diesen Drang, einfach alles zu tun, was sie immer getan hat.

Die Wäsche von allen machen, Kochen, Einkäufe erledigen.

Eigentlich alle möglichen Aufgaben, die man zum Haushalt zählt.

Ich will sie nicht tun, doch irgendetwas in mir fühlt sich immer noch unheimlich schlecht.

Ich hätte auf sie achtgeben sollen.

"Machst du dir Vorwürfe?"
Sofort fahre ich herum und sehe mich um, doch ich entdecke niemanden.

Ich werde doch jetzt nicht auch noch wahnsinnig, oder?

"Was?", frage ich sichtlich überfordert und drehe mich einige Male im Kreis.

Meine Augen sind gut genug, um in der Dunkelheit sehen zu können und auch meine Ohren nehmen die Geräusche wahr, die einige Meter weiter von irgendwelchen Dingen verursacht werden.

Plötzlich rascheln einige Äste und sobald ich eine Person entdecke, springt sie auch schon aus dem Baum und landet gekonnt im Laub des Bodens auf beiden Füßen.

"Nun, in dieser Situation ist es durchaus üblich, dass die betreffende Person eine Art Schuldgefühl aufweist", sagt der Mann, der sich langsam vor mir aufstellt und dann ziemlich gelassen seine Hände in die Taschen seiner Jeans schiebt.

Mein Herz rast, doch ich habe keine Angst vor ihm.

"Welche Situation?", frage ich mit zittriger Stimme, doch wieder handelt da nicht die Angst.

Meine Augen liegen auf ihm und Stück für Stück mustere ich ihn, aber irgendwie will mein Verstand nicht verarbeiten, was er da vor mir sieht.

"Die Tode, die allesamt an deinen Händen kleben", antwortet er auf meine Frage, die ich selber bereits vergessen habe.

Ich schlucke und sehe mich ziemlich alarmiert um.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt