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"Nicht weinen", fleht er fast verzweifelt und wischt mir mit den Daumen sanft die Tränen von den Wangen, ehe er sich einfach zu mir herunter lehnt und sanft seine Lippen auf meine legt.

Instinktiv schließe ich die Augen und ziehe ihn etwas näher zu mir, doch der Schmerz seiner Zurückweisung, sitzt noch immer in mir.

Während seine rechte Hand an meiner Wange liegen bleibt, fährt er langsam mit der linken weiter nach hinten, bis seine Finger sich in meinem Haar befinden und er mich an meinem Hals noch näher an sich heranzieht.

Im Wald hat er es mir bereits gesagt und auch vor ein paar Tagen wieder, doch ich habe es noch nicht ein einziges Mal ausgesprochen.

Dabei liebe ich ihn auch ohne die Verbindung so unfassbar stark, dass es kaum in Worte zu fassen ist.

Ich löse mich von ihm und öffne langsam die Augen.

"Das Haus ist leer", merke ich nervös an und sehe mir seine Reaktion verdammt genau an.

Als er dann einmal kräftig schluckt, bewegt sich sein Adamsapfel auf und ab, doch diese Reaktion zeigt mir, dass es ihn auch nervös macht.

"Ich kann nicht mit dir schlafen", sagt er und lässt mich mit dieser Antwort total blöd dastehen.

"Ich schwöre dir, Derrick, wenn du mich jetzt weiter abblitzen lässt, während ich hier versuche, uns auf irgendeiner Art und Weise näher ans Ziel zu bringen, dann bekommen wir richtig Probleme", warne ich ihn und sehe ihn dabei immer grimmiger an, doch er schmunzelt leicht.

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich das schon will, aber ich kann nicht. Keine Ahnung, ob ich mich zurückhalten kann, wenn ich nachgebe", gibt er offen zu.

Ich überlege einen Moment, ohne überhaupt überlegen zu müssen.

"Mir egal", sage ich und lasse ihn mich nun überrascht ansehen.

Jetzt tue ich das, was ich schon seit einigen Tage nicht mehr gemacht habe.

Ich öffne mich ihm und lasse zu, dass er mich fühlt, während ich ihn fühle.

Es ist intensiv und verdammt schwer zu ignorieren, wie sehr wir uns gerade nach einander sehnen.

"Mach das nicht, Makenzie", raunt er verzweifelt und lässt seine Stirn an meine fallen.

"Du hast mich lange genug von dir fern gehalten. Ich bin kein Mensch mehr, Derrick", flüstere ich und sehe immer wieder zwischen seinen Lippen und seinen Augen hin und her.

"Du schummelst", sagt er noch, ehe er seine Hände plötzlich von mir löst und sie an meine Beine legt, nur um mich dann ohne Vorwarnung hochzuheben.

Ich quietsche erschrocken auf, schlinge trotzdem sofort meine Beine um seine Taille, ehe ich mich an seinen Schultern festhalte.

"Manchmal muss man die Asse nutzen, die man in seinen Ärmeln versteckt hält", lächle ich etwas verschmitzt, da es wirklich funktioniert hat.

Er gibt als Antwort ein leises, aber tiefes knurren von sich, was mich noch breiter lächeln lässt, ehe ich unserer Lippen einfach wieder miteinander verbinde.

Mit mir auf dem Arm, als habe ich wirklich keinerlei Gewicht für ihn, läuft er aus dem Badezimmer, unterbricht den Kuss für keine Sekunde und läuft den Flur entlang.

Aus diesem Grund bin ich nun diejenige, die den Kuss etwas verwirrt unterbricht.

"Was machst du?", frage ich und sehe ihm dabei in die Augen.

Ich möchte das hier wirklich und wenn er mich jetzt wieder einfach abblitzen lässt, dann weiß ich nicht, ob ich mich zurückhalten und verhindern kann, ihn zu verprügeln.

Meine Brauen ziehen sich fast schon genervt zusammen, was ihn sofort schmunzeln lässt.

"Mag sein, dass dein Bett näher ist, aber meines ist größer. Dort haben wir mehr als genug Platz", erklärt er, während er durch die Küche, hinüber zum Wohnzimmer und dann direkt zur Treppe geht.

Fast schon erleichtert atme ich aus.

Ich sehe ihn noch einen Moment an, genieße diese Schönheit und streiche mit meinem linken Daumen etwas über die Stoppeln seines wachsenden drei Tage Bartes.

Manchmal frage ich mich wirklich, womit ich das alles verdient habe.

Ja, unser Anfang war ziemlich schwer, aber wir haben es immerhin zusammen weiter gebracht, als einer von uns beiden angenommen hatte.

Meine rechte Hand, welche noch auf seiner Schulter ruht, lasse ich nun langsam zur Seite wandern, bis ich beide meiner Hände in seinen Nacken lege und ihn weiter betrachte.

"Deine Wolfsgestalt kann einfach nur atemberaubend sein", murmel ich nachdenklich und stelle mir vor, wie ein wunderschöner und riesiger schwarzer Wolf mit atemberaubenden blaugrauen Augen vor mir steht.

"Irgendwann, wirst du ihn sehen", versichert er mir und macht damit auf seinen Wolf aufmerksam.

Er schaut gar nicht, wo er eigentlich hinläuft und trägt mich ohne Probleme die Treppe hinauf.

"Lass dir bloß nicht zu viel Zeit, sonst bleibt Danny mein Favorit", sage ich und beiße mir auf die Unterlippe, um mein Lächeln zu unterdrücken.

Er zieht scharf die Luft ein, ehe er die letzten Stufen nach oben und dann direkt auf sein Zimmer zu geht.

"Das war ein riesiger Fehler, Makenzie", sagt er und betritt sein Zimmer.

Ich liebe es, wenn er so schnell eifersüchtig wird.

Es ist keine kranke Eifersucht, die einem Angst einjagen kann, sondern eine liebevolle und sanfte Eifersucht, die mir immer wieder zeigt, dass er seine Liebe zu mir, nicht mehr so einfach verstecken oder unterdrücken kann.

Mit einem Mal bleibt er vor seinem Bett stehen und wirft mich mit einfach darauf.

Perplex sehe ihn an, will ihm eigentlich sagen, dass er ein Spinner ist, doch dann blicke ich in sein wunderschönes Lächeln und kann einfach nicht anders, als ebenfalls zu lächeln.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt