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Mehr als eine Woche voller Erkältung und all das schreckliche Zeug habe ich nun schon hinter mir.

Ich fühle mich zwar schon viel besser, bin aber noch lange nicht wieder vollständig genesen, weshalb ich Felicia und Micah auch gesagt habe, dass ich heute nicht mitkomme, während die drei die Familie besuchen gehen.

Auch der seltsame Vorfall, den ich anfangs für real gehalten habe, hat sich als ein ziemlich sinnfreier Traum herausgestellt.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, hatte ich nämlich nur meine beiden Decken, die mich umgeben haben, doch von einer weiteren, war weit und breit keine Spur, also muss es einfach ein Traum gewesen sein.

Ziemlich konzentriert sitze ich am Schreibtisch und schiebe gerade die Schulaufgaben zur Seite, ehe ich meinen Laptop in den Vordergrund ziehe und eine der Schubladen zu meiner rechten öffne, aus der ich die kleine SD-Karte herausnehme.

Die Schulaufgaben waren wie immer viel zu einfach, weshalb ich schon am zweiten Tag mit den Aufgaben für die restliche Woche fertig bin und mich jetzt wieder auf die Bearbeitung meiner Bilder konzentrieren kann.

Wenn das mit den Schulaufgaben weiterhin so glattläuft, bin ich noch schneller als die Lehrer es in der Schule überhaupt lehren können.

Gerade bin ich dabei die Bilder zu öffnen, da höre ich ein lautes Poltern über mir, weshalb ich sofort verwirrt zur Decke sehe.

Die drei sind schon seit ungefähr einer halben Stunde weg.

Hat einer von ihnen etwas vergessen?

Ziemlich verwirrt rutsche ich zurück und stehe auf, ehe ich aus meinem Zimmer laufe und zur Treppe gehe.

"Micah?!", rufe ich und warte einen Moment, bekomme aber keine Antwort, weshalb ich verwirrt die Hand an das Geländer lege und hinauf sehe.

Für einen Moment nehme ich an, dass ich mir das poltern nur eingebildet habe, doch dann rumpelt wieder irgendetwas und schon rast mein Herz wie verrückt.

Dort oben war ich noch nie und eigentlich hatte ich auch nie vor, jemals darauf zu gehen, doch ziemlich unsicher nehme ich mir nun einen der spitzen Regenschirme aus dem Ständer und halte ihn mit der Spitze nach vorne vor mich, ehe ich langsam beginne Stufe für Stufe hinaufzugehen.

So viel zum Thema, hier vertrauen alle einander und es ist nicht nötig, die Türen abzusperren.

Ganz langsam und mit schlotternden Knien betrete ich die obere Etage und sehe mich sofort ziemlich perplex um.

Hier gibt es nur zwei Türen und beide sind geschlossen.

Zögerlich gehe ich auf die erste Tür zu, lege meine Hand an den Griff und öffne sie, ehe ich sie mit dem Regenschirm aufschiebe.

Ein Badezimmer und ein leeres noch dazu.

Also der andere Raum.

Ich versuche all meinen Mut zusammenzunehmen, umfasse den Regenschirm fester und lege meine zitternde Hand erneut an den Griff, ehe ich die Tür öffne und sie dann wieder mit dem Regenschirm öffne.

Diesmal wird ein ziemlich großes Zimmer entblößt, was mich kurzfristig total staunen lässt, doch je unaufmerksamer ich werde, desto schneller erinnere ich mich wieder daran, dass hier oben irgendetwas herum poltert.

Wieder etwas aufmerksamer sehe ich mich um, kann jedoch nichts und niemanden entdecken, weshalb ich den Regenschirm wieder sinken lasse und mich zur Tür umdrehe, doch im selben Moment, als ich nach vorne sehe, entdecke ich etwas, das sich bewegt, beginne sofort zu kreischen und halte den Regenschirm schützend vor mich.

"Scheiße, hast du ein Organ!", murrt eine grimmige Stimme laut, weshalb ich zögerlich die Augen öffne und hinter den Regenschirm schlinze.

Es ist Derrick, der an einem großen Kleiderschrank steht und sich schützend die Hand an die Seite hält.

Erst jetzt erkenne ich, dass er kein Shirt trägt und seine Seite ziemlich stark zu bluten scheint.

"Was hast du denn gemacht?!", frage ich total erschrocken und lasse den Regenschirm fallen, ehe ich auf ihn zu stürme und perplex vor ihm stehen bleibe, da das viele Blut mich sofort zögern lässt.

"Geht dich einen feuchten scheiß an. Hat dir irgendwer erlaubt in mein Zimmer zu kommen?", fragt er finster und nimmt die Hand von der Wunde, ehe er sich die blutverschmierte Hand genauer ansieht.

Sein Zimmer also?

"Hier oben wurde herum gepoltert. Ich dachte, ich wäre alleine. Kann ja keiner wissen, dass du immer nur dann auftauchst, wenn ich alleine sein sollte. Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?! Du blutest und stehst total gelassen da?!", frage ich aufgebracht und gestikuliere wild in seine Richtung.

"Was soll ich sonst tun? Kreischen und panisch im Kreis rennen?", fragt er genervt und dreht sich unbekümmert um, ehe er sich ein Shirt greift und dann an mir vorbeiläuft.

"Tu mir einen Gefallen und verschwinde. Deine Anwesenheit ist nicht gerade das, wonach ich mich sehne", murrt er grimmig.

"Vielleicht sehnst du dich ja danach, dass ich dir den Regenschirm ins Gesicht donnere", murmel ich vor mich hin und hebe genau diesen vom Boden auf.

"Wie war das?", fragt er finster und dreht sich in meine Richtung, nur um mich mit erhobener Braue und mahnendem Blick zu betrachten.

"Hm? Ich hab nichts gesagt", lüge ich und stelle mich doof, was ihn nur genervt schnauben lässt, ehe er sich wieder umdreht, ein paar Tücher von seinem Bett nimmt, damit das Blut weg wischt und dann einfach ein Pflaster auf die Wunde klatscht, so als wäre es kein großes Ding.

"Bist du dir sicher, dass sich das nicht lieber ein Arzt ansehen sollte? Das war ziemlich viel Blut", sage ich und kratze mich unbeholfen am Hals.

"Du weißt, wo die Tür ist", ist das einzige, was er sagt, ohne mich dabei auch nur eines Blickes zu würdigen.

Tief atme ich ein, drehe mich um und laufe zur Tür.

Wenn er verbluten, oder an einer Blutvergiftung sterben will, kann er das gerne tun.

Mürrisches Arschloch.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt