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"Die Leute, die du an deinem Geburtstag im Wald gesehen hast, waren immer mal wieder in der Nähe des Waldes. Wir haben uns natürlich darum gekümmert und versucht herauszufinden, was sie wollten, aber trotzdem haben wir angenommen, dass sie irgendetwas von mir wollen", beginnt er, weshalb ich ihn aufmerksam betrachte.

"Warum ausgerechnet von dir?", frage ich neugierig, was ihn kurz zum Schmunzeln bringt.

Wieso wirkt er plötzlich so ausgewechselt?

Vielleicht, weil er mir jetzt ins Gesicht sagen kann, dass er Gründe dafür hat, mich nicht zu akzeptieren?

"Ein Alpha ist ziemlich wichtig, Makenzie. Er führt das ganze Rudel an und nur ein Befehl vom Alpha, kann sein Rudel zu allem bringen, ohne dass sich das Rudel gegen den Befehl stellen kann", erklärt er mir verdammt ruhig und mit bedachten Worten.

"Also könntest du jeden aus dem Dorf dazu bringen, wirklich alles für dich zu tun?", frage ich Schlussfolgernd.

"Ist dir klar, was ich dir gerade versuche zu erklären?", fragt er und hebt eine Braue, doch ich schüttel leicht den Kopf hin und her.

Etwas frustriert atmet er aus und sieht dann wieder nach vorne.

"Theoretisch könnte ich jeden zu allem bringen, bei dem das Gen bereits ausgebrochen ist. Die anderen fühlen sich mir nicht so stark verpflichtet, wie die, bei denen das Gen tatsächlich ausgebrochen ist."
Fasziniert über all diese neuen Informationen sehe ich ihn einfach nur an.

Es ist, als wäre all das, diese plötzliche neue Welt und dieser Hauch von Magie, einfach nur reine Kunst, die auf Bildern festgelegt werden sollte und all das wirkt einfach nur wunderschön.

Natürlich interessiere ich mich weiterhin für schöne Dinge und Danny war es alle Male.

Wenn alle aus dem Rudel so bezaubernd und wunderschön sind, habe ich kein Problem damit, alles über sie zu erfahren.

"Jedenfalls war unsere Annahme falsch. Diese Leute wollen nicht mich", reißt er mich aus meinen Gedanken.

"Wer sind die überhaupt?", frage ich, da ich das bis jetzt noch nicht verstanden habe.

"Wahrscheinlich ebenfalls Wölfe und dementsprechend von einem fremden Rudel, oder sowas in der Art. Keiner von ihnen will uns etwas erzählen."
Misstrauisch ziehe ich die Brauen zusammen, da sie definitiv etwas wollen, wenn sie so hartnäckig im Wald herumstreifen.

"Und was wollen sie?", frage ich letztendlich, was ihn wieder leicht schmunzeln lässt.

"Eigentlich bist du doch so schlau. Liegt es am Fieber, dass du plötzlich so langsam bist?"
Genervt sehe ich ihn an und schnaube beleidigt auf, ehe ich mich wieder nach vorne drehe.

"Immer noch derselbe Idiot", murmel ich und lasse mein Kinn auf meine Knie fallen.

"Sie wollen dich, Makenzie."
Sofort reiße ich den Kopf wieder hoch und blicke ihm ziemlich überrascht ins Gesicht.

"Du hast keine Angst?", fragt er nach einigen stillen Momenten, in denen wir einander nur ansehen, doch ich schüttel, wie in Trance, den Kopf hin und her.

Ich habe selten Angst?

Sollte ich denn überhaupt Angst haben?

Irgendwie verstehe ich das immer noch nicht ganz.

"Wir wissen nichts über sie. Nicht was sie von dir wollen, nicht wo sie herkommen, oder sonstiges. Nur, dass sie dich unbedingt haben wollen."
Stumm starre ich in seine Augen.

Sie wollen etwas von mir?

Von einem Mädchen, dass ständig Probleme damit hat, ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten?

Von einem achtzehn jährigen Mädchen, dass nichts auf die Reihe kriegt, außer ein paar Bilder zu schießen?

"Moment", sage ich und reiße die Augen weiter auf.

"Sind Felicia und Isaac deshalb im Reservat und ist Micah deshalb auch auf der Arbeit und nicht hier?", frage ich ziemlich besorgt.

"Jetzt hast du Angst?", fragt er überrascht.

"Du hast keine Angst, wenn es um dich geht, aber sobald es um andere geht, rast dein Herz wie verrückt. Du bist ziemlich seltsam", sagt er und sieht mich so an, als würde er versuchen mich zu verstehen, doch als ich ernst die Miene verziehe, atmet er laut aus.

"Ja, Felicia und Isaac sind deshalb im Reservat, aber nein, Micah ist nicht deshalb bei der Arbeit. In letzter Zeit verschwinden immer mehr Leute. Es hat schon mehrere aus der Stadt erwischt. Wir vermuten, dass die fremden damit zu tun haben, aber irgendwie können wir keine Beweise finden", erklärt er, was mich ziemlich nachdenklich nach vorne blicken lässt.

Einige Minuten bleibt es wieder still, doch es ist keine seltsame Stille.

Eher eine beruhigende, die mich ziemlich müde macht.

"Ich will, dass du oben schläfst", unterbricht er plötzlich, in dem Moment, die Stille, in dem ich gerade meine Augen geschlossen hatte.

"Und wieso sollte ich das tun?", frage ich leise, doch es ist eher ein fast unverständliches hauchen.

"Dort ist es schwieriger, an dich heranzukommen", sagt er mit einer ruhigen, aber auch klaren Stimme.

Ich hingegen werde gerade Stück für Stück von der Müdigkeit eingenommen und auch der Hunger scheint mir keine Probleme mehr zu machen, was mich ziemlich erleichtert.

"Ich schlafe nicht gerne in den Betten von mürrischen Idioten, die daran Schuld sind, dass ich krank werde", gähne ich und rutsche unbedacht immer weiter in die Decken hinein.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt